Samtpfoten im Schnee
Liebes.« David legte den Arm um sie, als die Kutsche mit schlingernden Rädern zum Stehen kam.
Die Klappe wurde geöffnet. »M'lord, ich kann nichts mehr erkennen!«, rief der Kutscher zu ihnen herunter.
David sah, dass der Kutscher im Gesicht blutete. »Deckt die Pferde zu und kommt herein. Die Tiere werden doch ruhig stehen, oder?«
»Ja, Mylord, aber Dennis und ich können unter die Kutsche kriechen.«
»Herein mit euch, Charles. Das ist ein Befehl«, sagte David entschieden.
»Jawohl, Mylord!«
Sein Mündel rümpfte die Nase. »Diese gemeinen Dienstboten hier drinnen bei uns?«
»Sieh dir doch das Wetter an, Eugenia. Ich will nicht, dass die beiden jetzt draußen sind.«
Eine Windbö trieb die kleinen Eisstücke gegen die Kutsche. Eugenia wimmerte und barg das Gesicht an der Schulter ihres Onkels. »Ich mag das alles nicht! Mach, dass es aufhört!«
»Uns wird nichts geschehen«, beruhigte David sie. »Wir haben das beste Gespann, die robusteste Kutsche und den besten Kutscher des ganzen Landes. Und der Hagel wird bald aufhören.«
»Ich habe Angst!«
»Ich bin doch bei dir, mein Liebes. Bei mir bist du in Sicherheit.« David schaute zum bleigrauen Himmel hinauf.
Ihm missfiel, was er dort sah. Der Hagel mochte aufhören, aber der Schnee würde wiederkommen. Nach den dunklen, sich zusammenballenden Wolken zu urteilen, würde es einen schweren Sturm geben. Sie würden sich so bald wie möglich eine Zuflucht suchen müssen.
Sein Kutscher und der Lakai kletterten in die Kutsche und brachten einen Schwall kalter Luft und den strengen Geruch nach Pferden, Leder und Tabak mit sich. An einigen Stellen waren ihre Gesichter vom Hagel blutig, sie bibberten vor Kälte und zogen geräuschvoll die Nasen hoch.
»Gott segne Euch dafür, Mylord, uns reinzulassen«, bedankte Charles sich mit Nachdruck, wobei er sich die Nase am Ärmel abwischte.
»Ja, Sir«, echote Dennis, der Lakai. »Hier drinnen ist es schön warm.«
»Es ist kalt!« Eugenia hob den Kopf aus den Falten des Reisemantels ihres Onkels und starrte die beiden an. »Und ihr stinkt.«
»Eugenia!«, stieß David hervor und fühlte Röte in seine Wangen steigen.
Der Lakai sah wütend aus, doch in der Miene des Kutschers zeigte sich keine Regung.
»Ich muss mich für meine Nichte entschuldigen«, bat David um Nachsicht.
»Sie hat ohne Zweifel Recht«, sagte Charles.
Dennis sah aus, als hätte auch er gern etwas darauf erwidert, doch nach einem Blick zu seinem älteren Kollegen schwieg er weiterhin.
»Puh!« Eugenia hielt sich die Nase zu und verbarg das Gesicht wieder im Mantel ihres Onkels.
David war sich bewusst, dass seine unglückselige Neigung zum Erröten seinen Dienstboten verriet, wie zutiefst peinlich ihm dies war. Aber zweifellos war den beiden Männern von den anderen Dienstboten von Eugenias schwieri-gem Charakter berichtet worden. Vermutlich waren sie der Meinung, er sollte dem Mädchen eine Ohrfeige verpassen, wäre aber zu weich, um eine solche Maßnahme zu ergreifen.
Eugenia! Was hatte er eigentlich mit ihr zu schaffen?
»Wir können wieder aussteigen, Mylord«, bot der Kutscher ruhig an.
»Das wird nicht nötig sein. Ihr bleibt hier im Warmen, bis der Eissturm vorüber ist. Und dann werden wir uns so schnell wie möglich eine Unterkunft suchen müssen.«
»Ich erinnere mich an ein kleines Gasthaus im nächsten Dorf. Es sollte nicht allzu weit von hier sein«, sagte Charles.
»Wir haben dort noch nie Halt gemacht, aber es macht von außen einen sauberen und anständigen Eindruck.«
»Hoffen wir, dass sie genügend Platz für uns haben.« David seufzte. »Bei solchem Wetter ist es durchaus möglich, dass andere Reisende vor uns dort gestrandet sind.«
»Oh, sie werden ganz sicher Platz haben«, entgegnete Dennis und ballte die Hände zu Fäusten.
Der Marquis sah ihn aus schmalen Augen an. »Es wird dort keinen Ärger geben, guter Mann.«
»Nein, Sir!« Der Lakai grinste schuldbewusst. »Ich meinte nur... Ihr seid ein Marquis ... deshalb wird man sich dort der Ehre bewusst sein und Euch die bevorzugte Behandlung zuteil werden lassen, die man Euch schuldet.«
David lächelte. »Weißt du, Dennis, manchmal denke ich, du würdest einen besseren Peer abgeben als ich.«
»O nein, Sir!« Die Augen des Lakaien funkelten mutwillig.
»Mylord will damit sagen, dass du nicht weniger überheblich bist als ein ganzer Haufen von den feinen Herren, die ich schon gesehen habe«, wies Charles ihn zurecht. »Es ist eine Warnung, du
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