SAM
ich in diesen Augenblicken, wenn ich an ihn denke, eine unglaubliche Leere in mir. Er war ein Teil von mir und wir glaubten beide, dass wir füreinander bestimmt waren. Ich liebte ihn, wie ich noch nie zuvor jemanden geliebt habe. Und trotzdem war es uns nicht möglich, einen Weg zu finden, gemeinsam unsere Liebe zu leben. Ich merke, wie mir wieder die Tränen in die Augen steigen. Verflixt noch mal, ich kann doch nicht immer losheulen, wenn ich an ihn denke. Ich muss nach vorne sehen, stark sein, mein Leben selbst in die Hand nehmen. Aber wie soll ich das bewerkstelligen, wenn ich mich so furchtbar allein fühle und die Traurigkeit mein ständiger Begleiter geworden ist?
Ich gehe aus dem Wohnzimmer nach links, den langen Flur entlang zur Küche. Das Haus in dem ich jetzt wohne ist ein typisches, englisches Reihenhaus. Sehr schmal und die Räume sind entsprechend klein. In der Küche mache ich mir einen Tee und blicke in den winzigen Garten, der hinter dem Haus liegt. Es wird langsam dunkel. Wieder erinnere ich mich an Alexander. Er liebte diese Zeit des Tages, wenn die Sonne untergeht und der Himmel in atemberaubende Farben getaucht wird. Er hatte einen wunderbaren Blick aus seinem Schloss über den Park. Ich weiß noch genau, wie er am Terrassenfenster im Wohnzimmer stand und das Abendrot betrachtete. Der Blick aus meiner Terrassentür ist eher ernüchternd. Es wächst nicht viel hier, nur ein knochiger, alter Apfelbaum, der kaum noch Laub trägt und einige alte Blumentöpfe in denen sich Unkraut angesiedelt hat. Ich werde mich erst im Frühjahr aufmachen, den Garten neu zu bepflanzen.
Alexanders Schloss war wirklich wunderschön. Zunächst war es nicht mehr, als ein verfallener, alter Herrensitz, aber mit der Zeit und der wirklich fabelhaften Arbeit der vielen Handwerker, Elektriker und des Architekten wurde daraus ein traumhaftes Schloss. Alex und ich haben dort nur eine sehr kurze Zeit richtig zusammen gelebt, wie ein Paar. Aber diese Zeit wird immer als etwas ganz Besonderes in meiner Erinnerung bleiben. Ich gieße meinen Tee auf und gehe zurück zum Wohnzimmer, als mein Handy klingelt. Schnell stelle ich die Tasse mit dem dampfenden Tee auf den kleinen Sofa-Tisch und nehme mein Telefon zur Hand.
„Hi, meine Süße! Ich bin’s, Vanny!“
„Hi, Vanessa!“ Ich freue mich riesig, dass meine beste Freundin aus Arizona anruft. Ich setze mich auf die Couch und bin froh endlich von ihr zu hören.
„Ich wollte nur sagen, dass alles geklappt hat. Ich komme nächste Woche nach England, um dich zu besuchen. Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, in einem echten englischen Schloss zu nächtigen. Habt ihr auch einen hauseigenen Schlossgeist?“, will sie lachend wissen.
„Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen. Ich bin nicht mehr mit Alex zusammen und wohne also auch nicht mehr in Somerset. Aber du bist in meiner Wohnung in London auch herzlich willkommen“, erkläre ich ihr.
„Oh, Süße! Das tut mir aber furchtbar leid. Du hast das letzte Mal so wahnsinnig glücklich geklungen und ich hatte den Eindruck, es wäre die ganz große Liebe zwischen dir und diesem Typen. Scheint ganz so, als wenn meine Person dringend als Aufmunterung gebraucht wird.“ Sie scheint betrübt. „Weißt du was? Wir machen uns ein paar schöne Tage, okay? Und denk daran, auch andere Mütter haben schöne Söhne. Ich habe gehört, die Clubszene in London soll richtig gut sein, wär ja gelacht, wenn wir da nicht fündig werden.“ Vanessa ist immer optimistisch, immer fröhlich und ein herzensguter Mensch. Ich bin unendlich froh, sie zur Freundin zu haben.
„Eigentlich ist mir im Moment nicht so nach ausgehen“, sage ich leise.
„Oh, je, das hört sich ja schlimm an. Also gut, wir werden uns Pizza und Eiscreme bestellen und die gesamte Männerwelt verfluchen und über sie herziehen, heulen, zetern und schimpfen und am Ende des Abends lachen wir uns kaputt, über uns und die Kerle, die wir mal für Traummänner hielten. Lass den Kopf nicht hängen, Sam. Kein Mann ist es wert, dass man mehr als drei Tage um ihn trauert.“
Ich liebe Vanny! Sie sieht die Dinge immer einfach und klar. Ihr kann man nie die gute Laune verderben.
„Okay!“, bestätige ich lächelnd.
„Na, siehst du, das hört sich doch schon besser an.“ Wir plaudern noch ein wenig über meine neue Wohnung und wann ich sie am Flughafen abholen soll und verabschieden uns dann bis nächsten Dienstag.
Er ist bereits dunkel draußen. Ich sehe aus dem
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