SAM
die Auffahrt einbiegen, fällt mir sofort die Marmorstatur eines Löwen auf, der das Grundstück bewacht. Kaum das das Auto auf dem Kies zum stehen gekommen ist, öffnet Alex auch schon seine Tür und kommt um den Wagen gelaufen, um mir zu helfen. Ich nehme seine ausgestreckte Hand an, vermeide jedoch ihn dabei anzusehen. Ich kann mir nicht erklären, was es ist, aber seine Berührungen sind mir im Augenblick unheimlich und ich vermeide sie, wenn es nur irgendwie geht. Als ich nun aussteige und mich die noch warme Luft und der wunderbare Duft der Pinien umgibt, fühlt es sich an wie Urlaub. Schon sehe ich Luca, wie er uns lächelnd entgegenkommt.
„Ciao! Come stai?“, begrüßt er uns. Er nimmt einen meiner Koffer und Alex und der Fahrer nehmen das andere Gepäck. „Ich hoffe, ihr hattet einen angenehmen Flug.“ Dann sieht er mich ernst an und ergänzt: „Es tut mir furchtbar leid wegen des Babys. Ich hoffe du kannst dich hier ein wenig zu Hause fühlen und dich erholen.“ Ich lächle ihn zaghaft an: „Danke, Luca!“ Alex folgt uns schweigend und doch glaube ich seinen Blick auf meinem Rücken zu fühlen. Luca lebt in einer traumhaft schönen, typisch italienischen Villa. Die Außenfassade ist teilweise aus Naturstein und teilweise in einem warmen Sandton verputzt. Er führt uns in einen Flur, in dem ein venezianischer Leuchter von der Decke hängt und zur linken ein helles Sofa steht. Geradezu ist eine Holztreppe, die in die obere Etage führt. Die Wände hier sind nicht tapeziert sondern nur cremefarben verputzt und das gibt dem Eingangsbereich ein helles und freundliches Ambiente.
„Ich zeige euch euer Zimmer, ihr wollt euch sicher etwas frisch machen. Wir essen in einer Stunde. Wenn du möchtest, zeige ich dir vorher noch das Haus.“ Er sieht mich erwartungsvoll an und ich bin überrascht, wie sehr er sich über unseren Besuch zu freuen scheint.
„Ja, gerne!“, antworte ich, denn ich bin froh über jede Ablenkung und da schon der erste Eindruck von der Villa so beeindruckend ist, bin ich auf den Rest auch gespannt. Außerdem kann ich mich dann den bohrenden und fragenden Blicken Alexanders entziehen. Er führt uns in die erste Etage und öffnet die zweite Tür rechts von uns. Es ist ein großes, helles Zimmer mit hellem Teppichboden und einem großen Fenster, das bis zum Boden reicht. Rechts an der Wand neben der Tür steht ein hoher, aus sehr dunklem Holz gearbeiteter Kleiderschrank und in der Ecke rechts von dem Fenster steht eine Récamière aus Strohgeflecht mit weißer Matratze und drei passenden Kissen. Die Decke und die Wände sind weiß getüncht. Die Wand hinter dem Bett und auf der Seite zum angrenzenden Bad ist mit einer cremefarbenen, mit feinen Ornamenten verzierten Tapete geschmückt. Beeindruckt bin ich jedoch von der Deckenkonstruktion. Da es sich um einen sehr hohen Raum handelt, wurde die Decke nicht herabgezogen, sondern so belassen, so dass man die tragenden Deckenbalken sehen kann. Diese wurden mit dunkler Holzlasur behandelt und bilden einen wunderbaren Kontrast zu der weißen Decke und den Wänden. Über dem Bett dienen sie zur Aufhängung des Stoffbaldachins der aus ganz leichtem Organzastoff besteht und bis auf den Boden reicht.
„Es ist ganz zauberhaft“, sage ich zu Luca, als ich mich ihm wieder zuwende.
„Es freut mich, wenn es dir gefällt. Wenn ihr noch etwas braucht, dann lasst es mich einfach wissen. Ansonsten sehen wir uns in einer halben Stunde?“ Ich nicke ihm zu und er lässt uns allein. Während der ganzen Zeit, die wir hier im Haus sind, hat Alex noch kein Wort geredet. Ich blicke auf das große Bett direkt vor mir. Es besteht ebenfalls aus massivem, dunklen Holz und die Bezüge sind schneeweiß. Auf den Nachttischen rechts und links stehen wunderschöne, antike, venezianische Lampen. Allein der Gedanke daran, heute die Nacht neben Alexander liegend verbringen zu müssen, erzeugt in mir ein mulmiges Gefühl. Warum nur? Warum sträube ich mich schon allein bei dem Gedanken daran, ihm körperlich nah zu sein.
„Sam, sag mir endlich was los ist.“ Natürlich hat er meine Gefühle wahrgenommen.
„Ich weiß es nicht“, antworte ich knapp und vermeide jeglichen Blickkontakt mit ihm. Ich gehe zum Fenster und schaue hinaus. Ich blicke auf Pinien und Oleander, der immer noch in voller Blüte steht. Ein Zittern erfasst meinen Körper, als ich spüre, dass Alex hinter mir steht und sein warmer Atem meinen Nacken streift.
„Warum redest du nicht mit mir,
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