SAM
also noch mehr Vampire?“, will ich nun neugierig wissen. Er nickt.
„Viele?“ Er nickt wieder.
„Kennt ihr euch untereinander? Seid ihr irgendwie organisiert?“
Er schaut mich interessiert an.“Warum willst du das alles wissen?“
„Ich bin eben neugierig!“, stelle ich fest. Er holt tief Luft.
„Es gibt viele unserer Art, überall auf der Welt. Es sind zu viele, um alle zu kennen. Daher sind wir natürlich organisiert. Es gibt Regeln und Gesetze und wir sind auch in der Lage diese Regeln und Gesetze durchzusetzen. Wenn es sein muss, auch mit Gewalt.“
Mir macht das Angst, was er eben gesagt hat.
„Gibt es auch in England Vampire?“ Er nickt wieder. Dann steht er auf.
„Möchtest du auch etwas trinken? Ich hole mir ein Bier.“ Ich nicke zustimmend. Ich werde das Gefühl nicht los, als würde er mir bei dem Thema Vampirgesellschaft ausweichen. Er kommt mit zwei gut gekühlten Flaschen Bier zurück. Als er sich wieder neben mich auf das Sofa setzt, seine langen Beine von sich streckt, seinen Blick auf die Flammen des Kamins lenkt und genüsslich einen Schluck Bier seine Kehle hinunter rinnen lässt, trifft mich seine unglaubliche Attraktivität wie ein Schlag. Ich betrachte ihn jetzt, wo ich weiß, dass er ein Vampir ist, mit ganz anderen Augen. Er hat immer noch diese leicht arroganten Züge in seinem Gesicht. Seine Wimpern sind sehr lang. Jede Frau würde ihn darum beneiden. Er hat eine gerade schmale Nase und die Konturen seiner Lippen sind fein geschwungen. Seine Wangenknochen, sein Kinn alles scheint in vollkommener Harmonie zueinander zu stehen. Sein Gesicht ist perfekt, stelle ich fasziniert fest. Und der Rest seines Körpers verspricht genauso makellos zu sein.
„Und, gefällt dir, was du siehst?“, fragt er mich mit einem angedeuteten Lächeln um seine perfekten Lippen. Ich fühle mich wieder einmal ertappt.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du meinst“, gebe ich kleinlaut zurück und nehme einen Schluck aus der Flasche.
„Wie bist du zu dem geworden, was du bist?“, frage ich dann.
Er sieht mich müde an.
„Sam, können wir bitte für den Rest des Abends dieses Frage-Antwort-Spiel sein lassen.
Ich bin ehrlich gesagt etwas müde. Können wir morgen damit fortfahren?“
„Okay“, antworte ich kurz.
„Bist du jetzt böse mit mir?“ Er sieht mich entschuldigend an.
„Lies meine Gefühle!“, antworte ich schnippisch.
Sein Gesicht verzieht sich zu einem amüsierten Lächeln.
„Bleibst du heute Nacht hier? Oder hast du Bedenken, ich könnte dich in der Nacht aufsuchen und über dich herfallen.“
Was er wohl mit „über dich herfallen“ meint? Mein Blut trinken oder…!
„Ich weiß nicht. Vielleicht sollte ich lieber nach Hause fahren … .“
„Bleib bei mir heute Nacht“, bittet er mich mit fester Stimme, während er sich mir zuwendet. Sein Blick ist auf mein Gesicht gerichtet, zuerst auf meine Augen und wandert dann weiter zu meinem Mund. Er scheint über etwas zu grübeln. Mit seinem Blick auf meinen Lippen nähert er sich mir. Mein Herz fängt an zu rasen, mein Atem geht schneller. Dann ist sein Mund nur noch wenige Zentimeter von meinen Lippen entfernt. Ich bin total angespannt, fast schon verkrampft. Wovor scheine ich mich zu fürchten? Vor seiner Berührung? Habe ich Angst von ihm geküsst zu werden? Jetzt sei nicht albern, denke ich, er hat dich doch schon öfter geküsst. Und doch ist in diesem Moment alles anders. Er spürt mein Zögern, meine Anspannung. Er hat seinen Arm auf die Rücklehne des Sofas gelegt und streicht nun sacht mit seiner rechten Hand eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und gleitet mit seinen Fingerspitzen zärtlich über meine Wange.
„Wovor hast du Angst, Sam?“, haucht er mir zu und schaut mir wieder in die Augen, ohne sich auch nur einen Zentimeter von meinem Gesicht entfernt zu haben. Er ist mir so nah, dass ich die Wärme seines Körpers spüre. Ich sehe in seine Augen, die mich fragend ansehen.
„Ich weiß nicht. Es ist alles so anders…“, flüstere ich und fahre unabsichtlich mit der Zungenspitze über meine Lippen.
„Küss mich, Sam!“ Es ist keine Bitte, es ist eine Aufforderung. Sein Atem streicht wie eine Feder über meine Haut. Er ist immer noch so nah. Er legt seine Hand zärtlich um meinen Nacken und zieht mich noch ein wenig näher an sich heran. Millimeter trennen unsere Lippen voneinander. Er legt es darauf an. Ich verstehe zunächst nicht, was er damit bezweckt. Doch jetzt wird mir alles klar.
Weitere Kostenlose Bücher