SAM
Art Selbstschutz. Das Einzige was wirklich noch zählt ist, dass ich Alexander wiedersehe. Ich muss ihn noch einmal sehen. Und dann werde ich natürlich alles versuchen, was in meiner Macht steht, um ihn zu retten und diesen Teufel von Balthasar zu vernichten. Aber wie um alles in der Welt soll ich das bewerkstelligen? Aber wieder spüre ich diese besondere Sicherheit in mir. Eine unsichtbare Macht scheint mich dies alles hier tun zu lassen. Etwas schlummert in mir, dessen ich mir noch nicht wirklich bewusst bin. Was hat mir Lylha gedanklich wirklich übermittelt? Werde ich mit ihrer Hilfe einen Weg finden, der uns alle rettet?
Schließlich sind wir am Ende der Halle angekommen. Vor uns eröffnet sich der Blick auf einen sehr großen Raum, fast schon ein Saal. Wir betreten diesen Saal und als erstes fällt mir der riesige Kronleuchter auf, der von der Decke hängt und dessen Kerzen den Raum in ein schummeriges Licht tauchen. Dann ist da noch dieser seltsamer Geruch, der sich in meine Nase schleicht: Blut! Am Ende des Saales steht ein großer Sessel, ja, man könnte meinen, es handelt sich um eine Art Thron. Er ist natürlich ebenfalls schwarz. Das Holz ist reich verziert und die Polster sind aus schwarzem Samt. Die Wände des Raumes sind teilweise mit schwarzem Stoff verkleidet, teilweise auch mit edlen Brokatvorhängen bedeckt und an den Seiten stehen Bänke, Liegen und Sofas, die meist mit schwarzem Leder oder Samt bezogen sind. Die einzige Kontrastfarbe ist Rot. Rote Kissen und edle Weingläser, Kelche und Karaffen, in denen sich eine rote Flüssigkeit befindet. Blut! In den Sitzgruppen lungern Vampire, die sich offen zu ihren Gelüsten bekennen und mich aus gierigen Augen fixieren. Die meisten sind schwarz gekleidet, die Männer überwiegend in Leder. Sie blicken feindselig und mustern mich abschätzend, einige der Frauen entblößen offen ihre Fänge und fauchen mich an. Es kommt mir vor, als wäre ich der Hauptgang ihres Ein-Gang-Menüs. Ihre Dekadenz widert mich an und meine Verachtung für diese Kreaturen kennt kaum noch Grenzen. Neben den Vampiren sitzen oder liegen Sterbliche. Sie sind meist sehr jung, fast noch Teenager. Ich erkenne sie an ihren leeren Blicken und den unzähligen Bisswunden, die ihnen zugefügt wurden. Ein Frösteln schüttelt mich, denn ich bin mir sicher das diese armen Sterblichen den nächsten Morgen nicht erleben werden.
Ich schaue mich weiter um. Hier und da hängen ein paar düstere Gemälde an den Wänden und zahlreiche satanische Symbole. Auch entdecke ich ein Gemälde, dass offensichtlich eine Orgie zeigt: Die Szenerie beschreibt Menschen, Vampire und andere Fabelwesen, die ihre nackten Körper über- und untereinander winden und sich in eindeutigen Posen zeigen. Ein boshaftes Kichern lässt mich auf das Sofa blicken, das sich unter diesem Gemälde befindet. Eine Vampirin schaut mich mit ihren dunklen Augen herausfordernd an. Sie entblößt ihre Fänge und schlägt sie in den Hals des Jungen, der neben ihr liegt, während sie eine Hand in dessen Hose verschwinden lässt. Sekunden später reißt sie sich von seinem Hals los und sieht mich mit kalten, triumphierenden Augen an. Der Junge hat die Augen geschlossen und stöhnt leise auf, während sie weiterhin in seiner Hose Fingerübungen macht. Wahrscheinlich soll das eine Demonstration ihrer Macht über den jungen Mann sein, mich jedoch widert ihr Verhalten an und ich bemühe mich ihr nur einen kalten, gleichgütigen Blick zu schenken.
Wir gehen weiter durch den Saal, in dem es so still ist, wie in einer Gruft. Düstere Zeichen zieren die Möbel und blutrote Pentagramme sind an einigen Stellen auf dem Fußboden und an den Wänden auszumachen. Es gibt keine Fenster. Zahlreiche Kerzenleuchter an den Seiten spenden ein gespenstische Licht. Fehlt nur noch der Sarg als Couchtisch, geht es mir durch den Kopf und schon verschließe ich meine Gedanken, als ich ein boshaftes Schnaufen neben mir höre. Eine der dunklen Gestalten, die uns am Eingang empfangen haben, scheint meine Gedanken gelesen zu haben. Ich komme mir vor, wie in einem zweitklassigen Hollywood Horrorfilm und finde dieses ganze Ambiente eher lächerlich und unendlich Klischee behaftet. Lylha und Alex haben Recht, die Vampire sind in ihrer unendlichen Arroganz und Dekadenz dem Untergang geweiht. Wenn sie nicht umdenken und neue Wege beschreiten, so wie die Anhänger der Neuen Generation, gibt es keine Zukunft mehr für sie.
Dann jedoch erblicke ich vor mir, links neben
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