Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
verdammt, der Schmerz war gar nichts.
„Gleich kommt deine Frau, um diesem köstlichen Schauspiel zuzusehen“, erklärte Sir William ihm in höhnischem Ton. „Dann wird sie erleben, wie hilflos du bist. Sie wird sehen, wie du leidest, und wissen, dass sie sterben muss.“
Nein. Nein, Maryanne durfte seinetwegen nicht sterben. Es musste einen Weg geben, das zu verhindern.
„Wie soll ich sie töten? Wie Eliza Charmody?“
Dash bekämpfte die in ihm aufsteigende Übelkeit. „Wenn du sie anfasst, reiße ich dir das Herz heraus.“
„Wirst du das tun, Dashiel? Das glaube ich nicht.“ Die Peitsche zischte – und ihr Schwanz klatschte neben ihm auf den Boden. Der Himmel mochte ihm beistehen, er zuckte zusammen, und als Sir William lachte, knirschte er hilflos mit den Zähnen.
Dann fand Dash die Kraft zu knurren: „Warum, um Gottes willen, tust du das? Hast du mich dein ganzes Leben lang gehasst? Oder tust du es für meinen verdammten Onkel?“
Sir William ging um Dash herum, bis er vor ihm stand und ihm ins Gesicht sehen konnte. „Du hast keine Ahnung, nicht wahr, du arroganter Schnösel?“
„Nein, du Stück Dreck, das habe ich nicht.“ Dash atmete tief ein und senkte den Kopf, damit ihm sein schweißnasses Haar über die Augen fiel. Er musste den Schmerz verbergen, den sie sicher verrieten.
Sir William hob die Peitsche. Wie magisch angezogen, hob Dash den Blick, als die Peitsche schnalzte. Gleichzeitig zuckte er wieder zusammen, und im Gesicht des Richters zeigte sich Triumph.
Der einzige Mann, von dem er geglaubt hatte, er könnte ihm vertrauen.
Was für ein Albtraum sein Leben war! Sein Onkel, seine Tante und sein Cousin wünschten ihm den Tod. Und der Mann, der die Rolle des Vaters, des Mentors, des Vertrauten gespielt hatte, der Mann, der ihm geholfen hatte, nicht den Verstand zu verlieren, wollte ihn nun quälen.
Wollte ihn töten.
„Du wirst nicht siegen“, fauchte Dash. Als er noch ein Junge gewesen war, hatte es viele Nächte gegeben, in denen er geglaubt hatte, sein Onkel würde ihn besiegen. In diesen Nächten war Dash bereit gewesen aufzugeben, einfach nur, damit die Angst aufhörte.
Nun gab es in seinem Leben ein Licht. Einen Grund, morgens aufzuwachen.
Maryanne. Er war nicht bereit, seine Chance auf ein glückliches Leben mit Maryanne aufzugeben.
Dash ließ sich nach vorne fallen, steckte alle Kraft, die ihm noch geblieben war, in den Versuch, sich auf Sir William zu werfen. Doch der Bastard tänzelte zur Seite.
Zwei Diener zogen ihn zurück, während Sir William einen seiner in Stiefeln steckenden Füße auf einen niedrigen Tisch aus Eisen und Eichenholz stellte.
Die Folter fand in einem elegant eingerichteten Salon statt. Vor den Fenstern hingen dünne Seidenvorhänge, und zwei stämmige Dienstboten standen draußen vor der zweiflügeligen Tür Wache.
„Miss Westmoreland.“
Dash runzelte die Stirn. „Amanda? Wenn dies die Rache für Amandas Tod sein soll, kann ich dir nur versichern, dass ich sie nicht getötet habe. Es war mir egal, wen sie liebte und mit wem sie durchbrennen wollte.“
Sir William kicherte mit bösartigem Gesichtsausdruck in sich hinein. „Natürlich hast du sie nicht getötet. Ich habe es getan.“
„Mein Gott – warum?“
Als sein Peiniger die Peitsche in Richtung seines Kopfes schwang, zuckte er zur Seite. Durch den verdammten Balken, der an seinen Schultern befestigt war, bewegte er sich unbeholfen und konnte kaum das Gleichgewicht halten. In verdrehter Haltung fiel er zu Boden, und das Ende des Jochs schlug gegen die Tür.
„Ich hatte sie bei mir. All die Jahre. Ich konnte sie nicht haben, solange sie lebte, denn sie liebte dich. Dich! Du hast sie weggestoßen, doch sie liebte dich immer noch. Ich legte ihr alles zu Füßen – mein Herz, meine Seele, meinen Reichtum, meine gesellschaftliche Stellung, Kinder. Alles, was sich eine Frau nur wünschen kann. Sie verzehrte sich lieber nach dir, allein und elend, als mich zu nehmen. Doch ich liebte sie. Betete sie an – die unvernünftige Hexe.“
Sir William hatte Amanda geliebt? Dash verzog schmerzlich das Gesicht, während er die Bauchmuskeln anspannte und versuchte, sich mit dem Balken wieder aufzurichten. „Aber warum hast du sie getötet? Wie konntest du das tun, wenn du sie doch liebtest?“
„Es gab keinen anderen Weg, sie bei mir zu behalten.“
„Du hast all die Jahre ihre Leiche bei dir gehabt?“ Vor Entsetzen gefror Dash das Blut. Gütiger Himmel, er musste Maryanne hier
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