Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
Fäusten, als sie an das Nashorn dachte. Hastig blinzelte sie die Tränen fort, die sich in ihren Augen gesammelt hatten. Sie würde durchhalten, bis sie in Sicherheit waren, dann konnte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Später.
Ihr Kopf schnellte herum, als plötzlich ein Knacken ertönte. War der Mann jetzt hinter ihr? Oder wurde sie abermals von einem wilden Tier bedroht? Sie ignorierte ihr hämmerndes Herz und richtete sich langsam auf, damit sie notfalls flüchten konnte. Wieder ein Knacken, mit einem Mal Stille. Laurels Nackenhaare richteten sich auf, Gänsehaut überzog ihren Körper. Sollte sie Rey rufen, damit er gewarnt war? Oder brachte sie ihn damit noch mehr in Gefahr? Unschlüssig kauerte sie in ihrem Versteck, die Augen immer in Bewegung. Schließlich nahm sie einen dunklen Fleck in den Büschen hinter sich wahr. Wie erstarrt hockte sie im Gras und beobachtete, wie etwas auf sie zukam. Schließlich siegte ihr Selbsterhaltungstrieb, mit einem Satz warf sie sich über den Baumstamm. Hart landete sie auf dem Boden, rappelte sich wieder auf und sprintete in den fadenscheinigen Schutz der Büsche.
10
»Laurel!«
Fast hätte sie die leise Stimme nicht gehört, so sehr hämmerte ihr Herz. Jäh blieb sie stehen und schaute über die Schulter zurück, gerade als Rey aus dem Gestrüpp trat, einen schuldbewussten Ausdruck im Gesicht. Zitternd kehrte sie zum Baumstamm zurück und ließ sich erschöpft darauf nieder. Das Gesicht in den Händen vergraben, erlaubte sie sich einen kurzen Moment der Schwäche. Ihr ganzer Körper bebte. Als Rey sich neben sie setzte, blickte sie auf.
Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Es war blöd, mich von hinten anzuschleichen.«
Laurel atmete tief durch, dann brachte sie ein Lächeln zustande. »Schon in Ordnung. Damit hast du mich zwar ein paar Jahre meines Lebens gekostet, aber ich bin froh, dass du wieder hier bist.« Ihre Augen verdunkelten sich. »Hast du den Mann noch gesehen?«
»Nein, er scheint wirklich verschwunden zu sein.« Er half ihr beim Aufstehen. »Und das sollten wir auch schleunigst tun.«
Sie blickte auf die Uhr. Es war bereits fünf Uhr nachmittags, spätestens in einer Stunde würde die Sonne verschwunden sein. »Glaubst du, wir schaffen es heute noch zurück?«
»Nein, es sieht nicht so aus. Aber trotzdem sollten wir versuchen, so nah wie möglich an das Lager heranzukommen. Wahrscheinlich suchen sie uns schon, und wenn wir Glück haben, finden sie uns.«
Die Aussicht darauf, dass sich bereits ein Suchtrupp auf ihrer Spur befinden könnte, hellte Laurels Stimmung beträchtlich auf. Wenn sie sich beeilten, konnten sie es vielleicht doch noch schaffen. Keinesfalls wollte sie sich mit dem Gedanken abfinden, die Nacht hier im Freien verbringen zu müssen. Ohne Zelt und ohne irgendeinen Schutz.
Sie zog die Schulterriemen ihres Rucksacks enger, dann schaute sie Rey entschlossen an. »Wo geht es lang?«
Sein Lächeln ließ sie für einige Sekunden ihre missliche Lage vergessen. Der Ausdruck in seinen Augen, als er sie jetzt voller Zärtlichkeit anschaute, brachte sie fast zum Weinen. Rey zog sie zu sich heran und hielt sie eng an sich gedrückt. Es fühlte sich so gut an, in seinen Armen gehalten zu werden und seine Kraft zu spüren. Rey hauchte einen Kuss auf ihre Haare und ließ sie schließlich los. Zwar wollte sie gerne dagegen protestieren, aber sie hatten keine Zeit mehr zu verlieren. Anhand des Navigationsgeräts bestimmte er schnell die Richtung. Dann nahm er Laurels Hand und marschierte los. Immer wieder musste sie daran denken, dass sie beide schon tot sein könnten. Gott, wie hatte eine einfache, harmlose Safari in so einem Desaster enden können?
Jacobs war sauer. Instinktiv hatte er gespürt, dass er den beiden unwillkommenen Zeugen hart auf den Fersen gewesen war. Aber sein Chef duldete es nicht, wenn er ihn warten ließ. So lief das nun mal, dafür wurde er bezahlt. Mal ganz davon abgesehen, was hätte er mit den Typen gemacht, wenn er sie entdeckt hätte? Erschossen? Jacobs verzog den Mund. Normalerweise wandte er nicht gerne Gewalt an, dafür hatten sie ihre Handlanger. Nein, er war für die Strategie zuständig. Er hatte diese Tour organisiert, dafür gesorgt, dass niemand etwas davon erfuhr – schon gar nicht die Presse –, und er hatte die schwarzen Helfer angeheuert. Alles war genau nach Plan verlaufen, das Nashorn war zur rechten Zeit am rechten Ort
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