Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
meinte, Dehqan habe sich entschlossen, nach Afghanistan zurückzukehren.«
»Und das nimmst du ihm nicht ab?«
»Nein, nie im Leben. Die anderen im Übrigen auch nicht. Er ist nervös wie eine Raubkatze, und Dae-Jung hat ihn neulich dabei erwischt, wie er in den Bergen mit einem Spiegel Signale blinkte.«
Karen spähte heimlich von einem zum anderen. Die beiden hatten die Köpfe zusammengesteckt und diskutierten angeregt. Sie wusste zwar nicht wirklich, wer
Magnus war, aber ihr war klar, dass Warlord ihn respektierte und schätzte.
»Er hat uns geleimt«, knirschte Warlord.
»Das hat er zweifellos«, antwortete Magnus.
»Benjie war schon immer einer, der den Weg des geringsten Widerstands geht. Möchte wissen, was die dem versprochen haben.«
»Geld.«
»Nein. Macht und Ansehen. Darauf ist dieser Spinner scharf.« Warlord tupfte sich nachdenklich das Blut von seiner aufgeplatzten Lippe. »Okay. Hol ihn her. Bin mal gespannt, was er zu dem Thema zu sagen hat. Vermutlich tischt der mir eine komplett andere Version auf.«
»Wo treffen wir uns? Unten an der Feuerstelle?«, wollte Magnus wissen.
»Ja, ja, gute Idee.« Warlord klopfte Magnus anerkennend auf die Schulter. »Mach hin, Amigo.«
Der Schotte zog los. Er pfiff leise zwischen den Zähnen.
Warlord öffnete eine Truhe, kramte ein langärmeliges T-Shirt heraus und streifte es über den Kopf. Er stopfte es in seine Jeans, knöpfte den Bund zu, zog einen breiten Gürtel durch die Schlaufen. Er setzte sich, zog Wollsocken und dicke schwarze Schnürstiefel an, die ihm bis zur Wade gingen. Griff abermals in die Truhe, brachte zwei gefährlich anmutende, fest stehende Messer zum Vorschein, die er in seine Stiefel steckte. Dann stand er auf, strich die Jeans über den Schenkeln glatt, glitt in sein Brustholster und streifte zwei kleinere über seine Arme. Er steckte eine Smith
& Wesson 952 in das große Holster, Kel-Tec P-32 in die beiden kleineren.
Der Typ war bewaffnet, als ginge er auf Bärenjagd.
Er warf einen losen schwarzen Umhang über, checkte seine Waffen und warf einen Blick zu Karen.
Sie schloss eilends die Augen und tat so, als würde sie schlafen.
Dadurch bekam sie natürlich nicht mit, wie er sich geräuschlos anschlich. Und merkte erst, dass er neben ihr stand, als er ihr ins Ohr raunte: »Ich bin nicht lange weg, Schätzchen. Du bist müde. Bleib ruhig im Bett.«
Sie setzte sich ruckartig auf. Es fehlte nicht viel, und sie hätte ihm mit ihrem Kopf einen brutalen Kinnhaken verpasst.
Er lachte und rieb sich seinen schmerzenden Kieferknochen. »Heut ist irgendwie nicht mein Tag.«
»Es gibt richtig Ärger, was?«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Magnus hat dich vorhin geschlagen. Das lässt du dir bestimmt nicht gefallen, es sei denn …« Sie drehte den Kopf und sah ihn voll an - bemerkte seine angespannten Züge unter dem Vollbart, wild zerwühlte Haare, die kräftige Nase, die vollen Lippen und jene tiefschwarzen Augen, die sein Gesicht dominierten.
»Es sei denn, ich hab’s verdient?«
»Ja.«
»Weißt du, was ich am meisten an dir mag?«
»Ich bin schließlich nicht blöd!«, versetzte sie pampig. Dabei tastete sie behutsam den Riss in seiner Lippe ab.
Er korrigierte sie. »Ich hab öfter in den Felsen über deiner Baustelle gesessen und dich beobachtet.«
»Du hast mich beobachtet?« Aha, das erklärte das unbehagliche Kribbeln, das ihr häufiger über den Rücken gelaufen war.
»Ich konnte mich nicht sattsehen. Du arbeitest hart. Du bist clever. Intelligent. Und hartnäckig. Du strahlst von innen heraus, und ich hätte dich würgen mögen für das, was du mit mir angestellt hast. Durch dich hab ich realisiert, was aus mir geworden ist, dass ich mich gegen meinen Willen transformiere. Ich hatte andere Frauen, aber ich denke nur an dich. Für mich gibt es nur dich. Du bist in meinem Herzen eingraviert.«
Dieser verdammte Kerl. Was bildete er sich ein? Wollte er sich bei ihr einschleimen, oder was?
»Ist ein bisschen spät für nette Komplimente und so, finde ich.« Sie drehte den Kopf weg. »Hast du vor, ihn umzubringen? Ich meine diesen Benjie?«
»Kommt drauf an, wie viel er freiwillig auspackt und wie lange er dafür braucht.« Warlord setzte sich auf seine Fersen. »Wieso? Hast du etwa Mitleid mit ihm?«
»Nein. Nicht, wenn er seine Kameraden verpfiffen hat.«
»Du denkst nicht wirklich wie eine Frau.«
»Wie denkt denn eine Frau?« Sie torpedierte ihn mit einem stahlkalten Blick.
»Frauen sind immer so …« Er
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