Samtheiß
wie wir immer höher klettern und uns durch das steile Gebirge schlängeln, hin zu unserem geheimen Platz am Ende der Straße, wo Schilder an Bäumen einem sagen, was man nicht darf: PARKEN VERBOTEN, zur Linken an einen toten Baumstumpf genagelt. Und zur Rechten: KEIN DURCHGANG, an eine Pinie geheftet.
Jetzt wendest du den Wagen, die Scheinwerfer huschen über schwere Ketten, die uns die Weiterfahrt tiefer in den Canyon versperren. Du parkst am unbefestigten Straßenrand, schaltest Motor und Scheinwerfer aus, ziehst die Handbremse an. Langsam gewöhnen sich unsere Augen an die Dunkelheit, entdecken einen vollen Mond, der hinter hohem Nutzholz aufgeht, der schwangere Bauch einer neuen Jahreszeit.
Jetzt zerrst du an Schnallen und Knöpfen, und ich an deinem Reißverschluß, und irgendwie schaffen wir es, uns aus den Kleidern zu schälen, ein Wirrwarr verdrehter Hosenbeine und Hemdsärmel. Du kletterst auf mich, und wir schieben uns um diese Handbremse herum in Position. Sie ist ein willkommener Störenfried, bohrt sich mir in die Seite, kalt und hart wie der Pimmel eines stählernen Keilers.
Ich zucke zurück und hebe mein Becken dir entgegen, als du in die Spalte zwischen meinen Beinen vorstößt und mich bespringst wie der junge Hengst, der du einst warst. Keine Zeit für ein Vorspiel - hier oben im Wald müssen wir schnell und animalisch sein. Ich packe deine nackten Schenkel, du klammerst dich an meine Schultern, und wir reiten uns gegenseitig in ungestümem Rhythmus, der Mond zieht und drückt dich in mir vor und zurück wie die Flut.
Plötzlich lassen die aufleuchtenden Scheinwerfer uns vor Schreck zusammenfahren. Wir zwingen unseren Herzschlag zur Ruhe, liegen atemlos, als die Lichter wie Geister durch die Bäume huschen und hinter einem Berg verschwinden. Wortlos warten wir, ob sie zurückkehren, bereit, beim geringsten Lichtschimmer wie schreckhaftes Rotwild davonzustürzen. Unsere Blicke suchen Dickicht und Schluchten nach den Lichtern ab. Sie finden nur die Astgerippe uralter Eichen, den Mond in seiner üppigen gelben Pracht.
Und bald bewegen wir uns wieder wohlig in unserem animalischen Rhythmus. Ich reibe meine Nase an deiner Schulter, du knabberst an meinem Hals, läßt deine Zunge über meine zitternde Brust streichen. Wir sind verwegen und so richtig schlimm, meine Hüfte drückt gegen die Handbremse, dein nackter weißer Arsch fordert den Mond heraus. Ich strecke die Hand aus, ziehe die Sonnenblende weg und sehe sattes Laub im Spätsommerwind tanzen, VÖGELN VERBOTEN steht in den Sternen geschrieben.
Und jetzt erreichen wir höhere Gefilde, erklimmen verstohlen sinnliche Höhen wie vorhin unser Katzenwagen den Berg; immer weiter, wie Wasser, das aus einem Brunnen hervorquillt. Dein Rhythmus wird schneller, während wir uns in der Dunkelheit winden, mit verrenkten Beinen in Schalensitzen, die für diese Art Verkehr nicht gebaut sind. Ich kämpfe unter deinem Gewicht, schiebe Hüften und Schenkel zurecht, stütze mich mit einem Fuß gegen das Steuer. Verfluche die harte Dauererektion der Handbremse.
Und dann bist du tief in meinem Mittelpunkt; wie ein großer Mund öffne ich mich, nehme dich auf, daß du mich nimmst, weit genug, die Erde zu verschlingen. Und ich bestehe nur noch aus dir: dem Klatschen deiner hämmernden Hüften gegen meine Schenkel, dem Zerren deines Mundes an meiner Brustwarze, dem Stoßen deiner Rute tief in meinem Innersten. Die Hitze unserer Körper steigt. Wir dämpfen unsere Schreie, beißen fest auf Lippen und Zungen, hinterlassen lautlose Spuren auf schlüpfriger Haut, wollen den Wald nicht wecken.
Und jetzt lachen wir, lauter als vorher. Der Wagen erbebt von unserem Lachen, droht, mit uns nackt und gepaart hinunter ins Dorf zu rollen. Wir fischen in den Tiefen meiner Handtasche nach Kleenex - nie haben wir genug Kleenex - und behelfen uns mit einigen zusammengeknüllten Fetzen, die wir zwischen Filzstiftkappen, Schmirgelpapierfetzen und Haarknäueln aufspüren. Du steigst von mir herunter und rollst dich auf deinen Sitz und ich auf den meinen, wo wir uns saubermachen und ein heilloses Durcheinander veranstalten - wir müssen so laut lachen - und schleimige Kleenex hinter die Sitze schmeißen, zwischen Gummibärchentütchen und Matchboxautos. Wir zerren an unserem Kleiderwirrwarr. Kämpfen uns naß in zerknitterte Jeans, um ins Kino zu fahren, einem spärlich beleuchteten Ort, wo wir vermutlich an den Sitzen festkleben werden.
Aber zuerst müssen wir mit dem Lachen
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