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SAM

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Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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sind die Kehlen regelrecht zerfetzt und bei der Frau, es ist Valentina, die Frau, die mit ihrem zehnjährigen Sohn hier lebte, ist die Kehle aufgeschlitzt worden. Ihre toten Augen starren in den Himmel, ihr Mund ist weit aufgerissen, der Schrei auf ihren Lippen erstickt. Nicht weit von ihr entfernt liegt ihr Sohn. Der Junge hatte offensichtlich hier, in der Auffahrt, mit seinem Fußball gespielt, als der Teufel an sein Werk ging. Das Kind wurde auf dieselbe bestialische Weise getötet, wie seine Mutter. Sein kleiner, lebloser Körper liegt auf dem Rücken, die Augen sind geschlossen und seine rechte Hand ist in Richtung seiner Mutter ausgestreckt, so als wolle er, dass sie ihn an die Hand nimmt. Ich spüre wie ein leichter Wind aufkommt und der Ball wie von Geisterhand davon rollt. Das Entsetzen ist mir derart in die Glieder gefahren, dass ich nicht fähig bin etwas zu sagen, geschweige denn, mich zu bewegen. Inzwischen sind Alex und Luca angekommen. Luca geht zu seiner Schwester, sagt  mit leiser Stimme etwas auf italienisch zu ihr, während Alex neben mir stehenbleibt und nach meiner Hand greift. Ich schaue herab und bemerke, dass der Saum meines Brautkleides blutgetränkt ist. Es ist das Blut des Kindes und seiner Mutter, dass in einem Rinnsal ineinandergeflossen ist und vor meinen Füßen eine Lache bildet. Entsetzt trete ich einige Schritte zurück. Tränen rinnen über meine Wangen, während ich von weitem die grausamen Schreie und das entsetzte Wiehern der Pferde und deren verzweifeltes Hufeschlagen gegen die Boxentüren höre. Ein Blick in Richtung der Stallungen bestätigt jedoch, dass auch hier alles verloren ist. An mehreren Stellen schießen die Flammen meterhoch empor und es ist traurige Gewissheit, dass es keine Chance mehr für die Pferde gibt, aus diesem flammenden Inferno gerettet zu werden. Sie werden grausam verbrennen. Eingeschlossen in den Flammen, werden sie elend zugrunde gehen.  
    Inzwischen sind anderen Gäste eingetroffen. Alles wirkt auf einmal hektisch, panisch. Alle laufen wild durcheinander. Dairuns, Vampire und Sterbliche versuchen gemeinsam die Flammen zu löschen, damit sie nicht auch noch auf andere Gebäudeteile übergreifen. Die ersten beugen sich über die Toten, nur um zu bestätigen, dass hier jede Hilfe zu spät kommt. Schreie und Ausrufe des Entsetzens werden laut. In dem Chaos wird versucht, Hilfe geordnet zu organisieren. Alles scheint irgendwie außer Kontrolle zu geraten. Ich höre wie Alexander den Vampiren Befehle zuruft und den Dairuns Anweisungen gibt. Ich stehe immer noch regungslos da und versuche zu begreifen, was geschehen ist, aber mein Kopf scheint dieses Horrorszenario nicht wahrhaben zu wollen. Schließlich höre ich Alexanders Stimme, wie von weit her. Er sagt etwas zu mir, aber irgendwie gelingt es mir nicht, ihn zu verstehen. Sein Gesicht verschwimmt hinter einem Schleier von Tränen, die nun unaufhaltsam ihren Weg über mein Gesicht finden. Jemand anderes nimmt meine Hand und zieht meine steife Gestalt weg von diesem Ort des Grauens. Es wird auf mich eingeredet und dennoch erreicht kein Wort meinen Verstand. Ich schaue mich noch einmal um und sehe Francesca, wie sie auf die Knie fällt und die Hände vor ihr Gesicht schlägt. Ich sehe, wie Luca sich zu seiner Schwester hinabbeugt und Alexander, wie er mir noch einmal einen sorgenvollen Blick zuwirft, bevor er sich mit den anderen daran macht, die Flammen zu löschen. Ich erlebe das alles wie in Trance. Wie in einem nicht enden wollenden unerträglichen Alptraum. Und doch weiß ich nur allzu gut, dass alles grausame Realität ist. Meine Hochzeit mit Alexander, der Tag an dem wir mit unseren Freunden und Familie unsere Verbindung gemeinsam feiern wollten, dieser Tag, der eigentlich als der glücklichste Tag meines Lebens geplant war, hat ein schreckliches Ende gefunden.
     
     
     
     
    Es ist bereits nach zehn Uhr abends. Ich stehe in unserem Zimmer vor dem Fenster und schaue hinaus. Noch immer ziehen dunkle Schwaden Rauch herüber. Selbst gegen den Abendhimmel kann man sie noch ausmachen. Es klopft an meiner Tür.
    „Ja!“, antworte ich mit tonloser Stimme. Jemand betritt das Zimmer.
    „Alexander möchte, dass du packst. Wir werden noch heute Nacht nach Frankfurt fliegen und dort morgen früh in die erste Maschine nach New York steigen.“, höre ich Margaretes Stimme sagen. Ich drehe mich nicht um. Sie ist eine der Personen, die ich jetzt am allerwenigsten ertragen kann. Sie war es auch, die mich

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