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SAM

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Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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rannte auf die Lichtung zu und schrie ihren Bruder an, er solle es nicht tun. Sie hatte den Dolch in Ethans Hand gesehen und pures Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht. Als sie uns erreicht hatte und flehend auf ihren Bruder einsprach, richtete ich mich langsam auf und kam zitternd und schwankend auf meine Beine. Immer noch hielt Ethan den Dolch in seinen Händen und seine eiskalten, durchdringenden blauen Augen starrten mich hasserfüllt an. Mit einem teuflischen Grinsen auf dem Gesicht, packte er seine Schwester und   warf sie in meine Arme. Dann stach er zu. Der Dolch traf Isabella durch den Rücken direkt  in ihr Herz. Und da es ein silberner Dolch war, gab es für sie keine Rettung mehr. Sie starb in meinen Armen. Sie starb, weil sie mich liebte, wie eine Schwester ihren Bruder eben liebt. Ich hielt sie in meinen Armen und zog den Dolch aus ihrem Rücken, aber es war bereits zu spät. Ich brach zusammen und hielt sie eng an mich gedrückt und rief immer und immer wieder ihren Namen in die dunkle Nacht. Nach einer Weile bemerkte ich, dass Ethan fort war und alsbald sah ich, wie sich Lichter aus dem Wald der Lichtung näherten. Erst jetzt wurde mir klar: Ethan hatte gewonnen. Alles sah so aus, als hätte ich Isabella getötet. Ich ließ Isabellas leblosen Körper auf der Lichtung liegen und flüchtete in den dichten Wald. Mir war klar, ich würde für den Rest meines Lebens auf der Flucht vor der Rache meiner Familie sein, weil Ethan ihnen erzählen würde, ich hätte meine Halbschwester getötet.“
     
    Die darauffolgende Stille ist gespenstisch und schier unerträglich. Immer noch stehen wir Hand in Hand vor Isabelles Abbild. Alexanders Trauer um seine Schwester ist fast greifbar. Langsam wendet er sich ab und vermeidet es mich anzusehen. Er entschuldigt sich mit leisen Worten und verlässt das Zimmer. Hat er jemals zuvor jemandem davon erzählt? Mein Herz krampft sich zusammen bei dem Gedanken, welcher Schmerz und welche Ungerechtigkeit ihm zugefügt wurde. Mit zitternden Händen schließe ich die Tür des Salons und entscheide mich dafür, Alex zunächst nicht zu stören und ihn allein zu lassen. Ich bin viel zu verwirrt, um ihm in seinem Kummer eine Hilfe zu sein.
    Nachdem gegen 20:00 Uhr die letzten Arbeiter das Schloss verlassen haben, fällt mir ein, dass ich ja eigentlich heute Nachmittag einige Sachen aus dem Cottage holen wollte. Ich gehe zu Winston, der gerade den Kamin im Wohnzimmer entfacht hat und bitte ihn, Alexander auszurichten, dass ich schnell nach Hause fahre, um ein paar persönliche Dinge zu holen.
    Es dauert keine Stunde und ich bin wieder zurück. Ich habe eine Tasche mit dem Nötigsten für eine Übernachtung dabei. Morgen werde ich dann noch ein paar mehr Sachen von mir holen. Ich gehe in das Gästezimmer und packe meine Tasche aus. Immer noch kreisen meine Gedanken um den tragischen Tod Isabellas und Alexanders tiefe Trauer um seine Schwester.
    „Ich hatte schon Angst, du hättest deine Meinung doch geändert“, höre ich Alexanders dunkle Stimme, der plötzlich hinter mit steht.
    „Musst du dich immer so anschleichen? Ich erschrecke mich noch mal zu Tode.“
    „Ich tue das nicht mit Absicht, weißt du“, entgegnet er gekränkt.
    „Tut mir leid. Ich weiß auch nicht, es ist alles noch so ungewohnt und neu für mich. Es gibt so vieles, das ich nicht verstehe und ich habe noch so viele Fragen. Ich möchte dich aber auch nicht permanent mit meinen Fragen belasten. Ich hätte vorhin auch meinen Mund halten sollen. Mit meiner dauernden Neugier gehe ich dir bestimmt auf die Nerven und hätte ich nicht weiter nach deiner Schwester gefragt, dann wärst du nicht so traurig gewesen und dann…“ Er dreht mich zu sich herum und verschließt meinen Mund mit einem Kuss, der mich fast ohnmächtig werden lässt. Als er mich endlich wieder freigibt, schlägt er vor: „Heute keine Fragen mehr, okay?“ Immer noch ganz schwindelig vom Kuss, nicke ich ihm kurz zu. Ich schaue ihm in die Augen. Er ist gefasst und doch meine ich erkennen zu können, dass es ihn immer noch beschäftigt, mir die Geschichte von Isabellas Tod erzählt zu haben, als zweifelt er daran, dass es richtig war, mich einzuweihen.
    „Du kannst mir vertrauen, Alex“, versichere ich ihm und lege meine rechte Hand zärtlich auf seine Wange. Er schließt die Augen und atmet tief ein. Es ist, als hätte ich eine Last von seinen Schultern genommen. Dann greift er meine Hand und küsst mit einer unglaublichen Hingabe die

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