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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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Superior-Cuts-Adresskarten und auf den Coupons für die »Montagshaarschnitte zum halben Preis«.
    Emily starrte auf den Computer, während Rayford ihr eine E-Mail mit den Fotos von Riddle schickte. Riddle sah darauf sonderbarer aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Er hatte die Augen zusammengekniffen, wirkte kleiner und verloren. Rayford bemerkte, wie verwirrt sie war, und fragte: »Sind das doch nicht die richtigen Fotos?«
    Emily nickte geistesabwesend, immer noch auf den Computer starrend.
    Am anderen Ende des Raums war Crystal gerade damit fertig geworden, einer Frau, die sich trotzig gegen ihr wahres Alter wehrte, auffällige blonde Strähnchen zu färben. Crystal streifte die stinkenden lila Gummihandschuhe ab, ließ sie in das tiefe Waschbecken fallen und kam herüber, um sich am Gespräch zu beteiligen.
    »Stecken die beiden in Schwierigkeiten? Na ja, bei dem Kleinen kann ich mir ja vorstellen, dass er… aber bei dem Älteren… Ich meine, er war –«
    Emily unterbrach sie: »Sie haben nichts angestellt. Sie sind selber Opfer.«
    Weder Rayford noch Crystal konnten damit viel anfangen. Aber Crystal nickte, weil sie nett sein wollte, und dann, weil ihr sonst nichts einfiel, sagte sie: »Ich schneid dir gern die Haare… falls du mal einen neuen Stil ausprobieren möchtest oder so.«
    Emily sah Crystal an. Sam und Riddle hatten von ihr auch die Haare geschnitten bekommen. Das reichte Emily als Verbindung. »Ich hab aber nicht genug Geld dabei. Ich bin nur wegen der Fotos gekommen und –«
    Crystal griff nach einem rosa Kittel. »Kein Problem. Ich will nur zwei Vorher-Nachher-Fotos für unsere Werbung machen dürfen.«
    ***
    Emily fragte, ob sie ihre Haare vielleicht einer dieser Organisationen spenden könnte, die daraus Perücken für Kinder mit Krebs anfertigen, und sie sagten, ja, das ließe sich machen. Emilys Haare wurden zuerst zu einem langen dunkelbraunen Zopf geflochten und danach säbelte Rayford ihn mit einer riesigen Schere durch und trug ihn weg.
    Hatte ein Mann einer Frau das Herz gebrochen, so hatte Emily sagen hören, dann schnitt sie sich die Haare ab. Ihr eigenes Herz fühlte sich so an, als wäre es von Pfeilen durchbohrt worden. Die ganze Zeit über, während Crystal sich an ihren Haaren zu schaffen machte, hielt sie die Augen geschlossen. Sie hatte immer lange Haare gehabt, schon als kleines Mädchen. Wie ein Samtvorhang sahen sie auf den Fotos von damals aus.
    Als Crystal fertig war und Emily schließlich in den großen ovalen Spiegel blickte, war sie überrascht. Sie hatte geglaubt, mit kurzen Haaren würde sie jünger aussehen. Und dass sie jetzt jemand wäre, der sich unauffällig durch eine Menge bewegen konnte.
    Aber da hatte sie sich getäuscht. Ihr neuer Look hatte unglaublich viel Stil. Sie wirkte damit älter und fast elegant.
    Keiner würde sie jetzt mehr übersehen.
    ***
    Crystal druckte das Foto aus, das Rayford von Emily gemacht hatte, und hängte es neben das von Sam.
    Für Emily war es irgendwie tröstlich, dass sie nun wieder vereint waren, selbst wenn es sich nur um die beigebraune Wand eines Friseursalons am Eingang einer kleinen Einkaufspassage handelte, neben einem Hundesalon, der wegen der schlechten Wirtschaftslage seit über einem Jahr geschlossen war. Emily kam es auf einmal so vor, als hätte sie tatsächlich in der letzten Zeit viel mehr zottelige, zerzauste Hunde gesehen.
    Sie verließ Superior Cuts und ging zurück zur Bushaltestelle, wo sie sich hinsetzte und wartete.
    Ein silberfarbener Pick-up mit drei Jungs, die sich nebeneinander auf die Vorderbank gezwängt hatten, bremste vor der roten Ampel und der Bushaltestelle ab.
    Der Junge, der ganz rechts saß, beugte sich aus dem Fenster und rief: »Hey, sollen wir dich mal auf Touren bringen?«
    Emily schaute weg. Alle drei lachten und der Fahrer machte keuchende Geräusche. »Komm schon, Mädchen, komm, das wollt ihr doch alle!«
    Noch mehr Lachen aus dem Pick-up.
    Emily rührte sich nicht. Ihre Augen hatte sie starr vor sich auf den Bürgersteig gerichtet. Die Ampel schaltete auf Grün. Der Pick-up stand immer noch davor. Der Fahrer beugte sich über seine beiden Freunde hinweg und brüllte: »Du wirst mir heute meine Träume versüßen, Baby!«
    Die anderen beiden Jungs lachten wieder und dann schaute Emily sie an. Ihre Stimme war so kalt, dass man davon Gänsehaut kriegen konnte. »Wär wohl eher ein Albtraum.«
    Der Fahrer wechselte einen Blick mit den beiden Jungs neben ihm, trat dann heftig aufs Gas

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