Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
wieder an Rey. »Seit wann schneidest du deine Filme nicht mehr selbst?«
»Normalerweise tue ich das auch, aber mit diesem hier hat es eine besondere Bewandtnis. Du wirst es merken, wenn du ihn dir ansiehst. Ich möchte eine bestimmte Sequenz für das Fernsehen geschnitten haben. Sodass die Gesichter darauf sehr gut zu erkennen sind.«
Cookie drehte die Speicherkarte in den Händen hin und her. »Gesichter. Hm. Du machst mich immer neugieriger.«
»Es sind Aufnahmen, die du dir nicht unbedingt freiwillig anschauen würdest. Aber es muss sein. Du wirst gleich sehen, warum. Können wir hier eine Kopie von der Sequenz machen? Ich möchte die Originalkarte lieber wieder mitnehmen.«
Cookie zog den Stecker seines Kopfhörers heraus und rollte mit seinem Schreibtischstuhl zur anderen Seite des winzigen Raumes, wo er seine Videoausrüstung aufgebaut hatte. »Hast du zufällig deine Kamera dabei, ich weiß gerade nicht, wo mein Adapter für diese Art von Speicherkarten ist, und bis ich einen aufgetrieben habe …«
Rey hatte bereits seinen Rucksack abgesetzt und zog die Kamera aus ihrem Fach. Schweigend hielt er sie seinem Freund hin.
»Super.« Cookie pfiff leise. »Nettes Gerät. Du würdest mich nicht zufällig …« Er brach ab und seufzte. »Nein, natürlich würdest du nicht. Bei dem schlechten Ruf, den ich im Umgang mit Kameras habe.«
»Tut mir leid, ich brauche die Kamera in den nächsten Tagen. Aber ich komme bald mal vorbei und bringe sie wieder mit. Dann kannst du sie ausprobieren, wenn du möchtest. Unter Aufsicht natürlich.«
Cookie legte eine Hand auf sein Herz. »Hach, womit habe ich das nur verdient?«
Rey lächelte grimmig. »Mach was aus meinem Film, sorg dafür, dass die Gesichter gut zu erkennen sind, ganz einfach.«
»Die Sache scheint dir sehr wichtig zu sein. Ich tue mein Bestes.«
»Das weiß ich.«
Ohne weitere Umschweife machte Cookie sich an die Arbeit. Er verband die Kamera mit seinem Computer, schob die Speicherkarte wieder hinein und schaltete den Camcorder ein. Auf dem Bildschirm erschien eine Auflistung der gefilmten Sequenzen.
Rey tippte auf die Szene, die er direkt vor dem Nashornmord aufgenommen hatte. »Ab hier.« Rey drehte sich zu Laurel um, die immer noch neben ihm stand. »Möchtest du dich draußen etwas umsehen, während wir hier den Film kopieren?«
Laurel wurde bleich, als hinter ihm die ersten Bilder auftauchten, und drehte sich schnell um. »Ja, ich warte draußen.«
Rey wäre ihr am liebsten gefolgt, doch er würde sich die Aufnahme noch einmal anschauen müssen. Cookies Augen hingen wie gebannt an dem Geschehen. Bisher war nur das Nashorn zu sehen, wie es in das Wasserloch tauchte.
»Nettes Tier. Du hättest natürlich ein Teleobjektiv und ein Stativ verwenden sollen, aber das weißt du vermutlich selber.«
Rey nickte stumm.
»Und ich soll dir jetzt einen Tierfilm zurechtschneiden?«
Rey schnitt eine Grimasse. »Warte es ab.«
20
Kaum hatte Rey den Satz ausgesprochen, als auch schon ein scharfer Knall durch die Lautsprecher dröhnte. Cookie zuckte erschrocken zusammen. Auf dem Monitor sah man, wie die Kamera hin und her schwankte, bevor sie wieder auf das Nashorn ausgerichtet wurde. »Oh verdammt!«
Rey konnte Cookies Kommentar nur zustimmen. Als die schreckliche Szene erneut vor seinem Auge ablief, stieg Übelkeit in ihm auf. Die zitternde Hand vor den Mund gepresst, versuchte er das Gefühl zu unterdrücken, doch es half nicht. Er konnte spüren, wie die Hitze sein Rückrat hinaufkroch und sich in seinem Nacken sammelte, ein sicheres Zeichen dafür, dass er besser schnellstmöglich das Zimmer verließ. Er ignorierte Cookie, der ihm etwas hinterherrief, und stürzte zur Tür. Hektisch sah er sich auf dem langen Flur um, bis er das Zeichen für die Herrentoilette entdeckte. Mit einem Knall schlug die Tür gegen die Wand, als er sie heftig aufstieß und in die nächste Kabine flüchtete.
Minuten später trat er bleich und zittrig wieder auf den Korridor und traf dort auf Laurel, die vor der Tür auf ihn gewartet hatte. Es war ihm ziemlich peinlich, dass sie ihn in diesem Zustand sah, aber jetzt war es nicht mehr zu ändern. Laurel ging rasch auf ihn zu.
Zögernd berührte sie seinen Arm. »Geht es dir nicht gut?«
Rey nahm ihre Hand, lehnte sich gegen die Wand und schloss kurz die Augen. »Es geht schon. Ich kann nur kein …« Er stockte und blickte sie unsicher an. »… kein Blut sehen.«
Laurel strich ihm zärtlich über den Arm. »Und du
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