Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
Vom Netzwerk:
irgendwelchen Papieren blättert. Er ist konzentriert und scheint in solchen Momenten die Welt um sich herum auszublenden. Ich erinnere mich an die Zeit zurück, als ich für ihn als Assistentin gearbeitet habe. Ist das wirklich erst ein halbes Jahr her?  Er schaut plötzlich auf und sieht mich durchdringend mit zusammengezogenen Augenbrauen an: „Sam? Woran denkst du?“ Ich weiß, es macht ihn wahnsinnig, dass er meine Gedanken nicht lesen kann. Aber er hat etwas gespürt. Er fühlt meine Emotionen.
    „Sehnsucht?“, fragt er mich unvermittelt, während er mich immer noch so intensiv ansieht.
    „Ja. Ich sehne mich zurück nach Somerset. Das Schloss,…die wunderschöne Zeit, die wir dort hatten. Ich sehne mich nach Ruhe und…Frieden.“ Das letzte Wort habe ich bewusst leise ausgesprochen, denn ich weiß nur zu gut, dass genau das Gegenteil uns die nächste Zeit begleiten wird. Alexander rafft ein paar Papiere zusammen und stopft sie ungeduldig in eine Ledermappe.
    „Komm, es wird Zeit, dass wir endlich nach Hause gehen.“ Wir verlassen sein Büro und auf dem Weg zu den Fahrstühlen gibt Alex in seiner unnachahmlich schroffen Art Belinda noch ein paar Anweisungen. In der Tiefgarage geht Alex gezielt auf einen schwarzen BMW zu und wenige Minuten später sind wir bereits auf dem Weg in sein Appartement, das sich in der Upper East Side befindet.
     
     „Und hier wohnst du also, wenn du in den Staaten bist“, stelle ich beeindruckt fest, als ich durch das Appartement schreite und mich umsehe, während Alex einem Angestellten, der unser Gepäck getragen hat, ein Trinkgeld zusteckt. Dieser bedankt sich höflich und stellt unsere Koffer neben der Garderobe ab.
    Nachdem Alex die Tür wieder verschlossen hat, drehe ich mich zu ihm um: „Das ist so ganz anders als England,…so irgendwie gar nicht du!“, stelle ich bei dem Anblick der modernen Einrichtung fest. Ich stehe in einem  großen, offen gestalteten Wohnraum mit angrenzender Küche inklusive Tresen. Nichts klassisches oder traditionelles, keine antiken Möbel, keine Gemälde aus längst vergangenen Zeiten. Eine cremefarbene Sofalandschaft dominiert den Raum. Davor steht ein massiver Holztisch, der durch seine auffallend rotbraune Farbe darauf schließen lässt, dass es sich um Mahagoni handelt. Der Kaminsims ist mit Natursteinen gefertigt und hat einen landhausähnlichen Stil. Kommoden und Anrichten, überwiegend aus rotbraunem Holz, auf denen kostbare Vasen und Lampen stehen, der Parkettboden und die an den Wänden hängenden, wundervollen und wahrscheinlich unbezahlbaren Gemälde zeitgenössische Künstler komplettieren den ersten Eindruck. Mir fällt auf, dass nichts Persönliches zu entdecken ist. Obwohl dieser Wohnraum sehr geschmackvoll eingerichtet ist, erscheint er mir irgendwie kalt, unbewohnt, ohne jegliche individuelle Note. Dieses Appartement ist weit davon entfernt ein Zuhause zu sein. Es ist nichts anderes als eine luxuriöse Suite in einem First Class Hotel. Ein Ort, an dem man eine kurze Zeit verweilt, um in der Stadt etwas zu erledigen. Mehr nicht. Und es ist der absolute Kontrast zu dem, was ich in Somerset von Alex kennengelernt habe.
    Ich stehe immer noch inmitten des Raumes, als Alexander auf mich zukommt.
    „Ich musste mich dem Leben hier irgendwie anpassen“, sagt er leise, fast entschuldigend. Ich gehe zur Fensterfront blicke direkt auf den East River. Dann drehe ich mich wieder zu ihm um und schaue ihn an. Ich weiß genau, dass es ihm nicht anders geht als mir. Ich glaube zu spüren, dass er sich tief in seinem Inneren auch nach einem Heim sehnt, einem Ort, an dem er glücklich sein kann, an dem die Menschen leben, die ihm wichtig sind, die er liebt. Ein Ort mit dem er Erinnerungen verbindet und der ihm Zuflucht bietet, an den er sich zurückziehen  und nur er selbst sein kann. Ich kenne diesen Ort, er hat ihn mir selbst gezeigt: Es war die kleine Hütte am See und…es war das Schloss mit der traumhaft schönen Bibliothek. Ich weiß, dass er sich dort wohlfühlte und ich ihm ein wenig Geborgenheit schenken konnte. Wie sehr wünsche ich mir, dass wir wieder solch einen Ort finden!
    „Ich bringe unser Gepäck nach oben“, reißt mich Alex aus meinen Gedanken und ich sehe, wie er unsere Koffer nimmt und eine Treppe am anderen Ende des Appartements hinaufgeht. Ich folge ihm und stehe kurz darauf im unserem Schlafzimmer. Das Zimmer ist sehr groß und wird von einem Kingsize Bett beherrscht, das mitten im Raum steht. Es ist aus

Weitere Kostenlose Bücher