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Samtheiß

Samtheiß

Titel: Samtheiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ich die Andeutung einer rosigen Zunge erblickte.
    Ich nahm einen tiefen Lungenzug und beugte mich über das Brett, starrte auf die vordringende Dame und fühlte am ganzen Körper ein heißes Prickeln, das meine Haut zusammenzog. Ich ließ den Bauern seine Dame bedrohen, blickte auf und sah seinen Blick auf meinen Lippen.
    Ein ganzes Jahr lang saßen wir - mindestens zwei Abende pro Woche - über dem Schachbrett, jedesmal in einem Zustand höchster Erregung, rauchten Zigaretten und mieden Augen und Finger des anderen. Wir hörten die Platten, die Conrad mitbrachte und manchmal zeigte ich ihm etwas anderes - wie zum Beispiel eine Folkways -LP mit frühem Jazz aus den Südstaaten, die ich in der Bücherei gefunden hatte. Ich betrachtete seinen Hintern in den engen Jeans, wenn er durch das Zimmer ging, und wenn er sich umdrehte, sah ich die Wölbung unter seinem Reißverschluß, und eine heiße kleine Hand öffnete meine Möse.
    Manchmal trafen John und ich und Conrad und Bridget uns zum Essen in ihrer Wohnung oder in unserer. Wir tranken Bier oder Rotwein, aßen Spaghetti, rauchten vielleicht einen Joint und hörten Musik. Bridget, die aus dem Süden kam und extrem hübsch war, hatte in bezug auf Männer eine besondere Technik: Sie stellte ihnen Fragen und lauschte dann mit großen bewundernden Augen ihren Antworten. Diese Abende wurden schnell langweilig; die Männer hielten Vorträge über alles mögliche, von Weltpolitik bis zur Autoreparatur, und ich saß daneben, wie gefangen in meiner Irritation. Die ganze Zeit über waren Conrad und ich darauf bedacht, einander zu meiden und uns auf unseren jeweiligen Partner zu konzentrieren. Bridget schaute selten in meine Richtung und fragte niemals nach meiner Meinung zu einem Thema.
    Conrad und ich lebten mit unserem Verlangen nacheinander. Es war etwas, das wir ständig mit uns herumtrugen. Manchmal wuchs es zu enormer, unhandlicher Größe heran, dann schrumpfte es wieder auf taktvolle Proportionen. Wir warteten. Ich erinnere mich an einen Nachmittag, als ich hinter dem Haus ein Sonnenbad nahm. Ich lag auf dem Bauch, atmete den frischen Geruch des Grases und genoß die Hitze auf meinen nackten Schultern. (Ich trug einen Badeanzug.) Von oben, aus Conrads Apartment, drang seine Musik. Diesmal Ornette Coleman, der mit Paul Bley spielte: kompliziert verwobene Klänge wie reflektierende Lichter auf dem Rasen. Allmählich spürte ich etwas, drehte mich um und blickte hoch. Dort stand Conrad, die kräftigen Arme auf der Fensterbank.
    Sein Mund war geöffnet und seine dunklen Augen schauten fasziniert und verträumt. Er betrachtete meinen Körper und ich spürte meine geöffneten Schenkel, meinen Bauch und mein Dekolleté, das über dem Badeanzug von rosa Striemen überzogen war. Sein Körper hätte genauso gut direkt auf mir liegen können. Es war zuviel für mich. Ich drehte mich stöhnend wieder um und vergrub mein Gesicht im Gras.
    Und Nacht für Nacht hörten John und ich die Geräusche von oben. Es begann mit kaum hörbarem Klopfen, Schütteln und Berühren der Wand - tock tock tock - und wurde dann lauter und stärker, bis die Decke über uns vibrierte. Ich stellte mir vor, wie er im Bett auf den Knien mit schweißglänzendem Körper sie nahm und stieß und bohrte. Nun kam seine Stimme, eine tiefe Begleitung der Bewegung -oh oh oh - immer lauter.
    John lag vollkommen still, so wie ich. Wir hatten bereits miteinander geschlafen, und dies war der Kontrapunkt. Er schwoll an zu einer wilden Folge von Stößen, und Conrads Stimme führte ihn zum Gipfel. Dann das lange Stöhnen seiner Erfüllung. Und Ruhe.
    Ich weiß nicht, ob John diese Vorführung erregt hat wie mich, aber selbst wenn - zwischen uns gab es die stillschweigende Übereinkunft, dies nicht für unsere eigene Stimulierung und weitere Vögelei auszunutzen. Wir lagen totenstill, und meine Möse pulsierte heftig.
    Dann fuhr John ein Wochenende zu einer Pädagogenkonferenz nach Chicago. Er war begeistert, und es tat uns beiden leid, daß ich ihn nicht begleiten und seinen Vortrag hören konnte. Als ich ihn zum Flughafen gebracht hatte, kam ich rechtzeitig nach Hause, um das Telefon klingeln zu hören. Ich hob ab, und da war diese tiefe, kratzige Stimme.
    »Kann ich mit Musik runterkommen?«
    Ich atmete tief ein und hielt die Luft an. Dann fragte ich: »Und Bridget?«
    »Die ist vor zwei Tagen nach Knoxville zu ihren Leuten gefahren.«
    Ich atmete aus, und meine Stimme war hell und klar. »Ja, komm runter. Sofort.«
    An

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