Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
Vom Netzwerk:
sehe ich dir gerne beim Essen zu.“ Er schenkt mir dieses unglaublich hinreißende Lächeln. Während  ich esse, nippt er ein paar mal an seinem Wein. Mir geht mein Vorhaben, mehr über ihn zu erfahren durch den Kopf und plötzlich kann ich meine Neugier kaum noch zügeln: „Was machst du eigentlich beruflich?“
    „Anlagegeschäfte, Hedgefonds, …Geldgeschäfte eben “, ist seine knappe Antwort.
    „Und, du? Wenn ich mich recht erinnere hast du gesagt, du hättest ein Geschäft.“
    „Ja, ich habe nach dem Tod meiner Großmutter ihren kleinen Buchladen übernommen. Ich werde ihn aber verkaufen müssen.“
    „Warum? Gehen die Geschäfte nicht gut?“
    „Das auch. Aber der eigentliche Grund ist, dass  ich spätestens Ende des Jahres zurückkehren werde nach Amerika, um mein Studium fortzusetzen.“ Bis eben hat er mich angeschaut, nun blickt er in die vor uns lodernden Flammen.
    „Dort wartet bestimmt jemand auf deine Rückkehr.“ Ich schlucke den Bissen Hühnchen herunter, den ich im Mund habe und antworte erstaunt: „Du meinst ein Mann? Nein. Nein, niemand wartet auf mich, außer jede Menge Lernstoff der aufzuarbeiten ist und vermutlich ein Appartement, das einer gründlichen Reinigung unterzogen werden muss.“
    „Was studierst du?“
    „Englische Literatur, an  der University  of  Arizona.“
    „Warum bleibst du nicht hier in England und studierst hier weiter? Dann besteht doch die Möglichkeit den Laden zu behalten.“
    „Ja, daran habe ich auch schon gedacht, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das auch wirklich will. Grannys kleines Cottage werde ich auf alle Fälle behalten und ich könnte darin wohnen, während meines Studiums. Ich weiß nur nicht, welche Uni die am nächsten gelegene ist, und dann stellt sich natürlich noch die Frage, ob ich mit fünfundzwanzig wirklich hier ein Leben auf dem Land fristen möchte.“
    „Es zieht dich also in die Stadt, du willst was erleben.“
    „Nun, ich mag London und könnte mir auch vorstellen dort zu leben, aber dann müsste ich Grannys Laden doch verkaufen und das Cottage würde nur in den Semesterferien von mir genutzt werden. Außerdem ist London recht teuer, du weißt, Miete, Lebensmittel. Wo hast du gelebt, bevor du hierher gezogen bist?“
    „Eine Zeit lang in Schottland, doch dann bin ich zurückgekehrt und habe in dem Haus von Jonathan in London gelebt.“ Ich sehe ihn von der Seite an. Sein Gedicht ist ausdruckslos und es scheint, als wäre er in Gedanken ganz woanders.
    „Warum bist du ausgerechnet hierher gezogen?“, will ich dann wissen.
    „Ich wollte weg von Jonathan und der überfüllten Stadt. Ich mag die Stadt eigentlich nicht, doch als ich aus Schottland zurückkehrte, gab es keine andere Möglichkeit für mich als bei Jonathan zu leben.“ Die letzten Worte klingen bitter.
    „Wie alt bist du?“ In dem Moment, als die Wort über meine Lippen waren, bereue ich sogleich, sie ausgesprochen zu haben. Er sieht zu mir, eine Augenbraue etwas angehoben und  ein amüsiertes Lächeln umspielt seine Lippen. „Bist du immer so direkt?“  Ich werde rot und senke den Kopf. „Es tut mir leid, das war unverschämt.“
    „Zweiunddreißig. Winston hat mir erzählt, dass du heute Nachmittag einige Fragen meine Person betreffend, an ihn hattest. Wenn du möchtest….“ Er grinst mich auffordernd an. Elender Verräter, schießt es mir durch den Kopf, als ich an Winston denke. Aber wenn Alex es mir schon anbietet, werde ich nicht zögern und alles fragen, was ich unbedingt wissen möchte.  Ich nippe an meinem Wein, überlege kurz, um dann die erste Frage an ihn zu richten.
    „Was machst du tagsüber? Ich sehe dich nicht und habe doch das Gefühl, dass du dich hier im Schloss aufhältst. Ich habe dich auch noch nie wegfahren sehen. Hast du überhaupt ein Auto?“ Er stellt sein Glas zur Seite und schaut wieder zum Kamin.
    „Ich bleibe hier im Schloss, weil ich mich hier sicher fühle. Ich bin oben in meinen Räumen und arbeite. Oder schlafe. Ich bin eher ein Nachtmensch, wenn du verstehst, was ich meine. Tagsüber bin ich nicht zu gebrauchen. Das hängt auch mit meiner Empfindlichkeit gegen das Sonnenlicht zusammen.“
    „Du hast eine Sonnenallergie?“
    „So würde ich es nicht nennen, ich vertrage die Sonnenstrahlen eben nicht sehr gut. Sie schmerzen auf meiner Haut.“ Ich sehe ihn an und erst jetzt fällt mir auf, dass er tatsächlich nicht unbedingt sonnengebräunt ist. Aber er hat auch keine blasse Haut. Ich würde sie

Weitere Kostenlose Bücher