SAM
anstarrt.
„Was soll das werden?“, knurrt er mich an.
„Ich komme mit!“, antworte ich schlicht und bemühe mich aufrecht stehen zu bleiben.
„Auf gar keinen Fall! Du musst an dich und das Baby denken. Du kannst nicht mitkommen! Du und das Baby sind vielleicht alles, was uns noch als Hoffnung bleibt. Alexander würde nicht wollen, dass du euch beide in Gefahr bringst.“
Seine dunklen Augen sind fest auf mich gerichtet und sein Gesichtsausdruck lässt keinerlei Widerspruch zu.
„Wage es nicht mich davon abzubringen! Ich werde mitkommen! Ob es dir nun passt oder nicht!“, zische ich ihn an und mein Blick ist unnachgiebig. Verdutzt sieht er mich an.
„Warum bist du nur so starrsinnig, Samantha? Du machst mich noch wahnsinnig mit deinem unglaublichen Dickkopf!“, grollt er mich an, weiß aber selbst, dass er auf verlorenem Posten steht. Er ist wütend auf mich und das erste Mal, seit ich ihn kenne, zeigt er mir gegenüber eine echte Gefühlsregung. Seine dunklen Augen sehen mich verzweifelt an und ich spüre genau, dass er einen inneren Kampf auszutragen hat.
„Verdammt! Verdammt!“, ist alles was er noch einmal vor sich hinmurmelt. „Er wird mich umbringen!“ Er schnaubt kurz und verdreht die Augen. Dann schenkt er mir ein zustimmendes Kopfnicken und schon machen wir uns schwer bewaffnet auf den Weg.
Die Fahrt dauert knapp eine halbe Stunde. Ich habe jegliche Orientierung verloren. Ich weiß noch nicht einmal in welcher Richtung wir die Stadt verlassen haben. Ich kenne New York bei weitem nicht so gut wie es offensichtlich Rhys tut. Es ist bereits dunkel. Während der Fahrt zu dem abgelegenen, etwas außerhalb der Stadt liegenden Hafengeländes reden wir kaum ein Wort miteinander. Hin und wieder telefoniert er mit anderen Vampiren der Neuen Generation, fordert mehr Verstärkung und klärt Vorgehensweisen ab. Dann richtet er doch noch einmal das Wort an mich: „Sam, ich werde dich nicht kampflos diesem Scheißkerl Balthasar ausliefern!“ Ich spüre genau, wie er Mühe hat seine Worte ruhig und sachlich klingen zu lassen. „Ich werde alles versuchen, um dich und das Baby zu schützen, aber es ist ein sehr hohes Risiko, dass du eingehst.“ Er versucht mir ins Gewissen zu reden und mich davon abzuhalten mitzukommen.
„Ich weiß!“ Ich sehe ihn von der Seite an und erkenne das angespannte Zucken in seinen Kieferknochen.
„Ich weiß, was ich tue. Ich bin mir sicher, dass es das Richtige ist!“ Ich umschließe fest meinen Dolch, das magische Kleinod, mit dem ich bereits einen Anhänger Balthasars vernichtet habe.
„Du kannst Balthasar nicht einfach mit einem Dolch töten“, entgegnet Rhys und deutet mit einem Kopfnicken auf meine magische Waffe.
„Das weiß ich. Aber ich kann verhindern, dass er sich meines Körpers und meines Wissens über eure Geschichte bemächtigt. Ich bin immer noch sterblich“, gebe ich zu bedenken und starre vor mir aus dem Fenster.
„Nein, Sam! Wenn du dich tötest, dann tötest du auch dein Baby. Das kannst du nicht tun!“, stellt er entsetzt fest.
„In einer Welt, die von einem Teufel beherrscht wird, wird ein DeMauriere niemals Frieden und Sicherheit finden“, antworte ich mit fester Stimme. Rhys sieht mich von der Seite an und schüttelt kaum merklich den Kopf. „Bist du wirklich bereit so ein großes Opfer zu bringen, Sam? Vielleicht wirst du Alex heute nicht mehr lebend wiedersehen,…und dann willst du allen Ernstes das töten, was von ihm in dir weiterlebt?“ Ich presse die Lippen fest aufeinander. Meine Nasenflügel vibrieren vor Wut und Anspannung. Am liebsten würde ich ihm entgegen schreien, dass mir doch keine andere Wahl bleibt. Ich will mich weder mit der Tatsache abfinden, dass ich meinen geliebten Mann nie wiedersehe, noch auch nur im Ansatz daran denken, dass ich vielleicht zum äußersten Mittel greifen muss. Aber die Fakten sind nun einmal so: Heute fällt eine Entscheidung. Und es wird eine Entscheidung auf Leben und Tod, besser ums Überleben und der absoluten Vernichtung geben. Und ich habe nicht vor zu verlieren, weder das Leben von Alexander, noch mein eigenes oder das Leben meines ungeborenen Kindes. Ich habe vor zu kämpfen. Für alles, was ich mit meinem ganzen Herzen liebe.
„Du bist eine sehr tapfere Frau, Samantha!“, stellt Rhys anerkennend fest, denn er kennt meine Gedanken.
„Ich bin nur halb so tapfer, wie mein Krieger“, gebe ich leise zurück.
Nach einer weiteren Viertelstunde Fahrt
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