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Samtheiß

Samtheiß

Titel: Samtheiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wie Quellwasser, Wolfgang. Wie machst du das bloß, wo du dir doch nie die Zähne putzt?«
    Er sah ihr in die Augen, wie er es immer tat, und immer wieder war Elizabeth verblüfft von der Eindringlichkeit, dem strahlend metallischen Grün mit den goldenen Punkten und der enormen Größe seiner Augen. Dieses offene, vertrauensvolle und gefesselte Anstarren gab ihr das Gefühl von intensiver Nähe und Kommunikation mit dem Kater. Wie schön wäre es, wenn ein Mensch so viel Vertrauen hätte, daß er dir derart unerschütterlich in die Augen schaut. Aber das tun nur kleine Kinder und Katzen.
    »Moment, alter Freund. Ich hole mir meinen Tee, und dann legen wir uns hin und schmusen. Willst du Frühstück?«
    Elizabeth nahm einen Teebeutel mit Orangenaroma und brühte ihn in ihrem riesigen Becher auf; dann schüttete sie Trockenfutter in Wolfgangs Napf. Er schnupperte daran, fraß aber nicht. Statt dessen rieb er sich schnurrend an ihren Beinen. »Deine Freunde von nebenan haben dir wieder Fleisch und Krabben gegeben, stimmt’s? Die werden dich noch so verwöhnen, daß ich mir dich nicht mehr leisten kann.«
    Elizabeth trug ihren Tee zur Matratze. Wolfgang war schon vor ihr dort. »Geh aus dem Weg, damit ich mich hinlegen kann.« Er stand auf dem Schlafsack, sah sie in seliger Vorfreude an. Elizabeth stellte den Tee auf das Fensterbrett, hob Wolfgang hoch, legte sich hin und bettete ihren Kopf so, daß sie ihren Tee trinken konnte. Sie setzte Wolfgang auf ihren Bauch und er begann sofort zu treteln. »Herr im Himmel, Wolfgang, deine Krallen! Jeeesus. So!« Elizabeth packte ihn an den Vorderbeinen und legte ihn hin. Ihm war es recht. Er nahm seine Lieblingsstellung ein: alle vier Beine seitlich weggestreckt statt, wie andere Katzen, unter dem Bauch. Das Ergebnis war, daß er und Elizabeth Bauch-an-Bauch lagen - sie nannte das immer Wolfgangs Bauchlandungsumarmung. Sie liebte das Gefühl seines weichen, warmen, pelzigen Bauchs auf ihrer nackten Haut. Es war sinnlich, fast erotisch. In dieser Stimmung von Vertrauen und Hingabe war Wolfgang wie dahingeschmolzen; sie konnte mit seinem Körper tun, wozu sie Lust hatte. Sie nahm eine seiner Pfoten, hielt sie sich an die Nase und genoß den moschusähnlichen Duft.
    Wolfgang lag jetzt mit halbgeschlossenen Augen da und schnurrte so intensiv, daß er sabberte.
    Elizabeth griff nach einem Kleenex, legte es unter sein Kinn und studierte den Regenbogen intensiver Farben, den die Sonne auf sein Fell zauberte, wie die Farben auf einem Ölfilm - strahlende metallische, intensive Variationen von Rot, Blau, Grün, Gold und Purpur. Diese Farbflecken waren nur in der Sonne zu sehen und so winzig, daß Elizabeth sie während seines ersten Lebensjahres überhaupt nicht bemerkt hatte. Nun faszinierten sie diese Juwelen in seinem schwarz-weißen Fell jeden Morgen, während sie ihren Tee trank.
    Wolfgang räkelte sich ein wenig, und sie spürte wieder seinen Bauch auf dem ihren. Ohne nachzudenken, hob sie leicht das Becken, als wolle sie einen Liebhaber empfangen. Sie lächelte, ob Wolfgang erotische Gefühle für sie hatte, oder ob alles nur unschuldige Zuneigung war? »Oh, Wolfgang, wenn wir doch bloß...« Sie kraulte seinen Kopf und lächelte wieder, als er mit einem wonnevoll-dämlichen Gesichtsausdruck antwortete.
    Das Geräusch eines Schlüssels schreckte beide auf. Wolfgang kratzte Elizabeths Bauch und war mit einem Satz aus dem Fenster. Etienne stand in der Tür und grinste sie an. »Herr im Himmel, du siehst super aus, wie du da in der Sonne liegst. Wie geht’s dir, Schatz?« Er durchquerte den Raum und kniete sich hin, um sie zu küssen. Als er sich über sie beugte, kratzte der Reißverschluß seiner Lederjacke über ihre Brust. Sein Atem roch nach Kaffee. Sie schob ihn weg. »Was ist los?«
    »Deine Jacke.«
    »Oh, sorry. «
    »Bin früh aufgestanden; hab gedacht, ich guck mal rein, bevor ich zur Arbeit gehe.« Seine Hand streichelte ihren Bauch, wanderte zu ihrer Brust.
    Elizabeth spürte eine Schwiele auf Etiennes Hand, die wie eine Nadel über ihre Haut fuhr. Sie setzte sich auf, zog den Schlafsack über ihren Körper. »Willste ‘ne Tasse Tee?«
    Etienne lächelte. »Ich will dich.« Er zog seine Jacke aus und legte sich neben sie. Er nahm ihr den Becher aus der Hand und stellte ihn auf den Boden; dann liebkoste er ihr Gesicht mit beiden Händen und küßte sie sanft. Er roch nach Rasierwasser. »Étienne, ich bin allergisch gegen Parfüms. Das habe ich dir schon mal

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