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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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normal mitteleuropäisch nennen. Mir geht das Portrait dieser wunderschönen Frau aus dem Nebenzimmer nicht aus dem Kopf.
    „Warst du schon einmal verheiratet?“ Er sieht zu mir und ich sehe wie seine Augenbrauen zusammen gezogen sind.
    „Wie kommst du darauf?“ Shit! Was sage ich jetzt? „Ich weiß  nicht, einfach so. Du hast mich ja auch gefragt, ob ich in festen Händen bin.“
    „Ich war bereits einmal verlobt. Es hat nicht funktioniert. Wir waren beide zu jung und nicht füreinander bestimmt. Leider haben wir das erst viel zu spät gemerkt. Jetzt möchte ich dich etwas fragen. Warum hast du solche Angst vor Gewittern?“ Ich sehe ihn an und überlege, wie ich am besten anfange die Frage zu beantworten.
    „Das hängt wohl mit dem Tod meiner Mutter zusammen“, sage ich leise.
    „Wenn es dich zu sehr schmerzt darüber zu reden, dann bitte tu es nicht. Man sollte alte Wunden nicht immer wieder öffnen.“ Ich blicke in seine warmen, dunklen Augen und fange an zu erzählen.
    „Ich war acht, als meine Mom und ich von einem Wochenendausflug am Meer zurück nach Hause gefahren sind. Mom hat immer viel gearbeitet, um uns beide zu versorgen. Eines Tages hat Granny gesagt, Mom solle auch mal an sich denken und hat uns ein Wochenende am Meer spendiert. Mom wollte es erst nicht annehmen, aber Granny hat sie schließlich doch davon überzeugt, dass sie eine Pause und ein wenig Erholung braucht. Wir sind dann mit Grannys altem Volvo nach Bristol gefahren. Es waren die schönsten drei Tage in meinem Leben. Meine Mom hatte endlich einmal Zeit für mich und wir haben unendlich viel gelacht und Spaß gehabt. Wie haben den Strand genossen, sind im Meer baden gegangen und haben uns abends zum Dinner schön angezogen. Ich war so stolz auf meine Mom, sie war so wunderschön. So glücklich habe ich sie lange nicht gesehen. Wir haben nachmittags am Pier gesessen und Eis gegessen und später den Sonnenuntergang betrachtet. Wir saßen so lange am Pier, bis es ganz dunkel war und wir die Sterne leuchten sahen. Sie hat mich fest in die Arme genommen und gesagt: „Sam, du bist mein leuchtender Stern am Himmel. Dein Lachen ist das schönste Geschenk für mich.“ Dann gab sie mir einen Kuss auf die Wange. Ich weiß  noch heute wie sie duftete, als sie mich in ihren Armen hielt.“
    Ich nehme einen kleinen Schluck Wein, um dann fortzufahren: „Am Sonntag Nachmittag sind wir zurückgefahren nach Glastonbury und je weiter wir uns von der Küste entfernten, um so schlechter wurde das Wetter. Schließlich fuhren wir während eines heftigen Gewitters weiter und Mom beruhigte mich, dass sie ganz langsam fahre und gut aufpassen würde und dass ich keine Angst haben bräuchte. Ungefähr 60 Meilen vor Glastonbury schlief ich ein und wurde erst wieder wach, als ich bemerkte, dass das Auto stehengeblieben war. Meine Mom saß nicht mehr hinter dem Lenkrad, die Tür stand offen und der Regen prasselte auf den Sitz. Ich rief nach meiner Mommy, aber sie war verschwunden. Leider ist das ist alles, an was ich mich erinnere. Später erzählte mir meine Granny, dass Mom ausgestiegen sei, um einem stehengebliebenen Autofahrer zu helfen und dabei wäre sie von einem entgegenkommenden Fahrzeug erfasst worden und tödlich verunglückt.“ Ich sehe zu ihm. In seinem Gesicht spiegelt sich Betroffenheit wieder. Er schaut kurz auf sein leeres Glas und sieht dann wieder zu mir.
    „Es tut mir leid, dass du so früh deine Mom verloren hast.  Es ist schrecklich, als Kind solch eine Tragödie erleben zu müssen.“ In diesem Moment klopft Winston an die Tür. „Sir, das Gästezimmer ist hergerichtet. Darf ich den Wagen mitnehmen und mich dann zurückziehen?“ „Natürlich Winston, gute Nacht!“
    Nachdem Winston das Arbeitszimmer verlassen hat, steht Alex auf und sagt:
    „Es ist spät geworden, möchtest du dein Zimmer sehen?“ Das Gewitter tobt immer noch mit aller Kraft über dem Land und erneut lässt mich ein ohrenbetäubender Knall zusammenfahren. Mit besorgter Miene reicht mir Alex seine Hand und nimmt den Kerzenleuchter in die andere. Als meine Hand in seiner warmen Hand liegt, durchfährt mich wieder dieses vibrierende Kribbeln, an das ich mich wohl nie gewöhnen werde. Würde ich mich denn gerne an seine Berührungen gewöhnen wollen, schießt es mir durch den Kopf?  Er führt mich die Treppe hinauf und wir laufen die Galerie entlang. Auf der Mitte bleibt Alexander stehen und deutet mit einer Kopfbewegung auf die Tür am Ende des langen Flures:

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