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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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nicht die leiseste Ahnung. Vielleicht habe ich Angst davor etwas in dem Päckchen zu finden, dass die Endgültigkeit der Trennung von Alexander unumstößlich macht. Immer wieder sehe ich zu dem Päckchen. Warum schickt mir Alex ein Paket? Warum ruft er nicht an und wer war dieser junge Mann?
    Im Hintergrund läuft leise einer meiner Lieblingssongs. Ich nehme mein Weinglas erneut in die Hand und nippe daran. Sofort fallen mir wieder die vielen wundervollen Abende mit Alex ein, die wir zusammen mit einem Glas Wein auf dem Sofa im Wohnzimmer verbracht haben. Vanessa steht langsam auf.
    „Ich denke, du solltest es öffnen. Alleine, ohne Zuschauer“, stellt Vanessa resolut fest. „Ich bin sowieso todmüde und werde mich zurückziehen. Schlaf gut meine Liebe und morgen gehen wir ein bisschen unter Menschen, okay? Jetzt ist Schluss mit Trübsal blasen!“ Sie schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und einen Kuss auf die Wange und geht nach oben. Ich bin allein. Ich setze mich auf die Couch und betrachte das Päckchen und die Karte dieses unbekannten, jungen Mannes minutenlang. Im Wohnzimmer brennen nur Kerzen und die Zahlen auf der Karte scheinen durch das Flackern der Flammen hin und her zu tanzen. Dann greife ich nach dem Päckchen. Mit zitternden Fingern öffne ich es. Zuerst fällt mir ein Briefumschlag entgegen. Darunter befindet sich ein weiteres Päckchen. Ich nehme den Brief aus dem Umschlag und erkenne sofort Alexanders Schrift:
     
     Liebe Sam,
     
    ich könnte beginnen mit … wie geht es Dir? ….aber da ich genau fühle, wie es Dir geht, erspare ich mir die Frage. Ich kann Dich leider weder anrufen, noch kann ich Dir mailen. Ich muss noch sehr vorsichtig sein, um Dich nicht in Gefahr zu bringen. Ich möchte Dich bitten, diesen Brief auch sofort zu vernichten, wenn Du ihn gelesen hast. Sam, ich vermisse Dich so sehr. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht wünschte bei Dir zu sein. Du fehlst mir. Ich bereue zutiefst, dass ich Dir so weh getan habe und wünschte ich könnte so vieles rückgängig machen. Ich weiß nicht, ob die Zeit jemals Deine Wunden heilen wird, ob Du mir jemals verzeihen kannst. Ich wünsche mir nichts mehr, als Dich wieder bei mir zu haben. Mein Herz ist krank vor Sehnsucht nach Dir. Es schmerzt und ich denke manchmal den Verstand zu verlieren. Ich muss Dich wiedersehen. Wir können es nicht so enden lassen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
    Ich liebe Dich, A.
     
    Meine Hände zittern so sehr, dass ich kaum noch die letzten Zeilen lesen kann.
     
    P.S. Ich habe in den Trümmern des Schlosses noch etwas gefunden, von dem ich dachte, es würde Dir sehr am Herzen liegen. Bitte behalte mich in Deinem Herzen, so wie Du immer in meinem bist. Wir werden uns wieder sehen.
     
    Ich öffne vorsichtig das zweite kleine Päckchen und sehe den Schmuck von Granny. Ich hatte ihn im Nachttisch in Alexanders Zimmer aufbewahrt und offensichtlich hat er den Brand überstanden. Die Tränen rinnen mir über das Gesicht. Ich bekomme wieder keine Luft. Raus hier! Ich muss an die frische Luft. Ich nehme den Brief und stecke ihn in meine Jackentasche, dann gehe ich mit schmerzendem Herzen hinaus in die herbstliche Nacht. Mein Weg führt mich, wie sollte es anders sein, in meine kleine Kirche. Ich setze mich wieder in die vorletzte Reihe. Heute ist es relativ leer. Wieder und wieder lese ich seine Zeilen. Ich berühre seine Schrift, um ihn zu fühlen. Ich bemerke nicht, dass neben mir jemand Platz genommen hat. Erst als ich angesprochen werde, zucke ich erschreckt zusammen und falte schnell den Brief zusammen und lasse ihn in meiner Jackentasche verschwinden.
    „Sie sind heute früher da, als sonst. Ist der Brief der Grund?“ Der junge Pfarrer hat sich zu mir gesetzt und sieht mich offen an. Ich bin etwas überrascht und war überhaupt nicht darauf gefasst, dass ich ihm offensichtlich aufgefallen bin. Ich nicke. „Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so unendlich traurig ist. Wollen sie darüber reden?“, fragt er mich ganz direkt. Ich schüttle den Kopf. Er dreht sein Gesicht von mir weg und schaut hinauf zur Kuppel.
    „Manchmal ist die Last, die man auf seinen Schultern hat, leichter zu ertragen, wenn man sie mit anderen teilt. Ich kann zuhören. Wann immer sie wollen.“ Er sitzt noch ein paar Augenblicke neben mir und steht dann auf, um in einem der Seitenschiffe eine ältere Dame zu begrüßen. Ich bleibe noch einige Zeit und lese immer wieder Alexanders Brief. Wo ist er jetzt? Warum können

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