Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
Projekten, für die er nicht immer einen Abnehmer fand. Oft waren dies Makroaufnahmen von Dingen, die er in der Vergrößerung unheimlich spannend fand, oder auch Landschaften und Vegetation im Wechsel der Jahreszeiten.
Laurel lauschte interessiert Reys Ausführungen und machte sich seitenweise Notizen. Es gefiel ihr, auf diese Weise Einblick in sein Leben und seine Arbeit zu erhalten. So lernte sie ihn immer besser kennen und konnte ihn nach Belieben ausfragen, ohne neugierig zu erscheinen, denn sie tat es ja aus beruflichen Gründen.
Bislang hatte sie gedacht, dass Rey einfach sein Hobby zum Beruf gemacht hatte und dass es außer des Talentes kaum mehr bedurfte. Doch jetzt wurde ihr bewusst, dass jede Menge Planung und Arbeit dahintersteckte. Es ging nicht einfach darum, die Kamera aufzubauen und dann auf einen Knopf zu drücken, sondern jede kleinste Einstellung war wohlüberlegt, wurde x-mal hinterfragt und so lange geändert, bis er sie für richtig befand. Und das war nur die Spitze des Eisbergs. Bedrückt erkannte sie, dass Rey für das Filmen lebte und seinem Beruf – oder sollte sie besser sagen seiner Berufung? – alles andere unterordnete.
Einerseits fand sie die Leidenschaft, mit der er in seiner Arbeit aufging, faszinierend, andererseits grübelte sie wieder darüber nach, wie es wäre, eine Beziehung mit ihm einzugehen. Auch die wäre wohl zwangsläufig zweitrangig für Rey, die Freundin jemand, den er für ein paar Tage zwischen zwei Reisen besuchen würde, bevor er dann wieder für Wochen, wenn nicht gar für Monate verschwand. Das würde er wahrscheinlich nicht zugeben, aber sie konnte es sich vorstellen. Stirnrunzelnd konzentrierte sie sich wieder auf ihre Notizen. Sie sollte sich ein Beispiel an ihm nehmen und mehr an ihren eigenen Job denken als daran, wie gerne sie mit Rey zusammen war.
Den Rest der Zeit ließ sie sich von nichts mehr ablenken, sondern konzentrierte sich nur noch auf ihren Artikel. Ihre Fragen an ihn waren rein geschäftsmäßig und bezogen sich ausschließlich auf das Filmen.
Rey bemerkte es, sagte aber nichts. Es war klar, dass sie versuchte, die Schranke, die am Morgen gefallen war, wieder zwischen ihnen zu errichten. Ihr plötzlicher Stimmungswechsel war ihm ein Rätsel, aber er konnte nichts dagegen tun. Dennoch nahm er sich vor, sie beim nächsten Beisammensein nicht mehr entwischen zu lassen. Weder körperlich noch emotional. Es wäre etwas anderes, wenn sie ihn nicht wirklich mögen würde, aber das Gegenteil war der Fall. Allein wie sie ihn ansah, wenn sie meinte, er bemerkte es nicht. Wie sie ihn berührte, ihn küsste. Ganz zu schweigen von ihren Zärtlichkeiten an diesem Morgen. Nein, sie musste etwas für ihn empfinden. Kopfschüttelnd überprüfte Rey ein letztes Mal den Inhalt des Kofferraums, dann richtete er sich auf und schloss mit einem dumpfen Knall die Klappe.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Laurel bei dem Geräusch zusammenzuckte. In ihren Augen stand wieder die Erinnerung an einen anderen Knall und den Todeskampf des Nashorns. Ihr Körper versteifte sich, ihr Gesicht verlor jede Farbe. Verdammt, er hatte sie nicht erschrecken wollen! Er nahm ihre Hand und ging mit ihr auf das Haus zu. Wortlos zog er sie mit sich, die Treppe hinauf zu seinem Apartment. Er schob sie hinein und schloss hinter ihnen die Tür. Dann lehnte er sich dagegen und zog sie in seine Arme. Erst sträubte sie sich, um schließlich doch seufzend den Kopf gegen seine Brust zu lehnen.
Allmählich entspannte sich ihr Körper, und sie schmiegte sich an ihn. Rey streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf, seine Augen schlossen sich, während ein Gefühl der Zufriedenheit ihn durchströmte.
Er wartete, bis ihr Atem ganz ruhig war, dann hielt er sie um Armeslänge von sich. »Alles in Ordnung?«
»Ja. Nicht dass du denkst, ich wäre immer so schreckhaft, es ist nur …«
»Ich weiß. Mir geht es ja genauso.« Rey hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. »Wir müssen die Sache mit dem Video rasch über die Bühne bringen. Wenn die Täter erst einmal bestraft sind …« Rey blickte auf seine Armbanduhr, dann löste er sich von Laurel. »Ich werde bei Cookie anrufen. Vielleicht ist er ja schon so weit. Bin gespannt, ob er es geschafft hat, die Personen deutlicher zu zeigen.«
Laurel nickte und setzte sich in den bequemen Sessel, der vor dem Fenster stand.
Rey suchte auf dem Schreibtisch nach seinem Adressbuch, schlug es auf und wählte Cookies Nummer. Er
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