Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Gespräch zu belauschen.
Nein. Das war zu peinlich. Und er würde ihr niemals mehr vertrauen, wenn er davon erfuhr.
„Ja“, schwindelte sie. „Es geht mir gut.“
Er verbeugte sich vor ihr und küsste ihre Hand. Ihr scheues Lächeln war wie festgeklebt in ihrem Gesicht; ihre Wangen schmerzten bereits, und sie hatte das Gefühl, sie könnte jeden Moment einen Krampf in den Lippen bekommen.
„Kannst du in einer halben Stunde fertig sein, um hinunter in den Salon zu kommen?“
Sie nickte und beobachtete, wie er zur Tür ging. Zurück blieb sein Duft, der überall an ihr haftete, das üppige Aroma seines Spermas zwischen ihren Beinen, der Duft seiner Haut auf ihrem Nacken und ihrem Gesicht, der maskuline Geruch von Männerkleidung und Rauch an ihrem Kleid.
Innerhalb einer halben Stunde konnte sie es nicht schaffen, ein Bad zu nehmen, um diese Gerüche fortzuwaschen. Die Zeit reichte nicht, um zu baden, sich umzuziehen und sich neu zu frisieren. Aber sie lächelte erneut, und es gelang ihr sogar, ihm schelmisch mit den Fingerspitzen zuzuwinken, als er sich in der Tür noch einmal nach ihr umdrehte.
Sobald er die Verbindungstür hinter sich geschlossen hatte, ging Maryanne zum Glockenstrang, um nach ihrer Zofe zu läuten, hielt jedoch mit der Seidenkordel in der Hand inne.
Seine Schwester wusste, dass sie schwanger war – das musste er ihr gesagt haben, als er sie nach Risiken für das Kind gefragt hatte. Himmel, wie hatte er ihr das nur verraten können?
Was seine Schwester nun wohl dachte? Der Grund für die eilige Heirat war ihr nun jedenfalls klar, und Dashs Beziehung zu seiner Schwester war offensichtlich eng.
Hasste Lady Moredon sie nun, weil sie Dash in eine Ehe gezwungen hatte?
In dem Moment, in dem sie an seiner Seite in die Tür zum Salon trat, sah Maryanne in Dashs Gesicht ein liebevolles Lächeln für seine Schwester aufleuchten. Dann schaute er sie mit demselben Lächeln an, und sie wusste, er erwartete, dass Lady Moredon und sie Freundinnen wurden.
Sie schluckte. Ganz gleich, was passierte, sie musste es zumindest so aussehen lassen, als wäre sein Wunsch Wirklichkeit geworden.
Doch bevor sie auch nur die Schwelle überschritten hatte, eilte eine schlanke Frau mit ausgestreckter Hand auf sie zu. „Liebe Schwester!“, rief Lady Moredon. „Wie wunderbar, dich endlich kennenzulernen.“
Lady Moredon war von berückender Schönheit – etwas anderes war allerdings von Dashs Schwester auch nicht zu erwarten gewesen. Das Haar seiner Schwester schimmerte schwarzblau und bildete einen aufsehenerregenden Kontrast zu ihrer pfirsichfarbenen Haut, während Dashs Haut dunkler war, da er sich viel im Freien aufhielt. Seine Augen waren von einem unergründlichen Schwarz, die seiner Schwester von einem geheimnisvollen Grau.
Aus den Augenwinkeln sah Maryanne das zufriedene Grinsen ihres Mannes und bewegte sich entschlossen auf ihre Schwägerin zu. Sie hatte sich nie besonders gewandt in der Gesellschaft bewegt. In Maidenswode hatte man sie gewöhnlich übersehen. In London hatte sie sich darauf verlassen, dass ihre Mitgift für sie sprach.
„Vielen Dank“, stieß sie hervor. Sollte sie knicksen? Wohl ja, da Lady Moredon gesellschaftlich über ihr stand. Doch bevor sie in einen Knicks sinken konnte, fand sie sich in einer herzlichen Umarmung wieder.
„Komm, setz dich zu mir ans Feuer und erzähl mir alles. Wie ihr euch kennengelernt habt und wie er dir den Antrag gemacht hat. Ich hoffe, er ist niedergekniet, obwohl er manchmal furchtbar gedankenlos lospreschen kann.“
Maryanne ließ zu, dass Lady Moredon sie bei der Hand nahm und zum Kanapee zog. Ihre Ladyschaft trug ein burgunderfarbenes Samtkleid von schlichtem, aber elegantem Schnitt. Zierlich und doch von sinnlicher Ausstrahlung, schien Dashs Schwester das ganze Zimmer mit ihrem Liebreiz zu füllen.
Maryanne biss sich auf die Unterlippe. Sie hätte sich eine Geschichte überlegen sollen. Sie hätte Dash fragen müssen, was er seiner Familie über seine Heirat erzählt hatte.
„Wartet“, mischte er sich ein, und sie betete um eine Atempause. „Ich bin noch nicht mit der Vorstellung fertig.“
„Diese Förmlichkeiten sind doch völlig überflüssig“, rief seine Schwester. „Ich bin Anne. Und das da ist natürlich mein Ehemann, Moredon. Nigel Roydon, Earl of Moredon. Und dort auf dem Sofa sitzt Sophia, Lady Yardley. Ich gehe davon aus, ihr zwei habt euch noch nicht kennengelernt. Du warst beschäftigt, als wir ankamen.“
Ich war damit
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