Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
Also rannte sie zu Dash und stemmte ihm die Hand gegen die Brust.
„Bitte nicht“, bettelte sie, obwohl sie wusste, dass es zwecklos war. Obwohl Duelle verboten waren, konnte sie ihn nicht davon abhalten, sich zu duellieren, und er konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. „Er würde sich nicht an die Regeln halten und zuerst schießen. Unehrenhafte Männer tun solche Dinge. Und ein Mann, der versucht hat, ein Kind zu töten, kann keine Ehre haben. Keine Menschlichkeit und kein Herz.“ Sie krallte ihm die Finger in den Bizeps, als könnte sie so dafür sorgen, dass er in Sicherheit blieb und sich nicht von der Stelle rührte. „Dash, bitte. Wenn du ihn tötest, einen bösen, aber schwachen alten Mann, wirst du dir dann nicht hinterher Vorwürfe machen?“
„Es geht nicht um Rache, es geht darum, Leben zu retten.“
„Dann lass zu, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Sir William ist hier. Bring deinen Onkel dazu, dass er zugibt, was er getan hat, und dann soll er für den Rest seines furchtbaren Lebens im Gefängnis darben.“
„Du hast recht, Maryanne.“ Dashs Mundwinkel bogen sich zu einem Lächeln nach oben. „Ich kann meinem eigenen Onkel keine Kugel in die Brust schießen. Er gehört zu meiner Familie. Das ist eine Grenze, die ich nicht überschreiten kann.“
„Das kannst du sehr wohl, verdammt noch mal!“, rief Blackmore. Sein Gesicht war rot, und an seinen Schläfen pochte das Blut in den Adern. Er stützte sich auf seinen Krückstock und presste sich die Hand gegen das Herz. „Du hast meinen Sohn getötet.“
Dash nahm Maryannes Hände in seine, doch er wandte den Kopf ab, um Blackmore anzusehen. „Wenn du darauf bestehst, dass wir uns im Morgengrauen mit Pistolen treffen, könnte ich beschließen, den perfekten Gastgeber zu spielen und dir die Freude zu machen“, fauchte Dash.
Als sie seinen eisigen Ton hörte, schauderte ihr. „Du wirst dich mit mir duellieren, Mylord.“ Robert spuckte die Worte aus. „Nicht mit meinem alten Vater.“
„Ich würde es vorziehen, nicht auf ein Mitglied meiner Familie schießen zu müssen. Und wie meine Frau bereits bemerkte, sprechen wir davon, uns zu duellieren – was illegal ist. Und wir reden im Beisein eines Richters aus der Bow Street darüber. Wir könnten uns beide im Newgate-Gefängnis wiederfinden. Ich dachte, der Tod wäre der einzige Weg, unsere Probleme zu lösen, aber es wird kein Duell geben.“
„Deine Frau hat mit ihren Worten diese Sache ins Rollen gebracht, Swansborough. Mein Vater verdient die Gelegenheit zu …“
„Was zu tun? Alle hier kennen die Vergangenheit. Alle hier kennen die Wahrheit.“ Dash maß seinen Cousin mit funkelnden Augen.
„Du hast meinen Bruder umgebracht, du verdammter Mörder.“
„Hört auf damit!“, kreischte Dashs Tante. „Ich halte das nicht mehr aus! Und ich ertrage es nicht, noch einen Sohn zu verlieren.“ Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte bitterlich. Dann hob sie den Kopf. Und streckte ihre zitternden Finger aus.
Maryanne machte einen Schritt rückwärts, als der gichtige Finger wie ein Pfeil direkt auf ihr Herz zeigte. „Du bist schuld, du Hexe. Du Hure. Welche anständige Frau würde Swansborough nehmen? Böse, verdorbene, liederliche …“
Dashs Hand drückte die ihre fester, aber ihr gefror dennoch das Blut in den Adern.
„Hör auf, Mutter“, bat Robert.
„Sie muss sich ausruhen …“, begann Maryanne. Aber Helena Blackmore legte die Finger um den Rand einer Vase, die neben ihr auf dem achteckigen Tisch stand.
Trotz ihres zittrigen Arms war klar, auf wen sie zielte. Maryanne duckte sich, und die mundgeblasene Vase flog über ihren Kopf und zerschellte an der Wand.
Innerhalb von Sekunden sorgte Dash dafür, dass seine Tante kein weiteres Unheil anrichten konnte, indem er energisch ihre Handgelenke festhielt, während sein Onkel ihm Verwünschungen an den Kopf warf.
„Wenn du vorhast, meiner Frau etwas zuleide zu tun, wirst du es bitter bereuen.“ Dashs Stimme klirrte wie Eis. „Robert, hilf mir, sie in ihr Zimmer zu bringen.“
Maryanne erstarrte, während sie darauf wartete, dass Robert sich gegen Dashs Befehl auflehnte. Aber der junge Mann nickte, legte seinen Arm um die Schultern seiner Mutter und führte sie aus dem Zimmer, während er beruhigend auf sie einredete. Auf ein Zeichen von Dash hin folgten zwei Diener Robert und seiner Mutter, während zwei weitere Dashs Onkel begleiteten. Maryanne setzte mit Mühe einen Fuß vor den anderen, um
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