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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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schießt es mir durch den Kopf. Plötzlich merke ich, dass ich Angst davor habe, wie er mich ansehen wird. Welche Farbe werden seine Augen haben? Wird mich wieder dieser eiskalte Blick aus tiefschwarzen Augen treffen? Ich bekomme eine Gänsehaut. Mein Herz hämmert gegen meine Brust. Ich halte den Atem an. Schließlich treffen sich unsere Blicke. Erleichterung. Sekundenlang sehen wir uns an. Versuchen herauszufinden, was der andere denkt.
    „Was bist du?“, meine Frage ist fast geflüstert. Er schaut mich immer noch an, scheint aber mit der Antwort zu ringen. Ohne den Blick von mir zu lösen, sagt er mit tonloser Stimme: „Ich bin ein Vampir.“ In diesem Moment bewegen sich die Weidenzweige durch einen kühlen Windhauch. Ich glaube nicht, was er eben gesagt hat und schüttle den Kopf.
    „Das kannst du nicht ernst meinen. Für gestern, da gibt es doch bestimmt eine Erklärung, ich meine, da muss es doch,…also, du kannst doch nicht,…ich weiß doch, dass…!“, stammel ich herum. Er erlöst mich aus meiner Konfusion.
    „Doch, Sam! Es ist wahr! Ich stehe hier vor dir und doch musst du auch versuchen dich an gestern zu erinnern. An das, was du gesehen hast,…mit deinen eigenen Augen.“  Ich spüre, wie sich die Erinnerungen an gestern wie eisige Finger langsam in mir festkrallen. Fassungslos starre ich ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    „Das ist unmöglich!“, stoße ich atemlos hervor. „Ich verspreche dir, es ist möglich“, kommentiert er kalt meine Erkenntnis. Er sieht plötzlich sehr müde aus und Enttäuschung spiegelt sich in seinem Gesicht. So als wüsste er genau, was ich jetzt tun werde. Ich versuche das Unfassbare zu begreifen. Wenn es wirklich wahr ist, wenn er tatsächlich ein...Vampir ist, was bedeutet das für mich? Ist er gefährlich? Muss ich ihn fürchten? Wird er versuchen mein Blut zu trinken? Ich spüre, wie sich ein unbehagliches Gefühl in mir ausbreitet. In meinem Kopf jagen die Gedanken wild durcheinander. Aber ich muss es wissen…! Und genauso, wie ich gestern aus einem Impuls heraus an ihn gedacht habe, genauso, wie ich ihm gestern aus einem Impuls heraus geholfen und gerettet habe, genauso handele ich jetzt. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu. Er schaut mich überrascht an. Ich muss total übergeschnappt sein und doch kann ich nicht anders. Ich strecke meine Hand aus und gehe noch zwei Schritte auf ihn zu. Er scheint unsicher, weiß nicht, was er tun soll. Also bleibt er stehen und wartet ab. Ein letzter Schritt, dann berühre ich sein Sweatshirt genau in Höhe seiner linken Brust. Durch den Stoff fühle ich sein Herz schlagen, kräftig, mit regelmäßigem Rhythmus.
    „Wie kannst du tot sein, wenn dein Herz schlägt, deine Haut sich warm anfühlt, du atmest…?“
    „Nein, Sam, ich bin nicht tot. Ich bin unsterblich!“ Wie viel Qual in diesen Worten steckt. Ich sehe ihn an und kann immer noch nicht glauben, was er mir versucht klar zu machen.
    „Hast du keine Angst vor mir?“, fragt er schließlich ungläubig. „Nein.“ Mich erstaunt diese Erkenntnis wahrscheinlich selbst am meisten. Meine Hand liegt immer noch auf seinem Herzen. Er hebt nun vorsichtig seine rechte Hand. Er ist dabei so bedacht, als wäre ich ein scheues Reh, das er nicht verschrecken will. Er legt seine warme Hand auf meine und sieht mich mit seinen wundervollen, warmen, braunen Augen an.
    „Wie soll es jetzt weitergehen, Sam? Ich will dich nicht verlieren! Glaubst du, es könnte eine Zukunft für uns geben? Könntest du dir vorstellen…“ , wieder senkt er den Blick, sucht nach den richtigen Worten, „… trotzdem mit mir zusammen zu sein?“ Es muss ihn unglaublich viel Überwindung gekostet haben, mir diese Frage zu stellen. Mir ist, als hält er die Luft an, als er auf meine Antwort wartet. Ich schaue auf unsere Hände. Wie er meine Hand vorsichtig und doch fest an sein Herz drückt. Ich versuche meine Gedanken zu ordnen, erinnere mich an gestern Nacht. Ich denke an die Angst, die ich um ihn hatte und daran, wie fremd er mir schien. Ich denke aber auch an die Zeit vor gestern Nacht, an meine Gefühle für ihn. Gefühle, die er erwidert hat und die ich immer noch tief in meinem Herzen für ihn empfinde. Verliebt in einen Vampir, dass kann auch nur dir passieren, Sam, mache ich mich über mich selbst lustig. Ist es wirklich so, wie Winston gesagt hat? Habe ich meine Entscheidung bereits getroffen? Vielleicht sogar schon vor gestern Nacht? Wie lange können Vampire eigentlich die Luft

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