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Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz

Titel: Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Page
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schrie sie.
    Er fuhr herum und erstarrte, als er die Pistole in der fleischigen Hand des entschlossenen grinsenden Dieners sah. Nur ein Sadist konnte Freude daran haben, einen wehrlosen Mann zu töten, dessen war Maryanne sich sicher.
    Dashs Augen weiteten sich vor Entsetzen, und sie blickte in die gleiche Richtung wie er. Wie sie es erwartet hatte, zielte Sir William, der feige Wurm, mit einem Gewehr auf sie. Und sofort nahm Dash eine ergebene Haltung ein – eine geschickte Reaktion, die deutlich zeigte, dass er nicht vorhatte zu kämpfen, um sie nicht in Gefahr zu bringen.
    Mit einem Ruck seines Kopfes befahl Sir William den Dienern, Dash aus dem Zimmer zu bringen. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, drehte er den Schlüssel im Schloss um und steckte ihn in die Tasche. Dann machte er eine Handbewegung, die den ganzen Raum umfasste. „Hier könntest du leben, wenn du gehorsam bist.“
    In dem pompös eingerichteten Zimmer stand ein riesiges Bett in Blau und Gold mit Vorhängen aus goldfarbener Seide. Es roch nach parfümierten Kerzen, und Maryannes Magen zog sich zusammen.
    Sie wollte schreien: Ich will nicht gehorsam sein, also werde ich wohl in ihrer Höhle bleiben müssen! Das waren mutige Worte, nachdem sie eine weitere Nacht dort unten verbracht hatte. Es war der Weihnachtsabend gewesen! Aber Dash in der Zelle nebenan, der ihr Mut zusprach, hatte ihr Kraft gegeben.
    Sie musste durchhalten! Zwar war sie zerschrammt und dreckig und hungrig und fast verrückt vor Angst, aber sie war nicht mehr gefesselt. Es musste einen Weg geben, sich zu befreien und zu Dash zu gelangen. Zu fliehen. Sie musste um Zeit spielen.
    Dashiel dabei zusehen, wenn er der Frau, die er liebt, beim Sterben zusieht …
    Dieser Verrückte, der gerade lässig dastand und seine Brillengläser putzte, glaubte, Dash würde sie lieben und es würde ihm wehtun, zuzusehen, wie sie starb.
    Aber ihr Baby würde mit ihr sterben, und das wollte, das konnte sie nicht zulassen. Dieses Baby war keine Dummheit, kein Fehler – sie liebte ihr Kind. Sie liebte Dash. Indem sie die stolze Haltung einer Dame von Stand annahm, schaute sie an ihrer sommersprossigen Nase entlang Sir William an. „Warum? Warum tun Sie das hier?“
    „Es amüsiert mich, mit unterlegenen Kreaturen zu spielen, meine Liebe.“ Er wandte sich ab und schlenderte zur Tür, blieb aber noch einmal stehen, bevor er das Zimmer verließ. „Ich komme später zurück, erst einmal will ich Dashiel betteln hören.“
    Dann fiel die Tür zu, und der Schlüssel drehte sich im Schloss. Obwohl sie wusste, dass es sinnlos war, rannte sie ebenfalls zum Ausgang des Raumes. Aber natürlich widerstand die weiß lackierte, mit Paneelen versehene Holztür ihren Tritten und ihren hämmernden Fäusten. Sie ließ sich auf die Knie fallen und sah durchs Schlüsselloch. Auf der anderen Seite der Tür befand sich etwas Schwarzes, etwas, das sich bewegte.
    Er hatte eine Wache vor die Tür gestellt.
    Sie rannte zum Fenster und zerrte die blauen Samtvorhänge zur Seite. Ihr Herz sank. Rings um den Rahmen hatte sich eine dicke Eiskruste gebildet, sodass es unmöglich war, die Fensterflügel zu öffnen. Zusätzlich machten dichte Eisenstäbe das Zimmer zu einem Gefängnis. Stöhnend lehnte sie die Stirn gegen das eiskalte Glas und schaute nach unten. Zwei Stockwerke unter ihr lag eine vom Schnee befreite Steinterrasse.
    Kein Wunder, dass Sir William sich keine Sorgen machte, sie könnte durch das Fenster entkommen.
    In einem der Bücher, die sie bearbeitet hatte – es war ein Schauerroman um einen entstellten Lord und ein unschuldiges Mädchen gewesen, das er gefangen hielt –, hatte die Heldin auf jede nur erdenkliche Weise versucht zu entkommen, und jeder Versuch hatte sie nur in eine noch aussichtslosere Lage gebracht. Schon bald war das Mädchen in einem kleinen Schuppen eingesperrt und völlig gebrochen, sodass sie den Lord endlich ihren „Herrn“ nannte.
    Maryanne wandte sich vom Fenster ab. „Ganz ruhig, mein Kleines“, flüsterte sie ihrem Baby zu. „Wir lassen uns von einer erfundenen Geschichte nicht den Mut nehmen. Wir werden einen Ausweg finden!“
    Nachdem sie vergeblich sämtliche dunklen Nischen und Ecken abgesucht hatte, fiel sie auf den Holzdielen des Fußbodens auf die Knie und schaute noch einmal unter das Bett. Vor Enttäuschung war sie den Tränen nahe.
    Im ganzen Schlafzimmer gab es nichts, das man hätte durch die Luft schwingen oder werfen können. Es gab keinen

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