SAM
war, der die Welt offenstand, und die sich über nichts Gedanken machen musste außer der Frage, wie wohl der nächste Kreditkartenauszug aussehen würde. Ich blicke wieder aus dem Fenster und erinnere mich mit einer gehörigen Portion Wehmut daran zurück. Nach ungefähr einer halben Stunde halten wir vor einem der vielen Wolkenkratzer mitten im Herzen von Manhattan. Alexander steigt aus, geht um das Taxi herum und öffnet meine Tür, um mir zum Aussteigen eine Hand zu reichen. Wir stehen vor einem sehr großen, durch seine schwarze Spiegelfassade fast bedrohlich wirkenden Gebäude, bei dem es sich offensichtlich um ein Geschäftshaus handelt. Alexander wechselt noch ein paar Worte mit dem Taxifahrer und begleicht die Rechnung, ehe er sich wieder mir zuwendet und mit einem Lächeln nach meiner Hand greift.
„Wo sind wir?“, will ich neugierig wissen.
„Ich habe noch etwas zu erledigen“, antwortet er mir ausweichend. Wir gehen gemeinsam durch die großen, verspiegelten Türen, deren glänzende Messinggriffe sich elegant von den dunklen Glastüren abheben. In der Lobby werden wir von dem Portier, einem älteren Herren in Uniform und leicht gebückter Haltung, freundlich begrüßt.
„Guten Tag Mr. DeMauriere“, sagt dieser mit einer angedeuteten Verbeugung.
„Guten Tag, Charles. Wie geht es ihrem Rücken heute“, erkundigt sich Alex, während er mit mir an der Hand gezielt auf die Aufzüge zugeht. Alles in dieser Lobby ist aus poliertem, glänzendem, schwarzen Marmor. Die Wand gegenüber den Aufzügen besteht vollständig aus dunkel getönten Spiegeln. Während Alex den Knopf für den Aufzug drückt, entgegnet der Portier: „Danke, etwas besser. Ich habe mir die Kräutertinktur, die sie mir empfohlen haben, aus der Apotheke geholt und es ist bereits eine deutliche Linderung eingetreten. Ich danke ihnen nochmals vielmals.“
„Gern geschehen, Charles. Im Taxi sind noch unsere Koffer. Bitte lassen sie unser Gepäck in meinen Wagen bringen.“ Er reicht dem Portier einen Schlüssel. „Und nehmen sie sich ruhig einen Stuhl. Meinetwegen müssen sie nicht die ganze Zeit hier stehen.“
Alexander lächelt dem Portier zu und schon verschwinden wir beide im Fahrstuhl. Ich blicke Alex fassungslos an. Wie locker und unbeschwert er, der mächtige Vampir, sich unter den Sterblichen bewegt, versetzt mich immer wieder in Erstaunen.
„Der arme Mann hat einen eingeklemmten Nerv. Ich habe ihm nur einen Rat gegeben“, grinst er mich an, als wir in dem verspiegelten Aufzug stehen. Alexander drückt den obersten Knopf auf der Messingschalttafel. Und während wir sanft in das achtundfünfzigste Stockwerk katapultiert werden, erklärt er mir: „Ich brauche noch ein paar Sachen aus dem Büro. Außerdem steht mein Wagen in der Tiefgarage. Es dauert nicht mehr lange und dann sind wir zu Hause.“ Er schenkt mir einen Kuss auf die Stirn.
Zu Hause. Wird es wieder nur ein zu Hause für eine kurze, begrenzte Zeit sein? Oder finden wir vielleicht doch die Möglichkeit uns hier ein Heim zu schaffen. Ich bin zu müde, um noch weiter darüber nachzudenken, als sich auch schon lautlos schwebend die schweren Türen des Fahrstuhls öffnen. Wir befinden uns offensichtlich am Empfang einer Firma. Alles sieht sehr edel und luxuriös aus. Sowohl der Parkettfußboden, als auch die mit sehr dunklem, fast schwarzem Holz getäfelten Wände und die Kunstwerke, die daran hängen, vermitteln den Eindruck von Reichtum und Macht. Über dem Counter des Empfangs steht in schwarz-goldenen, geschwungenen Lettern DeMauriere Enterprises. Ich schnappe hörbar nach Luft und stolpere fast über meine eigenen Füße.
„Du hast hier eine Firma?“, flüstere ich aufgeregt und versuche wieder mit ihm Schritt zu halten, denn er ist bereits vorausgegangen. Er sieht mich amüsiert an. „Ja, so in der Art“, kommt zögernd seine Antwort. „Mir gehört das Gebäude“, stellt er nonchalant fest. Ich bleibe stehen und kann nicht glauben, was ich eben gehört habe.
„Das ganze Gebäude?“, rufe ich etwas zu laut aus und blicke ihn aus großen Augen an. Ich ahnte oder wusste ja bereits, dass er, nun, sagen wir mal, finanziell unabhängig ist, aber ein ganzes Gebäude mit Firmensitz in Manhattan? Nein, so weit reichte meine Vorstellungskraft dann doch nicht. Er macht sich eindeutig lustig über mich, als er mich erinnert: „Du hast doch selbst in Venedig gesagt, du würdest mich nur heiraten, weil ich so eine gute Partie wäre!“ Er hilft
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