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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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schon bei dieser Vorstellung.
    Verstohlen schaute er zu dem kleinen Mädchen. Seit einer Stunde zog Eugenia nun schon den finstersten Schmollmund, den er je gesehen hatte. David fragte sich, ob sie ihr heutiges Ziel wohl ohne einen Wutausbruch schlimmsten Ausmaßes erreichen würden.
    Er seufzte. Es fiel ihm schwer, mit dem Kind seiner Schwester und seines Schwagers zurechtzukommen, die vor kurzem ums Leben gekommen waren. Nur einmal, vor einer langen Weile, hatte Eugenia gelächelt. Davon abgesehen hatte sie außer übler Missstimmung keine Regung gezeigt. Sie schien seine Anwesenheit weitestgehend zu ignorieren. Alle Gouvernanten, die er eingestellt hatte, waren von ihr ver-grault worden, und das Gleiche drohte bei jedem Mitglied seines Haushalts, mit dem Eugenia in Berührung kam, der Fall zu werden. David hoffte, dass die entspanntere Atmosphäre von Donnington Hall und die Menschen dort, besonders seine alte Kinderschwester, größeren Erfolg dabei haben würden, die Gunst des Kindes zu gewinnen, als es bei deren steiferen Gegenstücken in London der Fall gewesen war. Irgendjemand, das hoffte er fest, irgendjemand würde wissen, wie man mit Eugenia umzugehen hatte.
    Während er das Mädchen von der Seite betrachtete, bemerkte er, dass sie seinen Blick auf eine unverschämte Art zurückgab, die in ihm den Wunsch erweckte, ihren rosigen Wangen eine Ohrfeige zu versetzen.
    »Warum starrst du mich an?«, fragte sie übellaunig.
    »Ich habe mich gefragt, ob dir warm genug ist, Eugenia«, erwiderte er und zeigte auf den Reisemantel, der auf dem gegenüberliegenden Sitz lag.
    »Nein!« Sie streifte ihren teuren Pelzmuff ab und warf ihn zu Boden. »Wenn du mir die Katze gekauft hättest, die ich haben wollte, dann hätte sie jetzt auf meinen Händen liegen und mich wärmen können!«
    »Katze?«, fragte David überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass du eine Katze haben wolltest.«
    »Ich hab es dir aber gesagt! Du hast mich wie immer ignoriert!«

    Er mahnte sich, ruhig zu bleiben. »Bitte, Eugenia, sei gerecht. Du weißt, dass ich deine Bitten nicht ignoriere. Habe ich dir nicht immer alles gegeben, was du haben wolltest?«
    »Und wo ist dann meine Katze?«, fragte sie schnippisch.
    »Vielleicht hast du es jemand anderem gesagt und glaubst nur, mit mir darüber gesprochen zu haben«, schlug er vor.
    »Welchen Unterschied macht das? Du hast mir keine Katze geschenkt«, maulte sie.
    Einer derartigen Logik vermochte niemand zu folgen oder etwas entgegenzusetzen. David hob den Muff vom Boden auf und steckte Eugenias Hände hinein. Das Letzte, was er wollte, war, dass seine Nichte sich eine Erkältung holte.
    Eine kranke Eugenia wäre eine ganz und gar unerträgliche Tyrannin.
    »Ich will ein Kätzchen«, beharrte sie. »Ein kleines weiches, kuscheliges Kätzchen.«
    Sie würde dem armen Tier vermutlich den Kopf abreißen, stellte David sich vor.
    »Eugenia, Tierkinder werden normalerweise in der warmen Jahreszeit geboren. Du musst bis zum Frühjahr warten oder dich mit einer ausgewachsenen Katze zufrieden geben.«
    Sie grübelte über seine Bemerkung nach, fast schien sie besänftigt.
    David holte tief Luft und atmete langsam aus. Gott sei Dank! War sie endlich zufrieden gestellt?
    »Ein Menschenbaby wäre auch schön«, verkündete sie. »Es würde mir gefallen, wenn du verheiratet wärst, Onkel David.
    Dann würde es richtige Babys geben. Du musst sofort heiraten!«

    Er lächelte wehmütig. »Das ist nicht so einfach, Eugenia.«
    »Warum nicht? Mama hat immer von den vielen Frauen erzählt, die um dich herumschwärmen. Heirate einfach eine von denen.«
    »Das möchte ich nicht«, erklärte er entschieden. »Die Frau, die ich heiraten möchte, ist mir bis jetzt noch nicht begegnet.«
    »Musst du heiraten, um Babys zu haben?«
    »Ja!«
    »Woher kommen die Babys, Onkel David?«
    Diese redselige Eugenia war schlimmer als die schmollen-de. Er versuchte sie abzulenken, indem er aus dem Fenster zeigte. »Schau mal, Eugenia, es schneit.«
    Als auch er jetzt wieder aus dem Fenster schaute, war er selbst überrascht. Während der Zeit, die er im Gespräch verbracht hatte, war der Schneefall so dicht geworden, dass er nicht wusste, wieso der Kutscher noch in der Lage war, die Straße zu erkennen. Plötzlich mischten sich winzige Eisstücken zwischen die Schneeflocken, und dann begannen Hagelkörner gegen die Fenster zu prasseln. Es war ein Klappern, das Tote aufwecken konnte. Eugenia schrie auf.
    »Es ist alles in Ordnung, mein

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