SAM
besonders zerfallenen Eindruck macht. Plötzlich höre ich Alex in meinem Kopf. Seine Stimme ist nur für wenige Sekunden wahrzunehmen. „ Sam! Was tust du hier? Verschwinde! Bring dich in Sicherheit! Sie sind überall! “ Seine Worte klingen scharf, ungeduldig und auch voller Sorge.
„Wo bist du? Wir sind gekommen um euch zu helfen. Weitere Verstärkung kommt! “, sende ich ihm erleichtert zurück. Aber ich scheine mental gegen eine Wand zu prallen. Entweder, er will mich absichtlich nicht hören oder aber,…er kann mich nicht empfangen, weil er bereits zu schwach ist. Panik macht sich in mir breit. Langsam und vorsichtig betreten wir das Gebäude. Hier drinnen ist es furchtbar dunkel und es riecht nach fauligem Holz, stinkendem Abfall und…Verwesung. Wir setzen unseren Weg fort und ich erschrecke ganz furchtbar und kann einen spitzen Aufschrei nicht unterdrücken, als eine Ratte über meine Füße springt. Rhys nimmt meine Hand und ich beschließe in diesem Moment seine Hand für den Rest des Abends auch nicht mehr los zu lassen. Eine Wärme und Sicherheit geht von seinem Händedruck aus, die mich schon in Schottland so mutig an seiner Seite bestehen ließ. Plötzlich hören wir Stimmen und sehen am Ende der Halle eine Trennwand, die einen winzigen Spalt geöffnet ist und einen Lichtschein hindurch lässt. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich hinter den Betonpfeilern rechts und links neben uns düstere Gestalten auf. Vampire! Balthasars Gefolgsleute. Hasserfüllt sehen sie uns aus dunklen, kalten Augen an. Es scheint, als hätten sie uns bereits erwartet.
„Wen haben wir denn hier? Das wurde ja auch Zeit!“, höre ich eine leise, zynische Stimme direkt an meinem Ohr. Meine Nackenhaare richten sich sofort auf und eine Gänsehaut bedeckt meinen gesamten Körper. Ohne dass ich mich umdrehe, weiß ich sofort, wer hinter mir steht.
„Du elender Verräter! Was hat dir Balthasar geboten, damit du Alexander in eine Falle lockst?“, will ich von Christian wissen und meine Stimme klingt verachtend.
„Ich bekomme das, was mir schon so lange zusteht. Macht und Einfluss. Ich werde Balthasars rechte Hand sein, wenn er die Weltherrschaft an sich reißt.“
„Du bist nichts weiter als ein schleimiger Wurm. Balthasar gibt sich nicht mit niederen Kreaturen ab!“, entgegnet Rhys kalt. Schon schlägt einer der feindseligen Vampire ihm mit voller Wucht in den Magen. Rhys krümmt sich und schnappt gierig nach Luft. Aber dann richtet er sich langsam wieder auf und blickt seinen Angreifer hasserfüllt aus schwarzen Augen an. Während mehrere Vampire Rhys festhalten und entwaffnen, schleicht Christian wie eine gifte Natter um mich herum.
„Du bist ja so naiv, Samantha. Hast du wirklich geglaubt, Balthasar lässt sich die Gelegenheit nehmen, seine Nachfahren zu zeugen? Er wird mächtiger werden, als alle Kaiser und Könige dieser Welt es je waren. Er wird der alleinige, unumstößliche Herrscher der Welt sein, einer Welt, in der die Vampire das Sagen haben. In der ihnen endlich der Respekt entgegengebracht wird, den sie verdienen. Und du wirst dafür sorgen, dass unsere Art noch mächtiger wird. Denn die Kinder, die Balthasar mit dir zeugen wird, werden ungeahnte Fähigkeiten haben.“ Ein fieses Lächeln umspielt seine dünnen Lippen. Christian durchsucht mich und nimmt die Waffen an sich, mit denen mich Rhys ausgestattet hat. Ich bin unendlich erleichtert, dass er den kleinen Dolch, den ich mir am Rücken in den Hosenbund gesteckt habe, nicht entdeckt. Sie durchsuchen mich bei weitem nicht so gründlich wie Rhys. Ich denke, sie sind so überheblich, dass sie glauben, eine Sterbliche wäre mit ihren minderen Sinnen und Fähigkeiten sowieso nicht in der Lage irgendwelchen Schaden anzurichten. Schon werden wir angewiesen weiter zu gehen. Rhys geht neben mir und knurrt jeden wütend an, der sich mir auch nur auf einen Meter nähert. Ich spüre Angst in mir. Was wird mich erwarten? Was verbirgt sich hinter dieser Schiebewand aus Stahl? Ein Zittern durchfährt meinen Körper. Mein Herz schlägt schnell und ich bin angespannt. Trotz allem spüre ich auch endlich wieder dieses besondere, sichere Gefühl tief in meinem Innern. Meine Entscheidung war richtig hierher zu kommen. Die Frage ist nur, ob wir hier auch wieder heil heraus kommen oder ob sich mein Schicksal zu sterben, vielleicht schon vor meinem einunddreißigsten Geburtstag erfüllt. Es ist seltsam, aber dieser Gedanke berührt mich kaum. Vielleicht ist es eine
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