SAM
„Dort ist mein Zimmer. Wenn du etwas brauchst oder sonst etwas Wichtiges ist, kannst du jederzeit zu mir kommen. Hier ist das Gästezimmer“, und damit öffnet er die Tür vor der wir stehengeblieben sind. Auf dem Nachttisch und dem Kaminsims stehen Kerzen. Das Bett ist frisch bezogen und eindeutig für mehr als eine Person gedacht. Wir gehen in das Zimmer und er zeigt mir kurz das Bad und verabschiedet sich dann.
„Ich hoffe es gefällt dir und du kannst gut schlafen!“ Dann wünscht er mir noch eine gute Nacht und schließt die Tür hinter sich. Ich blicke mich um, alles ist sauber und aufgeräumt und doch scheint es mir als wäre ich der erste Gast seit vielen Jahrzehnten. Das Zimmer ist im Kolonialstil eingerichtet mit dunklen, schweren Möbeln. Glücklicherweise liegt kein Tierfell auf dem Fußboden und es hängen keine Jagdtrophäen an den Wänden. Ich lasse mich auf das riesige Bett fallen und starre aus dem Fenster. Wieder zuckt ein Blitz quer über den ganzen Himmel gefolgt von einem Donner, der die Scheiben klirren lässt. Ich stehe auf und schließe die Vorhänge. In diesem Moment klopft es an der Tür.
„Ja, bitte!“ Es ist Alex. Er hält ein Pyjamaoberteil über dem Arm. „Ich dachte, du möchtest bestimmt nicht in deinen Jeans schlafen und habe das hier für dich. Ich hoffe es macht dir nichts aus…“ Ich muss lächeln und nehme ihm das Hemd ab. Als ich vor ihm stehe und die Nähe seines Körpers spüre, seinen Duft, seine Wärme, wünsche ich mir plötzlich nichts mehr, als das er mich in seine Arme nimmt und mich festhält. Sekunden vergehen, in denen keiner von uns beiden ein Wort verliert. Schließlich unterbricht er die Stille und fragt: „Ist alles okay, fehlt dir noch etwas?“
„Ich glaube, ich habe soweit alles. Nochmals vielen Dank.“ Er lächelt mein Lieblingslächeln und geht zurück zur Tür. Dort hält er kurz inne und sagt leise, ohne sich nochmals umzudrehen. „Wenn irgendetwas sein sollte, du weißt ja wo du mich findest.“ Damit geht er und lässt mich allein zurück.
Es muss weit nach Mitternacht sein, Alpträume quälen mich. Ich sehe meine Mom und meine Granny und beide versuchen mir etwas zu sagen, ich kann sie aber nicht verstehen. Sie gestikulieren und haben vor Angst geweitete Augen und scheinen mir etwas zuzurufen und ich rufe immer wieder, dass ich sie nicht hören kann. Dann spüre ich wie eine eiskalte Hand sich auf meine Schulter legt und ich versuche mich wegzudrehen, mich dem Griff der Hand zu entziehen. Ich komme aber nicht von der Stelle, es ist, als hält mich etwas Unsichtbares fest. Und dann drehe ich mich um und schaue, was es ist, dass mich nicht loslassen will, aber ich kann es nicht erkennen. Und dann höre ich die Schreie. „Nein, nein, nicht sie, lauf, Samantha lauf, lauf weg.“ Doch es lässt mich nicht los, das was hinter mir ist. Und plötzlich kann ich sehen. Es ist ein Mann groß, schwarz, bedrohlich, seine Augen sind wie glühende Kohlen und starren mich an. Kein Gesicht, nur Augen und mir wird kalt und noch kälter, ich werde schwach und versuche mich zu wehren. Ich suche nach meiner Mom und Granny. Sie schauen mit entsetzten Blicken auf mich, schütteln den Kopf und drehen sich um und verschwinden im dichten Nebel. Ich schreie: „Nein, nein, bleibt hier! Bitte, bitte lasst mich nicht allein, ich will nicht,…ich will nicht sterben, bitte!!!!“
„Sam, Sam, es ist gut, ich bin ja da! Es ist gut. Du bist bei mir, ich halte dich, es ist nur ein Traum.“ Schweißgebadet und immer noch nicht klar bei Sinnen, versuche ich wieder zu mir zu kommen. Ich atme schnell und stoßweise und bemerke jetzt, dass mich jemand im Arm hält. Granny, denke ich noch immer benommen.
„Alles wird gut, ich bin bei dir, niemand wird dir etwas antun.“ Nein, das ist nicht Grannys Stimme. Ich öffne die Augen und plötzlich wird mir schlagartig bewusst, wo ich bin. Der Duft, ich kenne ihn. „Alex?“ Er hält mich weiter fest in seinen Armen und wiegt mich ein wenig hin und her. Mein Kopf ist an seine Brust gelehnt und ich spüre seine warme Haut und seinen Herzschlag. Erst jetzt bemerke ich, dass ich in meinen Traum geweint haben muss, meine Wangen sind nass von den Tränen. Ich löse mich aus seiner Umarmung und sehe zu ihm auf. Er kniet auf meinem Bett, seine warmen, dunklen Augen sehen besorgt in mein Gesicht. Dann hebt er seine Hand, um mit seinen Fingerspitzen vorsichtig meine Tränen wegzuwischen. In seinem Blick und dieser Geste liegen
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