SAM
Samantha? Bitte, ich merke doch, dass dich etwas bedrückt“, versucht er es noch einmal mit leiser, sanfter Stimme. Ich fühle mich plötzlich eingeengt und bekomme keine Luft. Ich drehe mich um, ohne ihn anzusehen und dränge mich an ihm vorbei.
„Ich kann nicht“, entgegne ich leise und flüchte aus dem Zimmer, entgehe seiner Nähe, die mich zu erdrücken scheint. Vor dem Zimmer orientiere ich mich kurz und gehe dann die Treppe hinab. Luca scheint mich gehört zu haben, denn er kommt gerade um die Ecke, als ich die letzte Stufe hinunter humpel.
„Alles in Ordnung?“, fragt er mich besorgt, denn ich bin etwas außer Atem und sowohl mein Knöchel, als auch meine Schulter schmerzen.
„Ja, alles okay“, beruhige ich ihn.
„Möchtest du jetzt das Haus sehen? Sobald du dich ausruhen willst, sagst du Bescheid, ja?“ Ich lächle ihn kurz an und nicke. Zunächst führt er mich ins Wohnzimmer. Eine große Sitzgruppe aus zwei Sofas und einem Sessel dominieren das Zimmer. Auch hier wechselt an den Wänden immer wieder ansatzweise die Natursteinbauweise mit dem verputzten Gemäuer, so dass ein sehr harmonischer und überaus gemütlicher Gesamteindruck entsteht. Rechts neben der Terrassentür ist ein Kamin mit Esse und an der Wand gegenüber steht eine mächtige, braune Kommode, auf der ein großer Fernseher steht. Rechts neben der Terrassentür geht es drei Stufen hinab in die angrenzende Küche, die aussieht, als wäre sie ein alter Weinkeller mit entsprechendem Gewölbe. Der Terrakotta-Fußboden und die traumhaft schönen in Sand- und Terrafarben gehaltenen Fliesen an den Wänden, laden zum Kochen und Gästebewirten ein. In der Mitte des Raumes steht ein langer Holzesstisch und dunkle, aus Korbgeflecht gearbeitete Stühle mit hohen Rückenlehnen. Luca erzählt mir, dass sie früher in einer großen Villa mit 8 Schlafzimmern und 6 Bädern gelebt haben, dass er und seine Schwester das Haus jedoch für viel zu groß hielten, als ihre Eltern tot waren und sich dann ganz bewusst für diese deutlich kleinere, aber dafür von der Lage und der Innenausstattung schönere Villa entschieden haben.
„Seit wann lebt ihr hier?“, frage ich interessiert.
„Seit knapp vierundachtzig Jahren“, klärt er mich auf.
„Ununterbrochen? Ich meine fällt deinen Nachbarn nicht auf, dass du nicht älter wirst?“ Meine unendliche Neugier kennt wieder keine Grenzen.
„Nein, natürlich nicht die ganze Zeit. Zum einen leben wir hier wirklich sehr zurückgezogen, zum anderen gibt es da Mittel und Wege, die es uns ermöglichen, den Sterblichen glauben zu machen, dass hier nichts Außergewöhnliches vonstatten geht.“ Ich mag seine offene und direkte Art. Vor allem mag ich, dass er offensichtlich nicht müde wird, meine vielen Fragen hinsichtlich der Architektur, der Bauweise sowie der Geschichte des Anwesens zu beantworten. Als wir auf der Terrasse stehen und ich diesen herrlichen Ausblick über diese traumhaft schöne Landschaft genieße, glaube ich, dass ich mich in dieses Land verlieben könnte. Leider wird es inzwischen langsam dunkel. Aber ich nehme mir fest vor, morgen den Garten und den Rest des Anwesens zu erkunden. Als ich mich wieder zu Luca drehe, um zurück ins Haus zu gehen, lächelt er mich verschmitzt an. Ich lege den Kopf etwas schief und kneife die Augen leicht zusammen.
„Luca Di Camarosso! Untersteh dich in meinem Kopf rumzumachen!“, tadele ich ihn mit einem leichten Lächeln um die Lippen.
„Die Versuchung ist einfach zu groß! Und das mit dem Verlieben, hat mir auch sehr gut gefallen. Aber du hast recht. Es ist unfair. Ich verspreche dir, es nicht mehr zu tun“, gibt er ehrlich zu. Mir entgeht jedoch sein Blick nicht. Es ist genau diese Art von Blick, die Alex mir zuwarf, als wir uns die ersten Male gesehen haben. Interessiert, intensiv und fixierend. Was gäbe ich dafür, einmal in die Gedanken von Vampiren blicken zu dürfen.
„Luca! Ich möchte gerne, dass du dir das hier mal ansiehst und mir deine Meinung dazu sagst“, unterbricht Alex diese seltsame Situation. Er sitzt am Esstisch und hat einige Schriftstücke vor sich ausgebreitet. Ich bedanke mich für die kurze Hausführung und gehe nach oben. Alex hat seine Sachen noch nicht ausgepackt. Sein Koffer steht noch immer unberührt an der Seite zum Bad. Ich ordne meine Kleidung in dem riesigen Schrank und gehe dann in das angrenzende Badezimmer. Marmor und Gold blitzen mir entgegen. So ein beeindruckendes Bad habe ich noch nie gesehen. Ein
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