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SAM

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Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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riesiger Waschtisch mit zwei eingefassten Waschbecken, die Armaturen sind vergoldet und darüber über der gesamten Breite des Waschtisches ein gigantischer Spiegel mit verziertem Goldrahmen. Rechts ist die Dusche, in der ich wahrscheinlich nach dem Essen eine Stunde verbringen werde, so groß und einladend wirkt sie und eine Badewanne mit Whirlpool komplettieren das Bad. Durch eine Trennwand, die natürlich auch mit Marmorfliesen verkleidet ist, befindet sich dann noch die Toilette und das Bidet. Du meine Güte, dieses Bad ist so unglaublich schön und bietet allen erdenklichen Luxus, dass ich mir gut vorstellen könnte, einen ganzen Tag hier mit Wellness zu verbringen. Leider zeigt der Spiegel auch die unschönen Dinge in diesem Raum. Mich. Mein Hals ist immer noch übersät mit blauen Flecken, meine aufgeplatzte Unterlippe ist immer noch leicht geschwollen und meine Augen…tiefe Schatten liegen unter ihnen und sie sind absolut glanzlos und traurig. Was ist nur geschehen mit mir? Ich schaue nicht mehr in das Gesicht der Samantha Ravenport in das ich noch vor ein paar Wochen geschaut habe. Die Zeit mit Alex hat mich verändert, gestehe ich mir ein. Ich bin unendlich blass und schmal geworden. Das hängt sicher auch mit dem Blutverlust durch die Fehlgeburt zusammen, mit der Tatsache, dass Alex von mir trinkt und mit der enormen psychischen Belastung der letzten Tage. Aber trotzdem drängen sich mir Fragen auf, die ich mir früher oder später selbst werde beantworten müssen: Wie soll ich das Leben mit Alex verkraften? Tut er mir wirklich gut? Ist das das Leben, das ich mir gewünscht habe, das Leben an der Seite eines mich aussaugenden Vampirs? Macht er mich wirklich glücklich? Kann er mich überhaupt glücklich machen? Liebt er mich, so wie ich ihn liebe? Liebe ich ihn so sehr, all diese Strapazen auf mich zu nehmen?
    Als ich hinuntersehe, um mit zitternden Fingern  den Wasserhahn aufzudrehen, damit ich  mir die Hände waschen kann, blicke ich auf mein Armband aus Amerika. Dort war alles so einfach. Dort hatte ich ein unkompliziertes und glückliches Leben. Ich trockne meine Hände ab und werfe erneut einen Blick in den Spiegel. Ich muss mich zusammenreißen. Ich brauche Ruhe. Ich werde die Zeit hier nutzen, um mich zu erholen, wieder zu mir selbst zu finden, meine Gedanken zu ordnen und die Vergangenheit zu verarbeiten. Und dann werde ich sehen, wie es in meinem Leben weitergehen wird. Die körperlichen Wunden werden schnell verheilen und die seelischen,…ich weiß es nicht. Wie lange wird es dauern zu verdrängen und schließlich zu gegessen? Und wie wird es mit Alex und mir weitergehen? Warum ertrage ich ihn im Augenblick nicht in meiner Nähe? Was ist zwischen uns beiden geschehen? Ich seufze und gehe schließlich hinunter zum Essen. Ich bin auf der Mitte der Treppe angekommen, als ich Stimmen höre. Alexanders, Lucas und noch eine weibliche Stimme. Das muss Francesca, Lucas Schwester, sein. Ihre Stimme klingt ruhig und hell. Ich schleiche noch ein paar Stufen hinunter und bleibe dann auf der vorletzten Stufe stehen, um dem Gespräch der drei zuzuhören.
    „Du musst ihr Zeit geben. Sie hat Schreckliches durchgemacht. Sie hat Sachen gesehen und miterlebt, die sie nie für möglich gehalten hätte. Und der Verlust eures Babys ist bestimmt ein Trauma gewesen.“ Stille. Dann höre ich, wie Francesca fortfährt: „Versuch sie zu verstehen. Und habe Geduld mit ihr.“
    „Wie soll ich sie verstehen können, wenn sie nicht mit mir redet? Ich spüre ihre Angst, ihre Wut, ihre Trauer,…alles! Aber am meisten spüre ich ihre Ablehnung gegen mich.“ Alexanders Stimme hat einen derart gequälten Ton angenommen, dass es mich in meinem Herzen schmerzt.
    „Francesca hat recht. Lasst euch Zeit füreinander. Ich bin sicher, das ist nur eine Phase, die vorüber geht.“ Lucas Stimme klingt nicht sehr überzeugend. Ich habe genug gehört und trete die letzten Stufen absichtlich etwas lauter auf, um mein Erscheinen anzukündigen. Als ich das Wohnzimmer betrete, sehe ich, wie Alex mit dem Rücken zu mir am Kamin steht und in die Flammen schaut. Luca sitzt auf dem linken Sofa und auf dem großen Sofa vor mir steht in diesem Moment eine wunderschöne, junge Frau, vielleicht gerade zwanzig Jahre alt mit langen, dunkelbraunen Haaren und dunkelgrünen Augen auf. Sie trägt eine ausgewaschene Jeans und eine helle Bluse. Sie ist ungefähr genauso groß wie ich und hat eine zierliche Figur. Sie schenkt mir ein zauberhaftes

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