Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Hinterteil reiben – denn es ist der Hintern einer echten Dame“, spottete er.
„Du bist ein ekelhafter Kerl, Ball. Weißt du nicht, was mit einem Mann geschieht, der nur mit dem Köpfchen oben an seinem Schwanz denkt?“
Ein unverständliches Gemurmel war die Antwort.
„Der Kopf auf seinen Schultern wird ihm mit einer Kugel fortgeblasen“, teilte Georgiana ihrem Lakaien mit. „Jetzt benimm dich. Oder ich werde direkt auf deine hübschen Augen zielen.“
„In einer fahrenden Kutsche. Nee, das tun Sie nicht“, erwiderte der Mann in lässigem Ton. „Sie würden danebenschießen, und ich würde Ihnen die Kehle aufschlitzen. Oder ich würde mich erst ein bisschen amüsieren – indem ich an Ihren hübschen Titten und Ihrer gastfreundlichen Möse herumschnitze.“
„Du würdest mir niemals etwas tun“, erklärte Georgiana, doch ihre Stimme zitterte verdächtig. „Dein Herr würde dich töten.“
Eingehüllt von Dunkelheit und auf dem Holzboden hin und her rollend, spürte Maryanne ein so heftiges Pochen in der Brust, dass sie befürchtete, ihr Herz könnte zerspringen. Ob dieser Mann die Schauspielerin im Hyde Park getötet hatte?
Verzweifelt versuchte sie, den Würgereiz zu unterdrücken. Sie durfte sich nicht erbrechen, während sie geknebelt war, weil sie dann ersticken konnte.
Hab Mut, Maryanne, du Maus. Denk nach!
Sie hatte angenommen, Georgiana hätte den Plan ausgeheckt, sie zu entführen und von Dash Geld zu verlangen. Oder arbeitete Georgiana für Dashs Onkel? Oder für Robert? Das machte alles keinen Sinn. Würde Georgiana so etwas tun, um die Gunst eines Mannes wie Robert zu erringen, der nichts weiter zu bieten hatte als die vage Möglichkeit, Viscount zu werden?
In ihrem Kopf ging es drunter und drüber. Schuldete Georgiana vielleicht Jack Tate ein Vermögen? War es möglich, dass Georgiana eine Spielerin war? Oder arbeitete sie für Lord Craven? Er war ein Earl mit einem sagenhaften Vermögen.
Maryanne versuchte, die gefesselten Füße gegen den Sitz zu stemmen, damit sie nicht unkontrolliert hin und her rollte. Sie musste ihren Bauch und ihr Kind schützen.
Ihr Kind.
Wenn es ein Sohn war, würde er den Titel erben. Selbst wenn Dash sterben sollte, würde niemand den Titel und den Besitz erben, bevor sie das Kind zur Welt gebracht hatte – bis sie entweder ein Mädchen oder einen Jungen gebar.
Das Grauen lähmte sie mehr als die Seile, mit denen sie gefesselt war. Sie rang nach Luft. Hatten sie sie entführt, um sie zu töten? Sodass Dashs Erbe mit ihr starb?
Oder wollte Georgiana einfach nur Geld?
Doch warum sollte sie dann etwas so Extremes tun? Um Geld zu bekommen, musste sie es einfach nur von Maryanne fordern.
Maryannes Bauch verkrampfte sich schmerzhaft, und sie schrie in das Tuch, das in ihrem Mund steckte. Sie zog die Beine an und versuchte auf diese Weise, die qualvollen Schmerzen zu lindern. Die Krämpfe ließen nach, aber nun zitterten ihre Knie.
Würden ihre Angst und die brutale Behandlung eine Fehlgeburt auslösen?
Ihre Tränen sickerten in die Augenbinde.
Hab Mut! Sie musste ihre Angst unterdrücken. Sie hatte keine andere Wahl, als mutig zu sein – auf keinen Fall durfte sie Dashs Kind verlieren!
Bei jedem Zusammenziehen ihrer Muskeln wartete sie auf einen weiteren Krampf. Eine kleine Ewigkeit lang wurde sie hin und her geworfen, und ihr Kopf schlug bei jeder Spurrinne, die sie überquerten, auf den Boden der Kutsche.
„Ich kann nicht mit ansehen, wenn sie so herumrollt“, stellte Ball fest. „Lassen Sie sie mich auf den Sitz setzen.“
„Gut. Tu das“, fauchte Georgiana.
Eine der fleischigen Hände umfasste ihren Kopf; die andere legte sich um ihre Taille. „Wir sind gleich da, meine Liebe“, erklärte er ihr heiter. „Und bis es so weit ist, hast du’s in meinen Armen gemütlicher.“
20. KAPITEL
Geschmolzener Schnee tropfte von Maryannes Zobelmuff auf Dashs Hand, als er die Treppe zum Schlafzimmer seines Onkels hinaufstürmte. Er trat mit seinem Stiefel gegen die getäfelte Tür aus Eichenholz, die sich unter seinem Tritt nach innen bog, bevor das alte Schloss nachgab und die Tür ins Zimmer kippte.
Die Vorhänge um das Bett waren zugezogen und durch den Samtstoff drang dumpf eine verwirrte, schwache Stimme: „Was …? Wer ist da? Was willst du?“
„Komm da raus. Steh sofort auf, oder ich erschieße dich durch die verdammten Vorhänge.“ Was eine Lüge war, denn er hatte keine Pistole bei sich. Dennoch zeigte seine Drohung
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