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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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New York. Mit mir sind Alexander, Margarete, Julian und Sebastian an Bord. Es ist früh am Morgen und ich bin todmüde, da ich in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan habe. Gestern erst war Alexanders und mein Hochzeitstag. Er begann wunderschön und endete in einem Alptraum. Ich sitze neben meinem Mann und blicke ihn von der Seite an. Er hat den Kopf zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Er ruht. Wenn er so ist wie im Augenblick, kann ich nie sagen, ob er noch wach ist oder tatsächlich schläft. So ist das, wenn man mit einem Vampir zusammen ist. Ich stehe auf und gehe zur Küche, um mir von der Stewardess einen Orangensaft geben zu lassen. Als ich mich umdrehe, erschrecke ich und verschütte etwas Saft, denn Julian steht direkt vor mir. Warum müssen sich Vampire immer so verdammt lautlos bewegen?
    „Kannst du nicht schlafen?“, will er wissen und betrachtet mich aufmerksam. Ich schüttle den Kopf: „Nein“, gebe ich zu.
    „Weißt du, wie es meinen Freundinnen geht? Hast du schon mit Francesca gesprochen?“,  will ich von ihm wissen.
    „Deine Freundinnen glauben die Geschichte von dem Brandunglück und haben wohl viel Verständnis dafür gehabt, dass du dich zurückgezogen hast und niemanden sehen wolltest. Einzig deine Freundin Vanessa hat mehr Fragen gestellt und war wohl enttäuscht, dir nicht schöne Flitterwochen wünschen zu dürfen. Alle wurden in ein Hotel gebracht und reisen heute wieder ab.“ Ich bin erleichtert darüber, dass es ihnen soweit gut geht und sie von den schrecklichen Vorkommnissen offensichtlich nichts mitbekommen haben. Eine Frage, die mich schon lange interessiert drängt sich unmittelbar auf:  „Wenn ihr in den Gedanken der Menschen Erinnerungen beeinflusst, merken die Betroffenen nichts davon? Funktioniert ihr Gehirn dann trotzdem ganz normal weiter?“ Julian schenkt mir ein zaghaftes Lächeln, als er erklärt: „Unser Eindringen hat ja nichts mit den rein physikalisch-chemischen Vorgängen des Gehirns zu tun, sondern wir manipulieren eher das Unterbewusstsein.“ Julians Erläuterung beruhigt mich ein wenig. Vanessa, Claudia und Jessie werden denken, ich befinde mich jetzt bereits auf meiner Hochzeitsreise. Wie sehr ich mir wünschte, es wäre so. Aber an Flitterwochen ist vorerst nicht zu denken. Ich bin wieder einmal, seit ich Alexander kenne, auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft.
    „Alex hat gesagt, es wird Krieg geben. Glaubst du auch, dass es wirklich keinen anderen Ausweg mehr gibt?“, frage ich Julian ganz direkt. Er nickt und sein ernstes Gesicht bestätigen meine Frage. „Hab keine Angst, Sam. Alex wird auf euch aufpassen“, versucht mich Julian aufzumuntern. Ich starre auf den Plastikbecher mit Orangensaft vor mir und wünschte, ich könnte mich hinlegen und schlafen und alles, was sich in den letzten Stunden ereignet hat, einfach vergessen. Plötzlich spüre ich, wie ich beobachtet werde. Ich blicke auf und sehe, dass Alex sich mir zugewandt hat und sein Blick auf mich gerichtet ist. Ich nicke Julian dankend zu und gehe wieder zu meinem Platz.
    „Du solltest wirklich versuchen zu schlafen, Sam“, fordert mich Alexander mit sanfter Stimme auf. Ich habe ja schon versucht einzuschlafen, aber immer wieder quälen mich die Bilder von den Toten in der Auffahrt zu den Stallungen und tausend Fragen wirbeln wild in meinem Schädel umher.
    „Wer oder was war dieses Monster, dass nicht einmal vor einem unschuldigen Kind haltgemacht hat?“, will ich von Alexander wissen. Alex schaut mir tief in die Augen: „Ich weiß es nicht!“, gibt er zu und ich spüre, dass ihn diese Erkenntnis maßlos ärgert.
    „Hast du eine Vermutung?“, will ich wissen. Er seufzt kurz, denn er ist eher ungeduldig, wenn es um meine ständigen Fragen geht.
    „Nein!“, ist seine knappe Antwort, aber ich kenne ihn bereits gut genug, um zu wissen, dass dieses „Nein“ eher ein „vielleicht, ich mag jetzt nur nicht mit dir darüber reden“ bedeutet. Er nimmt meine Hand und führt sie zu seinem Mund. Sacht legen sich seine Lippen auf meine Finger.
    „Sam, wir müssen reden“, sagt er dann ernst und bei dem Klang seiner Stimme wird mir sogleich klar, dass es keine erfreulichen Dinge sein werden, über die wir reden werden.
    „Wenn wir in New York landen, werdet ihr noch auf dem Flughafen in ein anderes Flugzeug umsteigen. Du wirst mit Margarete und den Jungs nach Kanada fliegen.“ Ich schnappe nach Luft, um etwas zu entgegnen, aber er verschließt meine Lippen mit seinem

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