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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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Erkenntnis jedoch führte wieder zu dem bekannten tiefen Stechen in meiner Brust, dem Krampfen meines gebrochenen Herzens. Als ich die Augen öffnete, flossen wieder Tränen über meine Wangen und ich schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ich versuchte mich zu beruhigen und konzentrierte mich darauf, ruhig und langsam tief ein- und auszuatmen. Und tatsächlich gelang es mir, mich wieder zu fassen. Endlich schien ich so etwas, wie eine innere Ruhe wiederzufinden. Lag es womöglich wirklich an diesem Ort, dass es mir für ein paar Minuten am Tag etwas besser ging? Ich dachte an meine Mom und meine Granny. Ob sie mich sahen? Ob sie wussten, wie sehr ich sie vermisste und brauchte? Wie sollte es weitergehen? Würde ich es schaffen über Alex hinwegzukommen? Gab es vielleicht noch einmal eine Chance für uns? Wenn er meine Gefühle wahrnimmt, warum kam er dann nicht und erlöste mich von meinem Schmerz? Hat er doch nicht so für mich empfunden, wie ich für ihn? Würde ich ihm den Tod meiner Mom jemals verzeihen können? In dieser Nacht fand ich keine Antwort auf all meine Fragen, aber ich wusste, dass es einen Ort gibt, an dem mein wundes Herz für einige Minuten des Tages zu heilen schien. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich die kleine Kapelle besuchte. Ich blieb bis weit nach Mitternacht und war schließlich eine der letzten, die Kirche verließen.
    Seit diesem Abend nutze ich die Gelegenheit, wenn ich wieder einmal nicht einschlafen kann und mache mich gezielt auf den Weg in die Kirche. Ich habe immer mehr den Eindruck, dass es mir hilft, dort zu sein, um über mein Leben und meine Zukunft nachzudenken. Am besten jedoch ist die Tatsache, dass ich wirklich nicht mehr diese verfluchten Schmerzen in meiner Brust habe, wenn ich dort bin. Endlich kann ich wieder durchatmen und mir ist, als würde mir in der Zeit, die ich in der Kirche verbringe, eine schwere Last von den Schultern genommen.
     
     
     
     
    Ich stehe auf und fühle mich einigermaßen ausgeruht. Ich bin gestern wieder in der Kirche gewesen, kam nach Hause, ging ins Bett und schlief ein. Und, ich schlief durch! Natürlich träumte ich wieder, aber es war ein anderer Traum als sonst. Weniger brutal, dennoch traurig, weil ich wieder von Alex getrennt wurde. Wie lange muss ich noch leiden, um über ihn hinwegzukommen? Ich setze all meine Hoffnung in Vanessa, die ich in zwei Stunden vom Flughafen abhole. Als ich mich in meinem Bett aufsetze, merke ich plötzlich wie mir zuerst schwindelig und dann furchtbar schlecht wird. Ich springe auf und renne ins Bad, um mich auch sogleich zu übergeben. Auch das noch, eine Magenverstimmung. Mist!
     
    Als die Maschine aus New York gelandet ist, dauert es noch fast eine halbe Stunde, bis ich endlich meine Freundin Vanessa in die Arme schließen kann.
    „Meine Güte, Sam, die Diät musst du mir verraten! Du hast ja fast Magermodel-Maße“, stellt sie fest, nachdem sie mich eingehend betrachtet hat. Ich lächle sie verlegen an. „Ich mache keine Diät. Ich hab nur einfach keinen Hunger. Und außerdem habe ich mir wohl den Magen verdorben,“ kläre ich sie auf. Vanessa sieht toll aus, wie immer. Sie ist groß, schlank, hat blonde kurze, nach allen Seiten abstehende Haare, blaue Augen und ein hinreißendes Lächeln. Die Männerwelt liegt ihr zu Füßen! Darum wundert es mich auch nicht, als sich plötzlich ein gutaussehender Typ zu uns gesellt.
    „Sam, das ist Mike….aus New York. Wir haben uns eben auf dem Flug hierher kennengelernt und stell dir vor, er ist Fußballspieler.“ Mike nickt mir kurz zu und erinnert Vanessa mit zwinkernden Auge daran, dass sie eine Verabredung haben und er auf ihren Anruf warten würde. Dann verabschiedet er sich und wir machen uns auf den Weg zu meinem alten Käfer.
    „Oh, wie cool ist das denn? Ich bin doch tatsächlich noch nie in einem Käfer gesessen. Na, das wird ein Spaß. Und dann noch mit dieser komischen Fahrweise,…so auf der anderen Straßenseite und so.“ Vanessa erzählt und plaudert, wir lachen und erinnern uns an vergangene Zeiten zurück. Als ich sie in mein Haus betritt, ist sie vollkommen hingerissen. Sie findet alles süß und so klein und so ganz anders als in Tuscon. Immer wieder umarmen wir uns und ich bin wirklich froh, nicht mehr alleine zu sein. Ich zeige ihr das Zimmer in der oberen Etage, dass ich für sie hergerichtet habe. Am Ende des langen Flures, bevor man in die Küche kommt, geht links eine steile Treppe hinauf unter das Dach.

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