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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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zu gehen, aber er wollte nicht zu den Nachbarn.
    Ihr Vater fragte sie, ob sie vielleicht Nora oder Katie oder Anne oder Lucy anrufen wolle? Vielleicht würde ihr das ja guttun, eine ihrer Freundinnen anzurufen. Vielleicht Anneke oder Haley oder Remi? Würde sie das nicht auf andere Gedanken bringen?
    Und alle wollten, dass sie etwas aß.
    Aber sie hatte keinen Hunger. Warum wollten sie unbedingt von ihr, dass sie etwas aß? Und sie wollten von ihr, dass sie etwas unternahm.
    Bobby Ellis wollte auch nichts essen und saß einfach nur neben ihr.
    Dann wollte ihre Mutter, dass sie eine Tablette schluckte. Damit sie etwas schlief. Das wollten sie also von ihr. Sie wollten, dass sie in ihr Zimmer ging und sich ausruhte.
    Sie wollte sich nicht ausruhen.
    Sie wollte aufstehen und nach ihm suchen.
    Draußen war Wind aufgekommen. Sie schaute den Bäumen zu, wie sie sich in alle Richtungen neigten. Sie konnte sich nicht daran erinnern, das früher schon einmal beobachtet zu haben. Bewegten sie sich immer so? Blies der Wind nicht nur aus einer Richtung? Sollten sich nicht alle in dieselbe Richtung neigen?
    Sogar das Gras wurde in alle Richtungen geblasen. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, wie die Grashalme zitterten. Sie spürten alle, dass ein kalter Wind wehte, obwohl der Frühling schon lange da war und es bald Sommer sein würde und die Kälte eigentlich schon lange hätte vorbei sein müssen.
    Aber jetzt konnte man einen Pullover anziehen und es wurde einem immer noch nicht warm.
    Draußen herrschte Eiseskälte.
    Überall war es eiskalt.
    ***
    Bobby hatte keine Ahnung, wie er sich verhalten sollte.
    Er war noch nie bei jemandem gewesen, der eine Unglücksbotschaft erhalten hatte. Selbst als seine Oma gestorben war, hatten sie ihm erst nach dem Begräbnis davon erzählt. Sie hatten zu ihm gesagt, er sei noch zu klein dafür, aber er war schon zehn und verstand sehr gut, was es bedeutete zu sterben. Außerdem liebte er seine Oma. Sie schenkte ihm Süßigkeiten und Kuchen und sie wusste Geheimnisse und erzählte sie ihm. Es tat ihm immer noch weh, dass sie ihm damals nicht erlaubt hatten, dabei zu sein.
    Deshalb hatte er in solchen Dingen nicht die geringste Erfahrung.
    Und außerdem war diese schlechte Nachricht ja irgendwie auch die gute Nachricht, auf die er heimlich gehofft hatte. Aber jetzt, wo es so weit war, war alles auf einmal so schal und leer und er fühlte sich grässlich, dass er sich das jemals hatte wünschen können.
    Deshalb war er so still.
    Er fühlte sich schuldig.
    Er hatte so getan, als ob er ihr helfen wolle. Er hatte so getan, als würde er ihr helfen wollen, die beiden Jungen zu finden. Und jetzt schämte er sich maßlos.
    Für ihn war Sam immer nur der Feind gewesen. Und das war unrecht von ihm gewesen. Und vielleicht hatte er jetzt auch irgendwie, zumindest teilweise, Schuld daran, dass es so gekommen war. Konnte man ja nicht so genau wissen.
    Nichts lief so, wie er sich das ausgemalt hatte.
    Und dann sagte sie, sie würde gern raus und einen kleinen Spaziergang machen, und er fragte »Soll ich mitkommen?«, aber er war sich ganz sicher, dass sie Nein sagen würde, weil sie zu allem Nein sagte.
    Doch sie sagte Ja und dann zog sie eine dicke Jacke an, als wäre es Winter, obwohl es draußen nicht kalt war. Und ihre Eltern waren überglücklich, dass er da war, um mit ihr einen Spaziergang zu machen, und das erste Mal hatte er das Gefühl, dass Emilys Mutter ihn vielleicht doch nicht hasste.
    Sie gingen auf dem leeren Bürgersteig nebeneinanderher und die Sonne war schon fast untergegangen und bald wurde es dunkel und er wusste nicht, was er sagen sollte. Ihm fiel überhaupt nichts ein, was er hätte sagen können. Deshalb sagte er nichts.
    Und dann, an der nächsten Kreuzung, griff sie auf einmal nach seiner Hand und wollte sie gar nicht mehr loslassen und umklammerte sie ganz fest und da fing er plötzlich zu weinen an.
    Er hatte sich das so lange gewünscht. Dass sie die Hand ausstrecken und nach seiner greifen würde. Dass sie sich nach seiner körperlichen Nähe sehnte. Er konnte nicht anders.
    Die Tränen stiegen ihm in die Augen und liefen ihm die Wangen hinunter und er versuchte, sie zurückzuhalten, aber es gelang ihm nicht.
    Er kam sich so unsäglich dumm vor, wie ein Riesenbaby.
    Doch sie empfand das ganz anders. Sie legte ihre Arme um ihn, als sie die Tränen bei ihm sah, und dann standen sie eng umschlungen beieinander und sie weinte auch.
    Aber sie weinten aus unterschiedlichen

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