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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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und der Pick-up brauste davon.
    Emily starrte ihnen hinterher. Was sollte das denn?
    Waren Frauen, die allein irgendwo saßen, immer mögliche Opfer einer solche Anmache? Und glaubten Männer, dass Frauen solche Sprüche toll fanden? Oder machten sie sich auf ihre Kosten einen billigen Spaß?
    Emily seufzte. Warum war sie überhaupt mitten am Tag am anderen Ende der Stadt und wartete auf einen Bus, wo sie doch im Matheunterricht sitzen sollte? Und warum wäre sie am liebsten in einen Bus eingestiegen, der sie bis ans andere Ende der Welt brachte?
    Weil sie ihrem eigenen Leben entfliehen wollte, das war es.
    Hatten Sam und Riddle sie wirklich so verändert?
    ***
    Mit einer Sache hatte Clarence richtig gelegen: Es wurden jetzt in der Gegend bei den Autofahrern viel mehr Polizeikontrollen gemacht. Wegen der diversen Polizeiberichte und weil Minderjährige in den Fall verwickelt waren, hatte man Clarence hochgestuft: von einem Diebstahlverdächtigen zu einem Mann, der wegen weit schwerwiegenderer Verbrechen auf der Flucht war.
    Detective Sanderson hatte mit Utah telefoniert und um genauere Angaben zu den beiden Jungen gebeten. Er dachte schon fast daran, selbst dorthin zu fahren.
    Und dann bekam er einen Telefonanruf von Tim Bell, dass jetzt auch ein Foto des zweiten Jungen aufgetaucht war, dem Jüngeren der beiden. Das würde sie voranbringen. Das Foto stammte aus einem Friseursalon und war erst wenige Wochen alt.
    Kaum hatte Tim Bell ihm das Foto geschickt, stellte Sanderson es ins Netz, wo es nun als Fahndungsaufruf neben dem von Sam in der Rubrik vermisster Kinder zu sehen war. Jede Polizeiwache im ganzen Land hatte darauf Zugriff.
    Eigentlich hätte Detective Sanderson dann einem heißen Tipp nachgehen sollen – zu einem ortsansässigen Geschäftsmann, der im Verdacht stand, auf einem gepachteten Stück Wald in großem Stil mit Marihuana zu dealen –, aber er beschloss stattdessen, nach mehr Informationen zu den beiden Jungen zu suchen.
    Er wusste ihr Alter. Und jetzt hatte er auch von allen beiden Fotos. Sie mussten ja von irgendwoher gekommen sein. Die Bells hatten ihm erzählt, die beiden seien bereits jahrelang mit ihrem Vater herumgezogen. Deshalb würde er jetzt mal ein bisschen nachforschen, ob sich da nicht was in älteren Akten finden ließ.
    In diesem Fall verhielt es sich genau andersherum als sonst: Statt Fotos von Kleinkindern vor sich zu haben, die als vermisst gemeldet worden waren – und zu denen Computerprogramme und Grafiker sich die Teenager ausmalten –, hatte er zwei Fotos von heute vor sich, zu denen er sich die passenden Baby- und Kleinkindgesichter vorzustellen versuchte.
    Wer hatte vor zehn Jahren zwei kleine Jungs als vermisst gemeldet?
    ***
    Emily saß im Bus und starrte durchs Fenster auf die vorbeiziehenden kleinen Läden, von denen sich in der Straße einer an den nächsten reihte.
    Zwei Kreuzungen weiter hielt der Bus an einer Haltestelle und ein Mädchen mit einem College-Rucksack stieg ein, gefolgt von einem Jungen. Sie setzten sich beide in die Reihe vor Emily – und dann küssten sie sich auch schon.
    Plötzlich wollte Emily nur noch raus aus diesem Bus. Sie lehnte den Kopf gegen das Fenster und schloss die Augen.
    Worum ging es eigentlich bei der Suche nach einem anderen Menschen? Ging es letztlich darum, dass die Gefühle, die jemand uns entgegenbrachte, auch veränderten, wie wir uns selbst wahrnahmen?
    Das wirkte etwas wirr, aber wenn es vielleicht doch so war?
    Waren die Menschen tatsächlich immer nur Spiegel füreinander?
    Wollte jeder im Grunde seines Herzens nur gesagt bekommen, dass er einfach großartig war? Und wenn andere Menschen denjenigen, der einem das sagte, für gut aussehend, klug oder irgendwie einzigartig hielten, fühlte man sich dann noch großartiger?
    Strampelten sich alle immer nur ab, weil sie sich als ganz besondere Menschen fühlen und als solche auch anerkannt werden wollten?
    Oder war da doch noch mehr?
    Gab es in einer Bindung immer auch etwas, das für alle anderen unsichtbar blieb und nicht an irgendwelchen allgemeinen Maßstäben gemessen werden konnte? Etwas anderes als diese gegenseitige Wertschätzung, weshalb man sich zueinander hingezogen fühlte?
    Emily musste daran denken, dass ihre Großmutter Risha ihr gesagt hatte, es sei wichtig, sich stets daran zu erinnern, weshalb man sich bei der ersten Begegnung in jemanden verliebt habe.
    Lange bevor Emily wusste, wie schön Sam Gitarre spielen konnte, und lange bevor sie wusste, wie sehr er

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