Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Angreifer ihre Hände zusammen. Durch ihre Ziegenlederhandschuhe schnitt ihr das Seil in die Haut. Ihr Pelzmuff fiel in den Schnee.
Dann schleppten sie sie ums Haus herum wie einen Getreidesack, der verladen werden sollte. Zu ihrem Unglück war keiner der Dienstboten zu sehen. Es war einfach zu kalt. Rasch strebten sie auf den Schatten der Bäume am Rand der Auffahrt zu, und obwohl sie sich verzweifelt wehrte, wurden sie immer schneller.
Dash!
Aber sie konnte nichts anderes tun, als verzweifelt an dem Tuch in ihrem Mund zu würgen. Wenigstens würde er ihre Fußabdrücke im Schnee und ihren Muff finden, doch diese Spur würde nur bis zum Tor führen. Gab es irgendeine Möglichkeit, ihm weitere Hinweise zu hinterlassen?
Sie versuchte vergeblich, sich dem Griff des ersten Mannes zu entwinden. Ihr Kopf wurde gegen seinen harten Leib gepresst, und wegen seines wehenden Mantels konnte sie nichts sehen. Zwar hatte sie Papier in der Tasche ihres Umhangs, doch was sollte ihr das in dieser Situation nützen? Hätte sie Tinte bei sich gehabt, hätte sie sie vielleicht in den Schnee tropfen lassen können.
Mit gefesselten Händen? Und wie hätte sie die Tinte aus der Kutsche träufeln sollen? Was für eine brillante Idee!
Inzwischen hatten sie die schlichte schwarze Kutsche erreicht. Mit einem Grunzen schob der erste Schurke sie durch die offene Tür. Sie landete auf der Brust und bog den Rücken durch, um nicht aufs Gesicht zu fallen. Hinter ihr stieg ihr Entführer ein. Der zweite Halunke verschwand, und kaum war es ihr gelungen, sich auf den Rücken zu drehen, fuhr der Wagen auch schon los.
Direkt vor ihrer Nase stand eine Damenstiefelette.
Sie spuckte das Tuch aus und hob den Kopf.
In einen kostbaren Nerz gehüllt, auf den hellblonden Haaren einen flotten Hut mit Nerzbesatz, saß Georgiana auf dem mit blauem Samt bezogenen Sitz und starrte aus dem Fenster, als wäre sie schrecklich gelangweilt. Das würde Maryanne ihr nicht durchgehen lassen. Wenn ihre ehemalige Freundin und Geschäftspartnerin sie schon entführte, würde sie ihr wenigstens ins Gesicht sehen müssen. Sie war nicht bereit, Georgiana zu gestatten, angesichts der bösartigen Unmoral ihrer Tat den Blick abzuwenden.
„Warum tust du das?“, verlangte sie zu wissen. An ihrer Zunge klebten noch Fasern von dem Tuch und brachten sie zum Würgen. Was keine Rolle spielte, denn auch das Verhalten ihrer treulosen Geschäftspartnerin verursachte ihr Übelkeit.
Offensichtlich erstaunt, anstelle von jämmerlichem Flehen eine in herrischem Ton vorgebrachte Frage zu hören, schaute Georgiana auf sie herab.
„Nun“, fauchte Maryanne. „Ist das deine Art, mir für meine Hilfe zu danken? Dafür, dass ich herbeigeeilt bin, um dich zu retten?“
Seufzend sah Georgiana den dunkelhaarigen Mann an, der Maryanne in die Kutsche geworfen hatte. Er lümmelte auf dem gegenüberliegenden Sitz und stocherte in seinen schlechten Zähnen.
Georgiana bewegte ihre Hand huldvoll wie eine Countess durch die Luft. Im schwachen Lampenlicht glitzerten zahllose Armbänder. „Kneble sie“, fauchte Georgiana. „Ich will nicht mit ihr reden.“
„Du Hexe!“ Die Beleidigungen, die Dashs Tante ihr an den Kopf geworfen hatte, kamen ihr in den Sinn, aber der Grobian beugte sich über sie und stopfte ihr das ekelhafte Tuch wieder in den Mund, bevor sie richtig loslegen und Georgiana nach allen Regeln der Kunst beschimpfen konnte.
„Und verbinde ihr die Augen.“
Ein gefaltetes Musselintuch wurde ihr vor die Augen geschlagen und an ihrem Hinterkopf brutal zu einem Knoten gebunden, was sie daran erinnerte, wie sie Dash die Augen verbunden hatte. Mit ihm war es ein erotisches Spiel gewesen.
Jetzt pochte ihr Herz wild und laut. Es war furchterregend, nichts sehen zu können.
Was, wenn Georgianas riesiger Lakai ein Messer hervorzog? Oder vorhatte, sie zu erwürgen? Was, wenn der Kerl ihr einen Pistolenlauf an den Kopf hielt? Bei jeder kleinen Unebenheit der Straße konnte die Waffe losgehen.
Ihr Herz raste noch schneller als die Kutsche.
Der Straßengraben. Sie konnten im Straßengraben enden.
Ihr Kind. Dashs Kind …
Der Mann lachte lüstern auf.
„Sie hat hübsch große Titten. Ich kann mir einige nette Dinge damit vorstellen.“
„Sie ist schwanger, du Flegel“, schnappte Georgiana angewidert. „Ich verbiete dir, sie zu vergewaltigen.“
„Das muss nicht sein. Aber ein bisschen Gefummel wäre nicht schlecht. Ich könnte durch die Kleidung meinen Schwengel an ihrem
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