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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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immer noch dieses schweigsame, grimmig dreinschauende Kraftpaket, das jeden aus seinen dunklen Augen eingehend mustert, der sich mir mehr als fünf Meter nähert. Ich mag gerade jetzt, seine ruhige und dennoch überaus wache Präsenz und empfinde es oft als äußerst entspannend nicht mit ihm reden zu müssen, sondern einfach vor mich hin zu schweigen, die Stille zu genießen und meinen Gedanken nachzuhängen.
    So halten wir es auch jetzt. Wir sind auf der Fahrt zurück nach Hause. Ich war in der Stadt, um mich nach ein paar Geburtstagsgeschenken für Dean umzusehen, hatte aber nach einer Stunde keine Lust mehr, da ich mich total müde und erschöpft fühle. Wir reden auf dem Weg nach Hause kein Wort miteinander und ich genieße es. Zu Hause angekommen, schlüpfe ich sofort aus meinen Schuhen, ziehe mir Flip Flops an und ein weites, weißes Leinenkleid. Ich finde ja, ich sehe darin aus wie ein überdimensionales Gespenst, aber das ist mir jetzt auch egal. Hauptsache leicht und luftig bei diesen Temperaturen. Ich laufe in den Garten, um nach Dean zu sehen und bleibe auf der Terrasse wie erstarrt stehen. Ein stechender Schmerz durchfährt meinen Körper und genauso schnell, wie er da war, ist er auch schon wieder weg. Das Baby! Ich halte meinen Bauch mit beiden Händen und lausche in mich hinein. Was war das? Eine Vorwehe? Jetzt schon? Es ist doch noch so lange bis zur Geburt. Langsam und vorsichtig setze ich meinen Weg fort zu dem Kindermädchen, das mit Dean auf einer Decke im Schatten unter einer alten Eiche sitzt und geduldig immer wieder einen kleinen Stoffball zu ihm rollt, den er glucksend zu fangen versucht.
    „Hallo, Maria!“, begrüße ich die junge Frau und setze mich zu meinem Sohn auf die Decke. Ich werde vermutlich Marias Hilfe benötigen, um wieder aufzustehen, aber auch das ist mir im Augenblick egal. Ich knuddel meinen Sohn und er greift mir mit seinen Patschehändchen fröhlich brabbelnd ins Gesicht.  Wir verbringen noch eine Zeit draußen im Schatten, bis Dean nörgelig, weil hungrig wird. Ich bitte Maria darum, Dean zu füttern, denn irgendwie fühle ich mich unwohl und beschließe mich etwas hinzulegen. Ich schlafe tatsächlich über zwei Stunden und werde erst gegen fünf Uhr nachmittags wieder wach. Ausgeruht fühle ich mich jedoch nicht. Ächzend erhebe ich mich. Mir wird schwindelig. Irgendetwas ist nicht in Ordnung. Ich spüre es. Langsam gehe ich aus meinem Zimmer und steige die Treppe hinab.  Und dann passiert es. Wieder trifft mich aus heiterem Himmel dieser stechende Schmerz. Ich krümme mich nach vorn und verliere das Gleichgewicht. Ich stürze mit rudernden Bewegungen die letzten Stufen der Treppe hinab. Ich spüre noch die Schmerzen, es ist, als wenn mein ganzer Körper zerreißt, bis mich Dunkelheit umfasst.
     
    „Sofort! Kaiserschnitt! Schnell, sie verliert viel zu viel Blut!“, höre ich von weitem eine mir unbekannte Stimme. Ich versuche meine Augen zu öffnen. Es fällt mir unendlich schwer. Jemand hält meine Hand und drückt sie sanft. Ich stöhne leise auf, versuche mich bemerkbar zu machen.
    „Sam! Wach auf, sie holen das Baby!“, höre ich von weitem Rhys Stimme. Mein Baby! Oh, mein Gott! Das Baby! , geht es mir entsetzt durch den schmerzenden Kopf. Ich schaffe es die Augen zu öffnen und finde mich in einem Krankenhaus, besser OP Saal wieder. Viele Menschen laufen aufgeregt um mich herum und schreien sich Anweisungen zu. Ich suche nach einem Gesicht, das mir bekannt ist, aber alle um mich herum tragen einen Mundschutz und eine Haube. Endlich sehe ich Rhys dunkle Augen. Er steht neben mir und sieht mich besorgt an. Er ist es auch, der meine Hand hält.
    „Es wird alles gut werden“, versichert er mir, aber seine Augen bestätigen seine Worte nicht. Vor meinem Bauch wird ein grünes Laken aufgezogen, als Sichtschutz.
    „Was tun sie mit mir?“, ängstlich blicke ich Rhys an und meine Stimme klingt rau und unnatürlich.
    „Sie werden das Baby mit Kaiserschnitt holen. Du bist die Treppe hinuntergefallen und hast bereits zu viel Blut verloren“, klärt er mich auf. Dann beugt er sich zu mir, ist ganz nah an meinem Gesicht und flüstert.
    „Es tut mir leid, Sam! Es tut mir so unendlich leid, dass ich nicht da war, als du an der Treppe gestanden hast.“ Er senkt den Blick und trotzdem entgehen mir nicht die Verzweiflung und die Schuldgefühle, die er sich macht. Ich drücke seine Hand und versuche ihn anzulächeln. So richtig will es mir aber nicht gelingen.
    „Alex

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