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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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saß mit geschlossenen Augen im Wagen und hechelte wie ein gestresster Hund. Doch als der Lkw die asphaltierte Straße verließ und auf die grobe Schotterstraße wechselte, fuhr er plötzlich hoch.
    Sam sah starr aus dem Fenster. Riddle warf einen Blick zu ihm hinüber und las in den Augen seines Bruders dasselbe wie immer: Alles würde gut werden. Dafür würde Sam schon sorgen.
    Aber Sam wusste, dass die Situation diesmal eine andere war.
    Und als Clarence jetzt aus dem Laster stieg, eine Drahtzange aus dem Heck holte und damit das Vorhängeschloss von der Kette trennte, die man quer über die Forststraße gehängt hatte, war Sam plötzlich klar, dass er diese Fahrt mit seinem Vater nicht mehr lange fortsetzen würde.
    Der Lkw fuhr tiefer und tiefer in die abgeschiedenen Berge des Nationalparks hinein und plötzlich erinnerte sich Sam daran, dass es jenseits von hier noch eine andere Welt gab und Riddle und er zu ihr zurückkehren mussten.
    Zumindest mussten sie es um jeden Preis versuchen.
    ***
    Bobby Ellis’ neuer SUV hielt vor dem Haus der Familie Bell an. Wie gern wäre er jetzt hereingebeten worden, nur ganz kurz. Aber Emily griff nach ihrer Tasche und öffnete die Wagentür, bevor er auch nur daran denken konnte, etwas anderes zu sagen, als »Ich werde den Fall weiter verfolgen« – wodurch er sich anhörte wie irgend so ein bescheuerter Kommissar in einer alten Fernsehserie.
    Aber auf Emily schien es Eindruck zu machen, denn sie fragte: »Du willst noch mehr Nachforschungen anstellen?«
    Bobby nickte und stotterte etwas herum: »Na ja, ich – nun, ich wollte vielleicht noch mal ins Büro zu meiner Mom und ihre Kontakte zur Polizei spielen lassen, ob die vielleicht irgendwas gefunden haben. Noch nichts Offizielles, du weißt schon, so Zeugs, worüber man nach Dienstschluss plaudert.«
    Emily nickte. »Klingt gut.«
    Bobby nickte zurück. »Ich ruf dich später an und informier dich.«
    Emily nickte wieder und ging dann zum Haus. Bobby spürte, dass er besser gleich weggefahren wäre, statt ihr noch nachzusehen, wie sie über den Rasen und zur Veranda hochging. Er hätte schon fort sein sollen, bevor sie ihren Schlüssel herauszog und nach drinnen verschwand.
    Sie winkte ihm kurz zu und er hoffte, dass er fürsorglich wirkte, nicht besitzergreifend.
    Bobby Ellis fuhr in seinem SUV davon und bog an der Kreuzung nicht in die Richtung ab, die ihn nach Hause führte. Er war unterwegs in die Stadtmitte. Wenn es irgendwelche Nachrichten vom Feind gab, wie er seinen Rivalen bei sich immer nannte, dann wollte er das so früh wie möglich wissen.
    ***
    Emily nahm ihren Rucksack und ging direkt hoch in ihr Zimmer. Sie schloss die Tür und setzte sich aufs Bett. Da saß sie eine Weile. Sie fühlte sich innerlich so leer.
    Jahrelang war sie in die Schule gegangen und hatte aus Büchern alles Mögliche über Literatur und Geschichte, über Mathematik und Naturwissenschaften gelernt. Sie beherrschte eine Fremdsprache und ein Musikinstrument, wenn auch nicht besonders gut. Sie kannte sich in mindestens einem Dutzend Sportarten aus. Sie hatte einmal Tauchunterricht genommen und sie wusste, wie man eine Töpferscheibe benutzt. Sie konnte verschiedene Gerichte kochen und hatte an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen.
    Aber was sie jetzt hätte gebrauchen können, hatte man ihr nicht beigebracht.
    Es gab kein Papier, auf dem zehn Schritte standen, die sie hätte auswendig lernen und anwenden können. Keine der Geschichten, die sie über die Trauer anderer Menschen gelesen oder gehört hatte, half ihr jetzt weiter.
    Emily legte sich aufs Bett, kauerte sich ganz klein zusammen und Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    Dafür gab es kein Handbuch.
    War so das Leben?
    ***
    Als Bobby ins Büro seiner Eltern kam, war seine Mutter gerade mit einem neuen Klienten in dem kleinen Besprechungszimmer am Ende des Korridors. Großartig. Bobby ging in ihr Büro und schloss die Tür. Seine Mutter hatte ihren E-Mail-Account offen. Wenn er in wichtigen Dingen Antworten bekommen wollte, so hatte er gelernt, war es das Einfachste, er gab sich als sie aus.
    Deshalb öffnete Bobby Ellis ein weiteres Fenster und schrieb eine kurze Nachricht an Detective Sanderson.
    Wollte nur mal wissen, ob es neue Entwicklungen im Needle-Lane-Fall gibt.
    Beste Grüße, Barb
    Dann lehnte Bobby sich zurück und wartete. Ein paar Augenblicke später tauchte im Postfach eine E-Mail auf:
    Verfolgen heiße Spur in Cedar City, Utah. Verdächtiger dort identifiziert und

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