SAM
so viel Zärtlichkeit und Sorge.
„Geht es dir besser? Möchtest du ein Glas Wasser?“ Ich nicke kurz. Er steht auf und geht zum Bad. Er ist barfuß, hat immer noch seine Jeans an, das weiße Hemd ist halb geöffnet. Als er aus dem Bad mit einem Glas Wasser zurückkommt, habe ich mich im Bett aufgerichtet. Meine zitternde Hand nimmt dankbar das Glas entgegen. Er setzt sich zu mir und betrachtet mich, wie ich mit gierigen Schlucken das Wasser hinunterspüle. Dann nimmt er mir das leere Glas ab. Draußen ist ein Grollen zu hören. Er bemerkt meinen ängstlichen Blick.
„Das Gewitter zieht ab. Das Schlimmste ist vorüber.“ Es ist mir vollkommen egal, was er jetzt von mir denken mag, als ich ihn bitte: „Bleib bei mir heute Nacht, bitte.“ Er streicht mir sacht über die Wange und flüstert: „Hab keine Angst mehr. Ich passe auf dich auf.“
Er geht um das Bett herum und ich sehe wie er die noch immer brennende Kerze auf dem Kaminsims auspustet. Es ist stockdunkel und ich kann ihn nicht sehen, spüre aber, wie er sich dem Bett nähert. Ich lege mich gerade wieder unter die Decke, als ich merke, wie die Matratze etwas nachgibt und er sich neben mich auf das Bett legt. Ich rutsche etwas näher an ihn heran und er nimmt mich in seinen Arm. Mit einem tiefen Seufzer schließe ich die Augen. Ich fühle mich unendlich geborgen und sicher in seinem Arm und lausche gespannt seinem Atem. Mein Herz pocht immer noch heftig gegen meine Rippen, als seine Finger sacht über meine Schulter streichen. Klopft mein Herz so wild, weil ich immer noch unter dem Eindruck des Alptraumes stehe oder vielleicht weil er neben mir liegt? Was er wohl denkt? Zwischen unseren Körpern liegt viel Stoff und trotzdem spüre ich seine Wärme...und seine Anspannung. Ob er glaubt, ich hätte alles nur vorgespielt, um ihn in mein Bett zu locken? Glaubt er vielleicht, ich will ihn verführen, mich an ihn ranmachen? Oder weshalb ist er dann so angespannt? Als wenn er meine Gedanken gelesen hätte, sagt er leise:
„Mach dir keine Sorgen, Sam. Ich habe deine Angst gespürt.“ Ich runzle die Stirn, weil ich nicht verstehe, was er meint. Aber ich bin soweit beruhigt, dass er offensichtlich keinen schlechten Eindruck von mir hat. Es dauert nicht lange und ein tiefer, traumloser Schlaf empfängt mich.
„Guten Morgen!“ Alexander und Mr. McFinley und zwei seiner Vorarbeiter sehen von den Papieren, die auf dem Schreibtisch ausgebreitet liegen, auf.
„Guten Morgen, Sam! Ich dachte ich lasse dich etwas länger schlafen. Winston hat bereits Frühstück für dich bereitet.“ Alex schenkt mir dieses wunderbare Lächeln und ich blicke verstört nach unten. Irre ich mich oder haben die anderen im Zimmer befindlichen Männer eben unverschämt gegrinst. Die werden doch wohl nicht denken, dass er und ich…! Ich nicke kurz und gehe ohne ein weiteres Wort zu verlieren in Richtung Küche. Die Schlosstür ist offen und immer wieder kommen neue Leute mit großen, schweren Kisten herein. Ach ja, die elektrischen Geräte sollten ja heute geliefert werden. Wie spät ist es eigentlich? Ich weiche ein paar Männern aus, die leere Kisten wieder nach draußen bringen und öffne schließlich die Tür zur Küche.
„Guten Morgen, Miss Samantha!“ Was? Was ist denn jetzt los? Wieso so freundlich, alter Knochen? Da ich gute Manieren habe, antworte ich ebenso freundlich: „Guten Morgen, Winston. Haben wir denn schon wieder Strom?“ Ich suche nach der Küchenuhr und erschrecke sogleich. Es ist schon 11:00 Uhr.
„Ja, seit gut einer Stunde läuft wieder alles. Kaffee?“ Ich nicke kurz. „Mr. DeMauriere bat mich ihnen ein kräftiges Frühstück zu bereiten.“ Damit stellt er einen Teller mit Rühreiern, Speck, Würstchen, Toast, Butter und Marmelade vor mir auf den Tisch. Er gießt noch ein Glas Orangensaft ein und bringt ihn mir zusammen mit dem Kaffee. Zunächst nehme ich mir nur den Kaffee und puste gedankenverloren in die Tasse, um ihn abzukühlen. Dabei lasse ich letzte Nacht noch einmal Revue passieren. Nachdem ich jede Sekunde des gestrigen Abends noch einmal vor meinem geistigen Auge ablaufen lasse, bin ich mir sicher, dass zwischen Alex und mir nichts passiert ist, was dieses freche Grinsen der Handwerker rechtfertigen würde.
Als ich heute morgen aufgewacht bin, war Alex schon nicht mehr da. Wann war er gegangen oder besser, war er die ganze Nacht bei mir geblieben? Ich nehme mir ein Stück Toast und bestreiche es langsam mit Butter. Ich
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