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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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ruhiger, aufmunternder Stimme. Emily kannte diesen Tonfall. Es war die Stimme, die einen tröstete, wenn etwas wirklich richtig, richtig schlimm war.
    »Es besteht kein Anlass, dem Mann zu glauben. Er ist ein Dieb und Lügner und außerdem hat er gerade eine schwere Operation hinter sich, und man weiß ja, was Medikamente bewirken können…«
    Debbie Bell schwieg einen Moment, dann fuhr sie fort: »Er hat etwas von einem Unfall erzählt. In den Bergen. Der Polizei hat er gesagt, die Jungen hätten am Straßenrand gestanden, direkt an einem steilen Abgrund. Er hat gesagt, Riddle sei ausgerutscht und Sam habe noch versucht, ihn festzuhalten, und dass dann beide über den Felsvorsprung hinunter in die Tiefe gestürzt sind…«
    Debbie schwieg wieder einen Moment. »Ihr Vater sagt, dass er ihnen nach unten nachgerutscht ist und sich dabei das Bein gebrochen hat. Die Polizei hat jetzt Suchtrupps losgeschickt.«
    Debbie sprach immer noch mit fester Stimme, als sie hinzufügte: »Es soll vor einer Woche passiert sein. Die Polizei hat auch herausgefunden, dass von einem der Gewehre zwei Schüsse abgefeuert wurden. Möglicherweise haben die beiden nicht überlebt.«
    ***
    Über Bobby Ellis hatte Debbie Bell sich bis zu diesem Nachmittag kaum Gedanken gemacht. Er schien nicht wirklich unsympathisch zu sein, aber er hatte so eine Art, die ihr nicht lag. Als wäre alles ein ständiger Wettkampf.
    Und dasselbe galt für seine Eltern.
    Sie verhielten sich immer freundlich und korrekt und waren ja auch auf ihre Weise beeindruckende Menschen, nur keine, mit denen sie sich jemals wirklich gut anfreunden könnte. Es wäre ihr schwergefallen zu begründen, warum sie das so empfand, aber so empfand sie es eben.
    Nachdem sie Emily die schlechte Nachricht mitgeteilt hatten und ihre Tochter weinend aufs Sofa gesunken war, schien jedoch Bobby derjenige zu sein, der sie am besten trösten konnte. Seine Eltern verabschiedeten sich unmittelbar darauf. Sie fühlten sich fehl am Platz und gingen davon aus, dass Bobby mit ihnen kommen würde. Aber das tat er nicht.
    Er blieb ruhig neben Emily auf der Couch sitzen und seine Anwesenheit, die Tatsache, dass er einfach nur da war, wirkte beruhigend auf sie.
    Debbie dachte, dass wohl genau das an Bobby Ellis’ Charakter, was sie als eher abstoßend empfand, Emily jetzt guttat. Dass er ein emotionsgehemmter Mensch war, war jetzt von Vorteil. Und außerdem hatte sich gerade alles geändert, so war das eben. Ihre Tochter brauchte jemanden.
    Und Debbie Bell war ihm dankbar dafür, dass er da war.
    ***
    Emily wollte sofort nach Utah fahren, aber natürlich durfte sie nicht. Sie glaubte nicht daran, dass Sam und Riddle tot waren.
    Nein. Das konnte nicht sein. Sie würde Sam und Riddle wiedersehen. Sie würde sie finden. Sam und Riddle würden zurückkommen.
    Die Polizei hatte unrecht. Sie hatte recht.
    Es konnte einfach nicht sein.
    Sie würde wieder mit Sam zusammen sein. Das würde sie. Denn welche Zukunft hatte sie denn, wenn nicht mit ihm? Sie hatte sich immer wieder vorgesagt, dass er aus ihrem Leben verschwunden war und dass er sich eben gegen sie entschieden hatte und dass es vorbei war.
    Aber daran hatte sie nie geglaubt.
    Nicht wirklich.
    Sie hatte sich das nur immer wieder vorgesagt, weil sie eigentlich wusste, dass Sam irgendwann zu ihr zurückkehren würde, vielleicht nicht für lange, nicht für viele Jahre, aber doch wenigstens für einen Tag.
    Sie fühlte sich benommen. Alles sah so anders als vorher aus.
    Die Flecken auf dem Sessel im Wohnzimmer waren ihr bisher gar nicht aufgefallen. Waren sie schon immer da gewesen?
    Ihre Mutter schien allmählich auch älter zu werden. Ihre Augen. War sie müde? Oder vom Leben ausgelaugt?
    Und ihr Vater. Er bekam jetzt allmählich schon graue Haare. Wann hatte das angefangen? Sogar Felix, der Hund, wirkte neuerdings so zerfleddert.
    War das im Leben eben so?
    Sie trank etwas Wasser und es fühlte sich so ganz anders als vorher an. Nicht wie Wasser. Wie Pudding. Sie trank Pudding, nur dass er klar wie Wasser war. Aber deshalb fiel ihr das Schlucken so schwer.
    Und Bobby Ellis war bei ihr. War einfach nur da, still und ruhig. Er war der Einzige, der nicht mit ihr redete oder sie berührte. Alle anderen redeten dauernd auf sie ein. Oder wollten sie umarmen. Was hatten sie eigentlich zu ihr gesagt?
    Und dann das ständige Flüstern um sie herum. Aus den anderen Zimmern konnte sie gedämpfte Stimmen hören. Sie zwangen ihren kleinen Bruder, zu den Nachbarn

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