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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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entzog sie ihm die Hand. „Willst du nicht bleiben, um Harriet im Notfall beschützen zu können?“
    Er bewegte sich vom Cottage weg in Richtung des Weges. „Nicht, solange du auch hier bist, mein liebes Weib. Ich werde dich nicht in der Kälte herumstehen lassen, noch dazu, wo wir jeden Moment entdeckt werden könnten. Die lüsterne Harriet wird selber auf sich aufpassen müssen.“
    Mit gerunzelter Stirn trat Maryanne hinter dem Fliederbusch hervor und folgte ihm. Gehorsam blieb sie an seiner Seite, während sie den Weg entlangeilten, der in die Straße nach Swansley mündete.
    Als sie die große Baumgruppe am Rand der Rasenfläche erreicht hatten, blieb sie stehen. Er hielt ebenfalls an und wartete.
    Sie gestikulierte heftig und wedelte mit ihrem Muff in der Luft herum. „Aber Dash, wenn du all diese Leute verdächtigst, dich töten zu wollen, warum, um alles in der Welt, lädst du sie in dein Haus ein?“
    „Konfrontation“, erwiderte er achselzuckend. „Was ist ein Treffen zu Weihnachten, wenn nicht eine Gelegenheit zur Konfrontation?“
    Ihre braunen Augen begannen zu funkeln. Seine Frau machte sich soeben bereit, mit ihm zu streiten, als eine Männerstimme „Swansborough“ rief. Er schaute in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war, und sah einen Gentleman, der, seinen Spazierstock schwingend, auf sie zukam. Seine runden Brillengläser reflektierten das Sonnenlicht.
    Als Dash meinte, den Mann zu erkennen, lächelte er erfreut, doch schon im nächsten Moment zweifelte er daran, dass es etwas zu lächeln gab. Warum besuchte ihn Sir William unangemeldet in seinem Haus? Was hatte er herausgefunden? War nun auch Lady Farthingale getötet worden?
    Doch der Richter rief ihnen beim Näherkommen ein herzhaftes „Guten Tag euch beiden“ entgegen und begrüßte Maryanne mit einer Verbeugung; anschließend klopfte er Dash auf die Schulter.
    Nachdem Dash den Richter vorgestellt hatte, sah er die Sorge in Maryannes braunen Augen. „Sir William ist ein alter Freund. Ein Mann, der immer wie ein Vater zu mir war.“
    Er hoffte, sie mit diesen Worten beruhigen zu können, obwohl ihm selbst vor lauter Sorge ein Stein auf dem Herzen lag. „Und er ist der berühmte Richter aus der Bow Street.“
    Maryanne schob ihre Hand zurück in den Muff und biss sich auf die Unterlippe. Der Blick, den sie Dash zuwarf, war voller Angst, als würde sie erwarten, dass er im nächsten Moment in Ketten gelegt werden würde.
    Dash schüttelte den Kopf und wandte sich seinem Freund zu. „Was, zum Teufel, machst du hier, William?“
    „Ich bin gekommen, um deine Gastfreundschaft zu genießen, Swansborough. Wart ihr beide auf dem Weg zurück ins Haus?“
    Als Dash nickte, grinste der Richter. „Dann lasst uns schnell machen. Ich sehne mich nach einem wärmenden Cognac und einem prasselnden Feuer.“
    Wenigstens hatte Sir William Dash nicht festgenommen.
    Mit zitternden Knien setzte sich Maryanne an den Schreibtisch im Morgenzimmer. Sie stellte ihre Kerze auf die Schreibunterlage und zog Georgianas Brief und das Manuskript aus den Falten ihres Schultertuchs, das sie getragen hatte, um die Papiere zu verbergen. Wie sie es sich gedacht hatte, war das Morgenzimmer leer. In ihrem Schlafzimmer waren die Hausmädchen ein und aus gegangen, und sie hatte Sorge gehabt, Dash könnte jederzeit durch die Verbindungstür hereinkommen. Hier würde sie wahrscheinlich ungestört sein. Allerdings hatte sie nicht mit der Kälte gerechnet.
    Auf der Schreibunterlage strich sie den Brief glatt.
    Sie musste Georgiana eine Antwort schreiben. Doch was sollte sie ihr mitteilen? Und wie sollte sie sich zu Tillies Buch äußern? Sie konnte es auf keinen Fall bearbeiten. Sie konnte nicht weiter Georgianas Geschäftspartnerin bleiben.
    Maryanne tauchte den Federhalter ins Tintenfass und ließ die Feder über ein frisches weißes Blatt Papier gleiten.
    Ich habe mich in den Salon gewagt, um dich zu retten. Ich bin das Risiko eines Skandals eingegangen, weil ich glaubte, du bräuchtest Hilfe …
    Sie hielt inne, und die Tinte tropfte auf das Papier.
    Da sie davon ausgegangen war, dass Sir William mit Dash unter vier Augen sprechen wollte, hatte sie die Chance wahrgenommen, hierherzukommen, es hinter sich zu bringen und endlich diesen verdammten Brief zu schreiben.
    Aber nun hatte sie keine Ahnung, was sie schreiben sollte.
    Ein Brief in scharfem Ton konnte Georgiana verletzen. Und wenn die aufbrausende Kurtisane sich beleidigt fühlte, würde sie auf Rache

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