Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
einer Hand griff er hinter sich, ertastete Laurels Bein und rüttelte daran. Wie er es schon gewöhnt war, ließ sie sich davon nicht beeindrucken, sondern murmelte nur etwas, bevor sie wieder in tiefen Schlaf versank. Doch diesmal konnte er sie nicht in Ruhe lassen. Er wusste nicht, wer dort durch den Canyon lief, aber das beunruhigende Gefühl beschlich ihn, dass diejenigen nicht in guter Absicht kamen. Erneut schüttelte er Laurel.
»Was ist denn, Rey?«
Er zuckte zusammen. Ihre Stimme kam ihm in der Morgenstille unendlich laut vor. Hastig drehte er sich um und kauerte sich dicht vor sie. »Pst, nicht so laut. Ich glaube, da kommt jemand den Canyon entlang.«
Schlagartig war Laurel wach, krabbelte eilig zu ihm hinüber und schaute ebenfalls aus der Öffnung. »Bist du sicher?« Diesmal dämpfte sie ihre Stimme.
»Ich weiß es nicht. Ich habe Geräusche gehört, und eben waren Lichter an den Felsen zu sehen.«
»Wer könnte das sein?«
Rey hörte das Zittern in ihrer Stimme. Er hätte sie gerne beruhigt, doch sein Instinkt sagte ihm, dass sie in Gefahr waren. Er sah ihr tief in die Augen. »Ich halte es nicht für klug, hier sitzen zu bleiben und darauf zu warten, dass wir es herausfinden.« Er berührte ihren Arm. »Pack nur das Allerwichtigste ein, den Rest lassen wir hier.«
Laurel nickte. Rasch leerte sie den kleineren Rucksack und packte Wasser und ihre Papiere hinein. Dann schlüpfte sie in ihre Jeans und die Wanderstiefel. Rey hatte ebenfalls Hose und Schuhe angezogen und hielt die Taschenlampe in seiner Hand. Jetzt waren die Geräusche ganz deutlich zu hören. Nicht nur das Klicken der Steine, sondern auch Stimmen, die langsam näher kamen. Die Geräusche hallten von den Canyonwänden wider, vermischten sich, sodass nur Bruchstücke zu verstehen waren.
»… weit … noch?«
»Bis … ankommen.«
Erneut scheppernde Steine. Lichter tanzten über die Wände.
»… dunkel …«
»… Auftrag … Dyson …«
Laurel und Rey sahen sich entsetzt an, dann erkannte er, dass sie keine Sekunde zu verlieren hatten. Nacheinander schlüpften sie lautlos aus dem Zelt und griffen sich Rucksack und Taschenlampe, bevor er den Reißverschluss hinter sich wieder herunterzog. Vielleicht konnten sie dadurch einen kleinen Vorsprung gewinnen. Rasch umrundeten sie das Zelt, bemüht, keinen Laut zu verursachen. Wahrscheinlich würden die Männer sie nicht hören, weil sie selber so viel Lärm veranstalteten, aber es war sicherer, gar nicht erst ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Rey hatte seine Hand so um die Taschenlampe gelegt, dass nur ein schmaler Spalt ihnen Licht spendete.
So führte er sie immer dichter an den Wasserfall, bis sie direkt am Rand des kleinen Teichs standen, in dem sich das Wasser sammelte, bevor es den Bachlauf hinabströmte, um schließlich in den Colorado zu fließen. Er nahm Laurels Hand in seine und zog sie mit sich in das knietiefe Wasser. Sie keuchte unterdrückt, als das eiskalte Wasser durch die Hose und in ihre Stiefel drang.
»Achtung, bücken.«
Dicht neben ihnen rauschte das Wasser, eiskalte Tropfen trafen Rey im Gesicht und ließen ihn zurückzucken. Rey schob eine Hand über Laurels Kopf und veranlasste sie, sich tiefer zu ducken, trotzdem schrappte ihr Rücken gegen massiven Fels. Sie befanden sich jetzt in einer Höhle unterhalb des Wasserfalls. Wasser plätscherte auf die Felsen, es war feucht und kühl, die Luft roch modrig. Er spürte, wie Laurel schauderte, doch er führte sie unerbittlich weiter, bis sie schließlich an eine glitschige Wand stießen. Nachdem er die Taschenlampe gelöscht hatte, war es stockdunkel. Die Arme um Laurel geschlungen, lauschte er auf Geräusche von draußen. Doch weder Stimmen noch das Klicken von Steinen waren in dem Rauschen des Wassers zu hören.
Rey legte den Mund an Laurels Ohr. »Bleib hier stehen, ich will nachsehen, ob uns jemand gefolgt ist.«
Dicht an den Felsen gedrückt stand Rey am Eingang der Grotte und beobachtete die beiden Lichtpunkte, die sich stetig ihrem Lager näherten. Er konnte genau den Augenblick benennen, in dem die Männer das Zelt entdeckten. Hektisch wurden die Lichter auf den Boden gerichtet, die schattenhaften Figuren traten dicht zusammen. Wahrscheinlich berieten sie, wie sie vorgehen sollten. Rey konnte jetzt etwas mehr erkennen, da der Himmel langsam aufhellte, die Nacht dem Tag wich. Vorsichtshalber zog Rey sich wieder ein Stück zurück. Vielleicht würden sie ja einfach wieder verschwinden, wenn sie merkten,
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