Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
kläglich. »Erinnere mich daran, dass ich eine Lebensversicherung abschließe, bevor ich noch einmal mit dir irgendwohin gehe.«
Rey sah ihr nach, als sie wieder zu ihrem Beobachtungsposten zurückkroch. Seine Augen schlossen sich. Glaubte Laurel wirklich, dass sie lebend hier herauskämen, oder hatte sie nur versucht, ihm Hoffnung zu machen? Ihre Chancen, den bewaffneten Männern zu entgehen, waren angesichts seiner Verletzung gleich null. Abrupt riss er die Augen auf. Was saß er hier eigentlich herum und vergrub sich in Selbstmitleid? Es war überhaupt keine Option, aus dieser Schlacht als Verlierer hervorzugehen. Wenn sie die schlechteren Waffen hatten, dann mussten sie das eben durch eine bessere Taktik ausgleichen. Er ließ sich auf seine unverletzte Seite fallen und begann mit schmerzverzerrtem Gesicht das zusammenzusammeln, was sie brauchen würden.
Mit Zweigen und Blättern getarnt, saßen Laurel und Rey angespannt in ihren Verstecken und warteten darauf, dass die Verfolger in ihrem Hinterhalt erschienen. Hin und wieder warfen sie Steine oder Äste in verschiedene Richtungen, sodass die Männer annehmen mussten, ihre Opfer hätten sich auf der Flucht durch das dichte Gestrüpp getrennt. Gegen beide Männer zusammen hätten sie keine Chance, aber vielleicht konnten sie ihnen einzeln begegnen und sie nacheinander ausschalten. Schließlich schienen die Männer sich tatsächlich getrennt zu haben, denn die Schritte des einen entfernten sich in eine andere Richtung. Offensichtlich durchkämmten sie nun an verschiedenen Stellen die Büsche.
Indem sie gezielt Geräusche produzierte, führte Laurel den anderen immer näher an ihr Versteck heran, wo sie mit einem dicken Stein bewaffnet auf ihn wartete. Zuerst hatten sie überlegt, die Männer durch Geräusche von ihrem Versteck wegzulocken, aber irgendwann hätten die Verbrecher sie doch gefunden, weil es in der kleinen Bucht keine Fluchtmöglichkeit gab und sie zu viele Spuren hinterlassen hatten. Wenn sie hier lebend herauskommen wollten, mussten sie ihre Verfolger außer Gefecht setzen.
In ihrem grünen T-Shirt war Laurel im dichten Laub kaum zu erkennen. Rey hatte sich tiefer vergraben, mit seinem nackten Oberkörper wäre er zu leicht zu entdecken gewesen. Laurel hielt den Atem an, als der Mann eine Armeslänge entfernt an ihr vorbeischlich. In dem Moment verursachte Rey absichtlich ein Rascheln, während Laurel sich hinter dem Verfolger aufrichtete und mit beiden Händen den Stein auf seinen Hinterkopf niedersausen ließ. Mit einem dumpfen Laut brach er augenblicklich zusammen. Angewidert ließ Laurel den Stein fallen und wich zurück. Oh Gott, was hatte sie getan?
Immer weiter wich sie zurück, bis zwei Arme ihre Knie umfingen.
Rey
. Er hielt sie fest, den Kopf an ihre Hüfte gelegt, während ein Schauer nach dem anderen durch ihren Körper lief. Schließlich beruhigte sie sich so weit, dass sie sich von ihm löste. Es war schwer damit klarzukommen, dass sie einen anderen Menschen verletzt hatte, auch wenn dieser sie töten wollte.
Erschrocken sah sie sich um. »Wo ist der andere hin?«
Verdammt, sie hatten ihn aus den Augen verloren! Vorsichtig richtete Rey sich ein Stück auf, um über die Büsche spähen zu können. Der Mann war verschwunden. Wieder machten sie sich daran, Steine in verschiedene Richtungen zu werfen, aber nichts rührte sich. Unsicher schaute Laurel Rey an. Was sollten sie jetzt tun? Warten, bis er sie womöglich überraschte, oder ihn suchen?
Laurel straffte entschlossen die Schultern. »Ich sehe nach, wo er ist.«
»Nein, das ist zu gefährlich.«
»Und hier sitzen und warten, bis er uns erschießt, findest du besser?«
Gleichzeitig fiel ihr Blick auf den Mann am Boden. Die Pistole! Hastig kroch Laurel zu dem leblosen Körper und durchsuchte seine Kleidung nach einer Waffe. Sie musste hier irgendwo sein. Rey folgte ihrem Beispiel. Seine Finger schoben sich gerade unter den Leib des Mannes, als unvermittelt hinter ihm eine Stimme ertönte.
»Loslassen und umdrehen. Sofort!«
Laurel erstarrte. Entsetzt blickte sie Rey an. Sie hatte den zweiten Mann überhaupt nicht gehört, und Rey ging es offenbar genauso. Anscheinend hatte der Verbrecher mitbekommen, wie sein Kumpan überrumpelt worden und zusammengebrochen war, und sich dann angeschlichen.
Rey bedeutete ihr mit den Augen, weiter nach der Waffe zu suchen, während er sich um den Mann kümmerte. Laurel wurde noch blasser, nickte aber unmerklich. Schwerfällig und stöhnend
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