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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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öffnete erneut den Mund und stieß hervor: »… ein Boot gefunden.«
    Sam dachte schon, er würde halluzinieren, als er sah, dass Riddle ein Kajak hinter sich herzog.
    Sam konnte ihm nur mit seinem gesunden linken und also schwächeren Arm helfen, aber schließlich gelang es Riddle und ihm unter größter Anstrengung, das Boot aus dem Wasser und auf das Ufer hinaufzuziehen.
    Und ihre Mühen wurden belohnt.
    Denn ganz vorne im Rumpf des modrigen Kajaks fanden sie einen Verbandskasten. Er war in einem wasserdichten Kunststoffbehälter aufbewahrt worden und enthielt Wundpflaster, eine kleine Schere, Aspirin, Sonnenschutz, einen Lippenpflegestift, ein Stück antibakterielle Seife, Salztabletten, eine kleine Rolle Klebeband und eine Erste-Hilfe-Broschüre.
    Aber den allergrößten Schatz, den Haupttreffer sozusagen, entdeckten sie, in Alufolie eingewickelt, unter dem Verbandskasten: zwei Snickers-Riegel! Als sie den Slogan Wenn’s mal wieder länger dauert lasen, schossen ihnen die Tränen in die Augen.
    Die beiden Jungs starrten auf diesen Reichtum, als hätten sie gerade einen Minimarkt ausgeraubt, was in ihrem Leben ja durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hatte.
    Das hier war besser als jeder Urlaub, jeder Geburtstag und jede Feier. Es war ein Geschenk. Eine Belohnung. Ein Triumph.
    Und das alles gehörte ihnen.
    ***
    Jim Lofgren hatte immer sein Handy dabei, wenn er mit dem Rad unterwegs war. Außerdem nahm er jedes Mal Studentenfutter, Energiegel, mit Erdnussbutter gefüllte Brezelstückchen und Trockenfleisch auf seine Touren mit. Und während sich Clarence über die Tüte mit Vorräten hermachte, wählte Jim 911. Aber er bekam keine Verbindung. Sein Handy hatte hier oben in den Bergen keinen Empfang. Er würde also den Berg wieder hinunterfahren müssen, um Hilfe zu holen.
    Was für eine Erleichterung!
    Denn der Typ in dem stinkenden Wagen machte ihn völlig fertig. Er stand nicht nur mit einem Fuß im Grab, nein, er war direkt einem Horrorfilm entsprungen. Er war der leibhaftige Cryptkeeper. Anders konnte man ihn nicht beschreiben. Wäre der Mann nicht am Verhungern und sein Bein, das so aussah, als würde es gleich abfallen, nicht am Verfaulen gewesen, dann hätte er gefährlich werden können, das wusste Jim. Sehr gefährlich sogar.
    Der Kerl hatte die völlig falsche Grundeinstellung. Statt ihm dankbar zu sein, platzte er schier vor Wut. Er fluchte ununterbrochen, spuckte in der Gegend herum und stellte unmögliche Forderungen.
    Jim füllte eine der leeren Wodkaflaschen, die er auf dem Boden des Lkws gefunden hatte, mit Wasser aus dem Sturzbach und gab eine Jodtablette mit hinein, um potenzielle Bakterien oder Viren abzutöten. Kaum hatte der Cryptkeeper einen Schluck davon getrunken, spuckte er ihn auch schon wieder aus. Und zwar mitten in Jims entsetztes Gesicht. Als ob er eine Salve abfeuern würde.
    »Willst du mich vergiften, he? Da hast du wohl schon reingepinkelt? Was zum Teufel fällt dir ein?«
    Jim versuchte, ihm zu erklären, wie und warum man Wasser desinfizierte, aber es war zwecklos. Und so stieg er mit inzwischen knurrendem Magen wieder auf sein Rad und fuhr los in Richtung Tal.
    Eigentlich hatte Jim dem Kerl versprochen, mit den Sanitätern zusammen zurückzukommen, aber als der ihm noch weitere Obszönitäten mit auf den Weg gab, stand für ihn fest: Sollten sich doch Profis an dem Typen abarbeiten. Er jedenfalls wollte ihn nie wiedersehen.

28
    Trotz des schlechten Shrimps fühlte Emily sich nach dem Abend im Country Club Bobby Ellis näher als vorher. Er war nicht gierig zum Büfett gerannt. Er hatte seine Eltern nicht angefahren, als sie sie beim Essen ins Kreuzverhör nahmen, wie das die meisten Jugendlichen getan hätten. Und am Ende des Abends hatte er sich bei ihr bedankt, als hätte sie ihm ihre linke Niere gespendet.
    Aber gleichzeitig fühlte sie sich noch unbehaglicher als vorher.
    Bobby Ellis stahl sich still und heimlich in ihr Leben.
    Wenn sie während ihrer freien Stunden in der Schule nach draußen ging, um an einem der Picknicktische ihre Hausaufgaben zu machen, kam er zufällig vorbei. Wenn sie nach dem Unterricht noch etwas länger blieb, weil sie mit einem Lehrer etwas zu besprechen hatte, wartete er an ihrem Schließfach auf sie. Wenn sie in der Mittagspause mit ein paar Freunden bei Spumoni’s Pizza aß, tauchte er dort ein paar Minuten später auf.
    Es war, als besäße er einen Computer, auf dem vierundzwanzig Stunden und sieben Tage die Woche ihre Koordinaten

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