SAM
zusammengepressten Zähnen sagt: „Hast du dich verletzt?“ Ich sehe auf die kleinen, dunkelroten Punkte an meinem Finger, dort, wo sich die Rosendornen in meine Haut gebohrt haben und nicke. Als ich wieder aufblicke, scheint Alex etwas nervös zu sein.
„Ich hole Winston, der soll sich das mal lieber ansehen. Mit solchen Verletzungen muss man vorsichtig sein“, und schon ist er aus dem Zimmer verschwunden. Einige Minuten später kommt Winston mit einem Erste Hilfe Set.
„Sie haben sich verletzt, Miss Ravenport?“
„Halb so schlimm“, versichere ich. Trotzdem untersucht er die kleinen Stichwunden, desinfiziert sie und klebt ein Pflaster darauf.
„Ich gebe Mr. DeMauriere bescheid, dass alles wieder in Ordnung ist.“ Damit macht er sich auf den Weg hinaus. Das Gewitter ist nun noch stärker geworden. Blitze zucken wild über den Himmel und laute Donner erschüttern die Scheiben. Auch der Regen hat nun eingesetzt und prasselt mit Windböen heftig gegen das Schloss.
Alex kommt zurück in das Arbeitszimmer. Er schaut zu mir und atmet tief ein, so als würde er erneut versuchen etwas zu wittern. Ich hebe meinen versorgten Finger, um zu zeigen, dass ich verarztet wurde.
„Alles erledigt. Dr.Winston hat die Erstversorgung übernommen.“ Ich muss grinsen. „Kannst du kein Blut sehen?“ Er starrt mich aus dunklen Augen an, sein Mund verzieht sich zu einem schrägen Grinsen. „Eigentlich habe ich damit keine Probleme.“ Ein ohrenbetäubender Knall lässt mich plötzlich zusammenfahren und dann sind auch schon alle Lichter im Schloss aus.
„Was war das?“, frage ich mit leicht hysterischer Stimme.
„Der Blitz ist eingeschlagen. Bleib hier, ich schau mal nach.“
Zitternd vor Schreck lasse ich mich wieder im Sessel nieder und lausche angestrengt ins Dunkel. Immer wieder wird das Arbeitszimmer hell erleuchtet von den Blitzen. Dann sehe ich einen Lichtschein vom Flur kommend. Winston steht mit einem Kerzenleuchter in der Hand in der Tür.
„Mr. DeMauriere bat mich zu ihnen zu kommen, solange er die Sicherungen prüft.“ Nachdem er den Leuchter auf dem Tisch abgestellt hat, bleibt er neben der Tür stehen und sieht zu mir. Ich muss mich sehr zusammenreißen um halbwegs die Fassung zu bewahren. Vor Gewittern habe ich seit meiner Kindheit Angst. Ich habe gelernt, damit umzugehen, aber es bedeutet doch immer wieder eine ungeheure Anstrengung mit dieser Angst fertig zu werden. Großmutter sagte einmal, das würde mit den traumatischen Erlebnissen in der Nacht als meine Mutter starb zusammenhängen. In dieser Nacht tobte ebenfalls ein heftiges Gewitter. Nach einer kleinen Ewigkeit kommt Alex zurück.
„Danke, Winston.“ Er gibt dem Haushälter eine Taschenlampe. „Der Sicherungskasten ist in Ordnung. Also haben nicht nur wir einen totalen Stromausfall, sondern vermutlich die ganze Gegend. Die Telefone funktionieren ebenfalls nicht. Sam, du solltest jetzt nicht nach Hause fahren. Das ist viel zu gefährlich. Winston wird das Gästezimmer herrichten und du kannst heute Nacht hier bleiben.“ Mit einer Geste entlässt er den Haushälter. Ehrlich gesagt hätten mich sowieso keine zehn Pferde bei diesem Gewitter aus dem Haus gebracht. Ich gebe das natürlich nicht zu und bedanke mich bei Alex:
„Wenn es wirklich keine Umstände macht, bleibe ich gerne.“ Wieder zucke ich bei dem nächsten Blitz und dem unmittelbar folgenden Krachen merklich zusammen. Alex bemerkt meine Reaktion: „Komm, komm zu mir.“
Er ist dabei im Kamin ein Feuer zu entzünden. Ich setze mich in einen der bequemen Sessel vor dem Kamin und sehe Alex beim Entfachen des Feuers zu. Das Schein der Kerzen und das Kaminfeuer erzeugen ein gemütliches Licht und eine angenehme Wärme. Jetzt erschrecken mich auch die Blitze kaum noch, nur das heftige Krachen lässt mich immer noch zusammenzucken. Gerade als Alex sich zu mir setzt, kommt Winston mit einem Servierwagen in das Arbeitszimmer.
„Ich dachte, die Herrschaften hätten vielleicht Hunger und habe mir erlaubt einen Salat und etwas kaltes Hühnchen anzurichten.“
„Das ist sehr aufmerksam von ihnen, vielen Dank Winston.“ Das Essen duftet köstlich und während Alex den Wein einschenkt, fordert er mich auf: „Greif zu, Winston ist ein ausgezeichneter Koch.“ Ich nehme mir von dem Huhn und Salat und fange bereits an zu essen, als ich bemerke, dass sein Teller immer noch leer ist. „Isst du gar nicht?“ „Nein, ich habe keinen Appetit, aber wenn es dich nicht stört,
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