SAM
wegführte vom Haus der Dairuns und den brennenden Stallungen. Alex hatte sie darum gebeten und ich ließ mich willenlos von ihr mitnehmen. Zu tief saß vermutlich der Schock über das Gesehene in mir, als dass ich auch noch die Kraft aufbringen hätte können, mich gegen Margarete zu wehren. Mit einer guten Portion Widerwillen habe ich mich von ihr zurück in Lucas Haus bringen lassen. Ich bin auf unser Zimmer gestürmt und habe mich weinend auf das Bett fallen lassen. Ich weiß nicht wie lange ich dort lag und heftig schluchzend um die Toten trauerte und das tragische Ende meiner Hochzeit. Margarete war es wieder, die schließlich nach mir sah. Sie berichtete mir, dass die anwesenden Sterblichen, die nicht gesehen haben, was tatsächlich passiert ist, mit dem Hinweis nach Hause geschickt wurden, dass es auf dem Grundstück brennt und die Feier leider beendet werden muss. Den Sterblichen, die gesehen haben, dass hier bestialische Morde verübt worden waren, wurde kurzerhand die Erinnerung genommen und sie wurde durch die Brandgeschichte ersetzt. Bevor die Feuerwehr eintraf, waren die Leichen bereits weggeschafft worden und die Auffahrt gereinigt. Vampire sind Meister im Vertuschen von solchen Dingen. Jahrhunderte lange Erfahrung und Übung. Es muss alles verhindert werden, was ihre Existenz verraten würde. Beim Eintreffen der Feuerwehr sah alles tatsächlich nach einem tragischen Brandunglück aus, bei dem es Opfer zu beklagen gab. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich furchtbar nach Rauch rieche und der Saum meines Brautkleides immer noch blutgetränkt ist. Also bitte ich Margarete das Zimmer zu verlassen und entledige mich meines Kleides, um zu duschen. Als ich nach einer kleinen Ewigkeit wieder aus dem Bad komme, bin ich allein und starre auf mein auf dem Boden liegendes Brautkleid. Ich war eine glückliche Braut, alles war perfekt, die Feier verlief harmonisch…bis…bis zu dem Augenblick, an dem ich ihn wahrnahm. Dieser Mann, der mich anstarrte und in meinen Kopf eindrang. War er es, der diese armen Menschen so bestialisch getötet hat? Ist er dieses Monster gewesen, dass auch vor einer unschuldigen Frau und ihrem Kind nicht halt gemacht hat? Welch ein seelenloser Teufel bringt solch eine Bluttat zustande? Ich werde aus meinen Gedanken gerissen.
„Du hast dir deine Hochzeit sicher anders vorgestellt“, beginnt Margarete von Neuem. Ich zucke mit den Achseln, ohne mich zu ihr umzudrehen.
„Es ist ein Fehler, dich an Alexander zu binden“, stellt sie mit ernster Stimme fest. Ich habe keine Kraft und keine Lust mich mit ihr zu streiten und sage nichts.
„Es wird nie ein Ende nehmen, solange du an Alexander festhältst. Und du wirst die Nächste sein. Man wird dich töten. Vielleicht nicht in näherer Zukunft, aber spätestens, wenn du dich durch das Trinken seines Blutes an ihn bindest. Und erst recht, wenn du sein Kind gebärst. Sie werden kommen und dich und das Kind umbringen.“ Ich kann ihr nicht antworten. Der dicke Knoten in meinem Hals lässt es nicht zu. Sie steht nun hinter mir und ihre Nähe verursacht mir Unbehagen.
„Gib ihn frei. Noch hast du die Möglichkeit ihn zu verlassen. Du gehörst nicht in unsere Welt. Du bist zu schwach und bringst uns nur alle in Gefahr“, zischt sie mir zu. „Du allein triffst die Entscheidung. Er kann sie nicht treffen. Willst du ihm wirklich zumuten, zuerst seine Frau und dann vielleicht seinen Sohn zu Grabe tragen zu müssen? Wie naiv bist du eigentlich zu glauben, du könntest neben ihm bestehen? Seine Widersacher sind mächtig und eines Tages wird es ihnen gelingen dich und deine Nachkommenschaft zu finden und in einem einzigen unbedachten Augenblick werden sie das tun, was heute schon beschlossene Sache ist: dich aus dem Weg räumen. Du bist eine Gefahr für die gesamte Vampirwelt, Samantha. Die alten Vampire fürchten dich und deine Verbindung zu Alex, weil niemand weiß, wie stark und mächtig ihr zusammen wirklich seid. Niemand weiß, welche außergewöhnlichen Fähigkeiten eure Erben haben werden. Unterschätze Balthasar nicht. Er wird nicht kampflos seine Machtposition im Hohen Rat aufgeben. Er wird nicht ruhen, bis er die DeMaurieres vernichtet hat.“ Jetzt drehe ich mich langsam zu ihr um. Ich gebe mir gar nicht erst die Mühe meine abgrundtiefe Verachtung vor ihr zu verbergen.
„Darum geht es dir also. Du befürchtest mit in den Strudel des Hochverrates zu geraten, weil du auch eine DeMauriere bist. Du hast Angst vor Balthasar. Du hast Angst
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