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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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Dirne, die engagiert worden war, um bei der bizarren Schnitzeljagd mitzuwirken. Im Salon hatte sie gehört, wie Paare über die Jagd und über Hinweise gesprochen hatten, die zum nächsten Ziel führten. „Ich bin hierhergekommen, um nach einer Freundin zu suchen.“
    Die Cognac-Karaffe war fast leer. Hatte er wirklich so viel getrunken? Wie konnte er nach so viel Alkohol immer noch bei Bewusstsein sein? Die zwei Gläser Champagner und der klebrige Likör hatten sie benommen und schwindelig gemacht.
    „Tatsächlich?“ Seine Stimme klang Unheil verkündend, wie die eines Mannes, der nur zu genau wusste, dass er eine hilflose Frau in seiner Gewalt hatte. Sie war aber auch zu einem spöttischen Unterton fähig, und sie wusste, dass sie viel lieber mit Swansborough in diesem Studierzimmer eingesperrt sein wollte als dort draußen in den übrigen Räumen des Hauses mit den anderen Teilnehmern der Schnitzeljagd.
    Die eingetrockneten Tränenspuren auf ihren Wangen juckten, und sie war sicher, dass sie völlig zerzaust aussah. Wie viel von ihrem Zustand verdeckte ihre Maske?
    „Komm her, Verity.“ Seine Stimme klang nüchterner als zuvor, und in ihr schwangen verheißungsvoll erotische Versprechungen mit.
    Verity. Das klang so ähnlich wie der Name ihrer Schwester, Venetia. Hatte sie diesen Namen gewählt, weil ihre Schwester Abenteuer erlebt hatte, die sie sich auch für sich selbst gewünscht hatte?
    Aber Venetia hatte ihr gesagt, zwischen Swansborough und den Männern, die sie im Salon umringt hatten, gäbe es keinen Unterschied. Außerdem war er betrunken und schon allein deshalb gefährlich. Das sagte ihr der Verstand, doch ihr Herz schmolz beim Anblick der Freundlichkeit in seinen schwarzen Augen dahin. Diese Augen waren verschleiert vom Alkohol, aber nicht erfüllt von wildem Verlangen.
    „Komm.“
    Ein selbstsicherer Befehl, der keinen Widerstand duldete. Sie kannte die andere Bedeutung des Wortes, das er ausgesprochen hatte, und ein Schauer der Erwartung lief ihr heiß und prickelnd den Rücken hinunter.
    Ihre Füße gehorchten, sie überwand den Abstand zwischen ihnen, und mit jedem Schritt zog sich ihr Herz ein wenig mehr zusammen. Unter ihrem Mieder rannen Schweißtröpfchen über ihre Haut, und ihre Kehle brannte. Es war genau dasselbe Gefühl, als würde sie ein erotisches Manuskript lesen.
    Sie blieb stehen – nur wenig mehr als eine Schwertlänge von ihm entfernt – und er grinste. „Wer ist die Freundin, die du hier zu finden hofftest, Süße?“
    Er war ein enger Freund von Marcus und hatte sie bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal gesehen. Nun, da sie so dicht vor ihm stand, hatte sie Angst, er könnte erahnen, wer sie war. Könnte hinter ihre schlichte weiße Maske sehen und ihr wahres Gesicht erkennen. Dass sie Maryanne Hamilton war, eine ganz gewöhnliche Jungfrau, die hierher in die Hölle gekommen war, um nach einer in Not geratenen Kurtisane zu suchen.
    „Georgiana“, gestand sie mit leiser Stimme.
    Er zog die schwarzen Augenbrauen in die Höhe. „Gehörst du zu ihr, Süße?“
    „Wie meinen Sie das, Mylord?“, fragte sie verwirrt.
    „Weißt du, wer ich bin?“
    „Ein Viscount. Und Sie erwarten, dass ich auf Ihre Fragen antworte, doch Sie beantworten die meinen nicht.“ Lächelnd senkte sie den Kopf. Du lieber Himmel, hatte sie das wirklich gesagt? „Sie sind Lord Swansborough.“ Sicher war es nicht gefährlich zuzugeben, dass sie wusste, wer er war. Er würde annehmen, sie sei eine Dirne, die ihn aus Bordellen und von Kurtisanenbällen her kannte.
    Sie wusste immer noch nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten, was sie vorgeben sollte zu sein. Sollte sie so tun, als hätte sie erotische Erfahrung? Sollte sie zugeben, dass sie eine unschuldige Frau in Not war?
    „Ich hätte nicht erwartet, Sie hier allein im Dunkeln anzutreffen, Mylord.“
    „Ich trinke oft allein, meine Süße. Es machte keinen Spaß, allein inmitten einer Menschenmenge zu trinken.“
    „Aber warum …“ Verwirrt starrte sie ihn an.
    „Ich habe zufällig einen Mann getroffen. Er erwähnte ein tragisches Ereignis, welches lange her ist. Es geht um etwas, das ich gern vergessen würde. Und ich brauchte etwas Hilfe dabei.“ Seine Lordschaft senkte die Karaffe und ließ sie wenige Fingerbreit über dem Tisch los, sodass sie beim Aufprall auf die Platte laut klirrte. „Du bist reizend, Verity. Aber die Wahrheit ist immer schön. Gefährlich, aber schön.“
    „Ich bin wohl kaum gefährlich, Mylord.“
    Er

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