Samtheiß
Belüftung umspielt wurde.
Zwischen den grünen Pflanzen und dem beleuchteten magischen Aquarium voller exotischer Fische lag ein Raum, an dessen Einrichtung ich mich kaum noch erinnern kann. Nur das Sofa mit der Wolldecke, das zu einem Doppelbett ausgezogen werden konnte, und auf dem wir uns in jener Nacht bis in einen strahlenden Sonntagmorgen hinein, übersät von den grünen Lichtpunkten der Pflanzen an Afreketes hohen Fenstern, stürmisch liebten, sehe ich noch vor mir.
Ich erwachte und sah ihre Wohnung voller Licht, den Himmel durch die Fenster im obersten Stock, und Afrekete, vertraut neben mir schlafend.
Zarte Härchen unter ihrem Bauchnabel lagen vor meiner forschenden Zunge wie die lockenden Seiten eines vielgelesenen Buches.
Wie viele Male bis in den Sommer hinein ging ich von der 8th Avenue zu ihrem Haus, vorbei an der Eckkneipe, aus der der Geruch von Sägemehl und Schnaps auf die Straße quoll; vorbei an jungen und älteren Schwarzen, die zahlreich und ständig in Bewegung abwechselnd auf zwei umgedrehten Milchkästen Dame spielten?
Dann ging ich um die Ecke auf die 113. Straße und durch den Park, mit immer schneller werdenden Schritten, und meine Fingerspitzen kribbelten vor Sehnsucht, die Melodie ihres Körpers zu spielen.
Und ich entsinne mich an Afrekete, die aus einem Traum kam, stets so faßbar und wirklich wie die Härchen unter meinem Bauchnabel. Sie brachte mir Lebendiges aus dem Busch und Cocoyams und Maniok von ihrer Farm - jene magischen Früchte, die Kitty auf den karibischen Märkten entlang der Lenox Avenue Höhe 140. Straße kaufte, oder an den puertorikanischen Gemüseständen auf dem geschäftigen Markt an der Park Avenue, Ecke 116. Straße unter der New Yorker Hochbahn.
»Das habe ich unter der Brücke gekauft«, war eine Redewendung aus unvordenklichen Zeiten, der Ausdruck dafür, daß etwas, egal was, von sehr weit weg und gleichzeitig von so nahe kam, also so authentisch wie überhaupt möglich war.
Wir kauften rote köstliche Pippinäpfel, so groß wie französische Cashewnüsse. Wir nahmen grüne Bananen, schälten sie zur Hälfte und pflanzten das Fruchtfleisch tief in unsere Körper, und die Schale lag wie leuchtend grüne Ranken auf dem lockigen Dunkel zwischen unseren gespreizten Schenkeln.
Mit reifen rotknolligen Bananen, gedrungen und dick, teilte ich sanft deine Lippen, um die geschälte Frucht in deine dunkelrote Blume zu schieben. Ich hielt dich in meinen Armen, lag zwischen deinen braunen Beinen; langsam spielte meine Zunge in deinem vertrauten Busch, langsam leckend und schluckend, als die tiefen zuckenden Wellen deines starken Körpers langsam die reife Banane zu einem beigefarbenen Brei zerdrückten, der sich mit den Säften deines lodernden Fleisches vermischte. Unsere Körper begegneten sich aufs neue, deine und meine Haut entbrannte von den Zehenspitzen bis zur Zunge unter der Flamme der anderen, und in unserem eigenen, wilden Rhythmus gefangen, ritten wir einander durch den tosenden Raum, tropften wie Licht in den Spitzen unserer Zungen.
Wir beide waren nur wir selbst und dennoch eins. Dann trennten sich unsere Körper, und Schweiß glänzte auf ihnen wie süßes Öl.
Manchmal sang Afrekete in einem kleinen Club uptown in Sugar Hill. Manchmal jobbte sie in Gristedes Supermarkt an der 97. Straße, Ecke Amsterdam Avenue, und manchmal tauchte sie ohne jede Vorwarnung Samstag nacht im Pony Stable oder im Page Three auf. Einmal kam ich spät zurück zur 7. Straße und fand sie um drei Uhr morgens vor meiner Tür. Sie hatte ein Bier in der Hand und ein knallbuntes Tuch nach afrikanischer Art um den Kopf gewickelt. Wir rasten durch die leere morgendämmernde City und ein prasselndes Sommergewitter, und die nassen Straßen sangen unter den Reifen ihres kleinen Nash Rambler.
Es gibt gewisse Grundwahrheiten, die unser
Leben bestimmen, auf die wir uns verlassen. Daß die Sonne im Sommer nach Norden zieht, daß schmelzendes Eis die Form verändert, daß die krumme Banane süßer ist. Afrekete hat mich die Wurzeln gelehrt, neue Definition unserer weiblichen Körper, für die ich vorher immer nur geübt hatte.
Mit dem Beginn des Sommers waren die Wände in Afreketes Wohnung stets warm von der Hitze, die aufs Dach prallte, und die Windböen durch ihr Fenster ließen die Pflanzen rascheln und streichelten über unsere schweißglänzenden Körper, die sich von der Liebe ausruhten.
Wir redeten manchmal darüber, was es bedeutet, Frauen zu lieben und wie
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