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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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zeichnen. Die drei größten Felsen. Die drei höchsten Bäume. Der Fluss ganz unten. Und dann fing er an, jeden Bereich einzeln zu durchkämmen.
    Als es dämmerte und die Nacht schon beinahe über ihn hereinbrach, da sah er plötzlich die Umrisse einer Gestalt am Boden liegen. Eher einen Klumpen eigentlich. Einen Körper.
    ***
    Sam lag auf der Seite.
    Ob er wohl tot war?
    Nein, sein Brustkorb bewegte sich. Er schlief nur. Wollte einfach nicht aufwachen. Aber er gab leise Geräusche von sich. Leise zischende Geräusche. Doch seine Augen blieben geschlossen und er antwortete Riddle nicht, nicht mal, als er ihn – ganz entmutigt – anschrie, er solle auf der Stelle aufwachen!
    Da ging Riddle noch weiter den Abhang hinunter bis zum Rand des wilden Flusses und räumte an einer Stelle, wo der Boden weich und über und über mit braunen Kiefernnadeln bedeckt war, alles Gestein zur Seite. Hier lag noch fleckenweise Schnee, aber vielleicht ging es ja trotzdem. Vielleicht würde der Schnee Sam sogar guttun, denn sein Gesicht war rot und fühlte sich ganz heiß an.
    Riddle brach kleine Zweige mit jungen grünen Nadeln ab, die nicht knackig, sondern weich und biegsam waren, und fabrizierte daraus ein Kissen.
    Dann lief er los, um Sam zu holen. Ob das richtig war, wusste er nicht.
    Sam war schwer und Riddle hatte nicht die Kraft, ihn hochzuheben und zu tragen. So packte er ihn oben am Hemd und fing an, ihn die Böschung hinunterzuschleifen.
    Er merkte gleich, dass er ihm wehtat, weil er das Gesicht komisch verzog, aber aufwachen wollte er immer noch nicht.
    Unbeirrt schleppte Riddle ihn weiter bergab. Da unten am wilden Fluss, da konnte er schlafen und Wasser gab es auch. Es dauerte eine Weile, aber schließlich waren sie an der Stelle angekommen, die er für Sam vorbereitet hatte.
    Und dort bettete er ihn hin, damit er sich ausruhen konnte.
    ***
    Er schlug die Augen auf und es war dunkel.
    Er war wohl tot.
    Das war ganz offensichtlich.
    So also war es, wenn man starb. Um einen herum nur Schwärze. Benommenheit. Und starke Übelkeit.
    Doch dann gewöhnten seine Augen sich an die tiefe Dunkelheit, sie schienen etwas zu erkennen. Sam brauchte eine Weile, bis er begriff, dass er in einen Sternenhimmel schaute. In einen Himmel voller Sterne.
    Und plötzlich hörte er auch ein Geräusch. Ein Heulen. Einen Vogel. Das Heulen einer Eule etwa?
    Vielleicht war er ja doch nicht tot.
    Er schloss die Augen und bemühte sich, all die Empfindungen zu unterscheiden, die er in seinem Körper spürte. Am schlimmsten war die Kälte. Er fror erbärmlich.
    Als Nächstes spürte er, dass es in seiner Schulter pochte. Genauso wie in seinem Brustkorb, seitlich. An seinen Rippen auf der linken Seite.
    Dann hörte er ein weiteres Geräusch. Sehr nah diesmal. Etwas bewegte sich. Ein Tier. Ein großes Tier.
    Dann war er wohl noch nicht tot gewesen, würde aber jetzt sterben. Okay. Nur zu, versuch’s doch, du Biest! Denn wenn er starb, dann spürte er die Kälte und den Schmerz auf seiner linken Seite vielleicht nicht mehr.
    Er schloss die Augen und gab ein lautes Stöhnen von sich. Er konnte gar nicht anders, es kam von selbst aus ihm heraus. Na los, du Biest. Mach schon. Dann hörte er das Etwas, das auf ihn zukam, sagen: »Sam…?«
    Das Biest konnte sprechen.
    Sam schlug zum zweiten Mal die Augen auf und wieder mussten sie sich an die Dunkelheit gewöhnen, bis sie, das weite Zelt des Himmels über sich, dann schemenhaft die Silhouette seines Bruders wahrnehmen konnten. »Riddle…?«
    Und dann warf Riddle ihm die Arme um den Hals und fing an, bitterlich zu weinen. Ein tiefes Schluchzen drang aus seiner Kehle. Und wenn es Sam auch wehtat, wie Riddle seine Schulter dabei quetschte, ließ er sich doch von seinem kleinen Bruder halten. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, obwohl er wusste, dass es keine war, und endlich ließ ihn Riddle los und stotterte, noch unter Tränen: »Bist du okay… bist du okay, Sam? Ja? Sam? Bist du okay? Sam?«
    Sam merkte jetzt erst, wie trocken sich sein Mund anfühlte. Wie Stroh. Wie Dreck. Wie Glassplitter mit Sand durchsetzt. Wie blutiger Sand. Er konnte kaum die Zunge heben, aber schaffte es, mit Müh und Not zu fragen: »Gibt es hier Wasser…?«
    Riddle stand auf. So viel erkannte Sam. Und Riddle konnte laufen. Das wenigstens war eine gute Neuigkeit. Aber lief er nicht ein bisschen komisch? Er schien zu humpeln… zog er auch den Fuß nach? Sam konnte es nicht genau erkennen, dafür war es zu dunkel. Da kehrte Riddle

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